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verbunden wurden. Diese Vorstudien ergaben die Nothwendigkeit, zu-
nächst einen Lehrplan für die mehrclassigen Volksschulen auf-
zustellen. Diese Arbeit ist gegenwärtig so weit gefördert, dass die Com-
mission jetzt an die Entwerfung weiterer Lehrpläne gehen kann. Um
möglichst gründlich das Materiale zu sammeln, wurde vor einigen Mo-
naten in Berlin durch die Regierung eine grosse-Ausstellung von
Arbeiten der Schüler sämmtlicher Gewerbeschulen, gewerblichen Zeichen-
schulen, der vom Staate unterstützten oder erhaltenen Baugewerltschulen,
der Kunstschulen und einiger Fortbildungsschulen veranstaltet. Die mit
der Begutachtung der Ausstellung beauftragten Commissionen haben Vor-
schläge zu einer Verbesserung der verschiedenen Zweige des Zeichen-
unterricbts an den genannten Anstalten gemacht, welche grosse Beachtung
verdienen. Ausserdem hat die Ausstellung die Nothwendigkeit klar ge-
legt, dass an den gewerblichen Zeichenschulen die Vermehrung der Un-
terrichtsstunden und der Classen, die Verbesserung der Lehrmittel und
sonstigen Einrichtungen und nicht selten der Ersatz der vorhandenen
Lehrer durch tüchtigere nothwendig ist.
Bekanntlich ist das österreichische Unterrichtsministerium schon vor
fünf Jahren mit einer ähnlichen Reform vorgegangen, hat aber nun bei
der Durchführung derselben mancherlei Hindernisse noch zu überwinden.
Angesichts des Ernstes, mit dem in Preussen diese Angelegenheit gegen-
wärtig angefasst wird, wäre es im Interesse der österreichischen Industrie
sehr zu wünschen, dass in Oesterreich die Durchführung der Reform in
allen ihren Consequenzen bald gelange.
ln den Bestrebungen zur Hebung der Kunstindustrie kommt der
preussischen Regierung der Besitz eines Stützpunktes zu Statten, den
Oesterreich leider schon seit Jahren entbehrt. Für einen sehr wichtigen
und namentlich auch für den Export geeigneten Zweig der Kunstindustrie,
für die Keramik, bietet sich nämlich Aussicht auf günstige Beeinflussung
durch die königliche Porcellanmanufactur in Berlin. Die Frage
der Nutzbarmachung dieser Staatsfabrik für den Fortschritt der keramischen
Landesindustrie ist im verflossenen Sommer Gegenstand der eingehendsten
Beratbungen gewesen ').
Die betreßende Conferenz sprach sich dahin aus, dass es unerlässlich
sei, die sofortige Anstellung eines hervorragenden Künstlers als artistischen
Directors vorzunehmen, eine Anzahl tüchtiger, ausführender technischer
Kräfte zu engagiren, die Vorbildersammlungen zu vermehren und besser
nutzbar zu machen, diese Sammlungen und die Natur durch die Maler
und Modelleure der Fabrik systematisch studiren zu lassen, einzelne aus-
gezeichnete Künstler heranzuziehen, durch sie Entwürfe anfertigen zu
') l-Berichr aber die dm 3. bis 8. Juni 1878 snmgehabte Sachversmndigen-Cunferenz
in Beirat? der Verhältnisse der kßnigl Porcellnn-Manufuctur in Berlinm Buchdruckerei
der wPoslu in Berlin.