die Ministerial-Referenten und andere Fachmänner zum Zwecke des Stu-
diums der dortigen Zustände, Einrichtungen und Erfahrungen. Schon vor
drei Jahren begab sich eine solche Commission, vor zwei Jahren sodann
eine zweite nach Oesterreich; im Laufe des letzten Jahres wurde insbe-
sondere Frankreich eingehend studirt.
Aus diesen sämmtlichen Vorbereitungen ist nun das Actionsprogramm
der Regierung hervorgegangen, welches in einer "Denkschrift über
das technische Unterrichtswesen" vor zwei Monaten niedergelegt
ward. Wie aus dem Titel zu entnehmen, befasst sich diese Denkschrift
überwiegend mit den Fragen des niederen, mittleren und hohen tech-
nischen Studiums; doch finden sich einige Stellen, aus welchen hervor-
geht, dass auch der künstlerische Unterricht systematisch gepflegt und
entwickelt werden soll. Vor Allem wird die Reform des Zeichenunter-
richts jetzt streng methodisch im gesammten Schulwesen durchgeführt,
das bezügliche Lehrmittel- und Lehrerbildungswesen geregelt, die Zahl
der Zeichenschulen vermehrt werden. Die Errichtung kunstgewerblicher
Fachschulen ist in Aussicht genommen, mit einigen bereits ein Versuch
gemacht. Die Verbindung kunstindustrieller Lehrwerkstätten mit derar-
tigen Fachschulen soll nicht principiell ausgeschlossen sein. Doch spricht
sich die Denkschrift über diesen Punkt auffallend reservirt aus, und es ist
zwischen den Zeilen zu lesen, dass die in anderen Ländern gemachten
Beobachtungen nicht darnach angethan sind, zu sehr umfassender Action
nach dieser Richtung zu ermuntern, dass sich vielmehr grosse Vorsicht
bei der Schaffung solcher neuer Institutionen empfiehlt.
Den grössten Theil der Denkschrift nimmt, wie gesagt, die Ausein-
andersetzung des Actionsprogramms bezüglich des technischen Unter-
richts ein. Wir können an dieser Stelle mit Rücksicht auf den fachlichen
Charakter der "Mittheilungen des Museums-i auf diese Probleme des tech-
nischen Bildungswesens nicht weiter eingehen; nur das Eine sei uns her-
vorzuheben gestattet, dass die Principien, nach denen die Baugewerk-
schulen und die gewerblichen Mittelschulen in Preussen geregelt
werden sollen, genau dieselben sind, welche vor einigen Jahren der öster-
reichische Unterrichtsminister seinen analogen Organisationen zu Grunde
gelegt hat.
Ueberhaupt darfder Oesterreicher bei Betrachtung der ganzen jetzigen
Bewegung in Preussen mit einiger Genugthuung sich sagen, dass in Oester-
reich schon um ein paar Jahre früher ähnliche Bestrebungen aufgetaucht
und selbst bis zur Legung vieler guter Grundfesten gewerblichen Bil-
dungswesens gediehen sind. Aber in dies Gefühl der Genugthuung mischt
sich manche bange Erwägung, wenn man sieht, wie der ursprünglichen
Initiative keineswegs die nothwendige Consequenz und Beharrlichkeit ge-
folgt ist. In unserem gewerblichen Bildungswesen ist so Vieles noch
Fortsetzung auf der Beilage.