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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 201)

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fangswdrte betitelt und kleine ovale Täfelchen mit Aufschriften dienten 
als Etiquetten für die verschiedenen Blicherreihen. Man halte auch 
schon Kataloge dieser Schriftstücke. Diese Thontafeln oder in anderer 
Form Thoncylinder der Assyrer zeigen! die Schriftzeichen eingegraben, 
aber groBentheils auch mit Stempeln in den noch weichen Thon ein- 
gedrückt oder gedruckt, was doch auf dasselbe hinauskömrnt. - 
Ebenso bedienten sich die Aegypter; Griechen und Römer dieser Art von 
Druck mittels hölzerner oder rnetallener Stempel, welche natürlich die 
Schrift verkehrt enthalten mussten, damit dieselbe, auf- oder eingedrückt, 
dem Beschauer lesbar erscheine. Nicht blos Ziegel, sondern auch grie- 
chische Vasen sind mit solchen Stempeln nach Art von Fabriksmarken 
bezeichnet, und bei Steinamanger und Nymwegen hat man römische Back- 
steine mit Alphabeten gefunden, welche offenbar für den Schreibunterricht 
bestimmt waren. - Mit ldem Druckverfahren war auch jener griechische 
l-leerftihrer Agesilaos vertraut, welcher sich schlauerweise das Wort Nixn 
(Sieg) verkehrt auf die Handfläche gemalt hatte. Vor der Schlacht, beim 
Oelfnen des Opferthieres, wusste er geschickt seine Hand auf die Leber 
des Opfers zu pressen, das Wort Niim druckte sich richtig ab, als Omen 
der Götter zeigte er es seinen Truppen, und siegesbewusst stürzten sich 
diese in den Kampf. 
Ja noch weiter: Eine Stelle in Cicero's Werke de natura Deorum 
II 20 lautet: vSollte ich mich denn nicht wundern, wenn sich Einer über- 
redete, eine Anzahl fester und theilharer Körper könnte durch Schwerkraft 
zusammengebracht und aus ihrem zufälligen Zusammentreffen eine ordnungs- 
volle und wunderschöne Welt gebildet werden? Wenn er glaubt, dass dies 
habe geschehen können, so sehe ich nicht ein, warum derselbe nicht auch 
glauben sollte, dass, wenn man unzählige Formen der 21 Buch- 
staben (des Alphabetes) von Gold oder einem anderen Stoffe 
zusammenwürfe und auf die Erde schüttete, dadurch die 
Annalen des Ennius hervorgebracht oder lesbar dargestellt 
werden können, wovon ich zweifle, dass der Zufall auch nur in einem 
einzigen Verse soviel vermöchtea. - Die römischen Kinder, sie lernten 
(nach Quinctilian) mit Buchstaben von Elfenbein, Cedernholz oder Buchs- 
baum spielend lesen, wie sie schreiben lernten, indem sie mit ihrem 
Stifte stets den Furchen des Alphabetes nachzogen, welches in Metall- 
täfelchen eingegraben war. w Wenn wir überdies bei Plinius lesen, dass 
Varro eine Erfindung gemacht habe, von 700 ausgezeichneten Personen 
Porträte sammt Umschriften zu vervielfältigen, so kann das füglich nur 
auf Reproduction durch irgend ein Druckverfahren gedeutet werden. 
Man sieht also, der Abdruck von Stempeln und Platten war im Alter- 
Ihllm bßkallflf, und SClbSf die beweglichen Lettern waren in der 
ldee bei Cicero klar ausgesprochen, beim Kinderunterricht verwendet -- 
und doch braucht es fast anderrhalbrausend Jahre, bis dieser Gedanke 
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