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übungen (Spitzen, Schmuckgegenstände, Fächer, Schirme, Bunt-
und Weißstickereien, Tapeten etc.). 2 Lectionen wöchentlich.
Oel- und Decorationsmalen: Stillleben, Stoffe, Wandgetäfel, Blumen
und Früchte nach der Natur. l Lection wöchentlich.
Modelliren in Thon und Wachs: Copiren nach antiken Vorbildern;
Köpfe und Blumen nach der Natur. l Lection wöchentlich.
Malen auf Fayence, Porcellan und Glas: Compositionen der Schüle-
rinnen für Vasen, Schalen, Schüsseln, Teller u. s. w. 2 Lectionen
wöchentlich.
Holzschneiden: Anfangsgründe; Copiren nach Holzschnitten. Die Schüle-
rinnen müssen ihre Holzschnitte auch eigenhändig auf den Stock
zeichnen.
Kupferstechen und Aetzen: Anfangsgründe; Copien nach Kupferstichen
und Gemälden. Anfertigung von Illustrationen für Journale und
Bücher. 2 Lectionen wöchentlich.
Das Schuljahr begreift die Zeit vom 15. October bis l. August.
Zweimal im Jahre, zu Ostern und zum Schlusse des Schuljahres, finden
Preisvertheilungen statt, bei welchen eine seitens des Unterrichtsrnini-
steriums delegirte Jury fungirt. Zu Ostern erhalten die besten Schüle-
rinnen ein wtableau d'honneurn, am 1. August Medaillen verschiedener
Grösse. Die Preisvertheilung ist mit einer Ausstellung der Schularbeiten
verbunden.
Die absolvirten Schülerinnen werden Zeichenlehrerinnen in den Muni-
cipalschulen und Zeichenschulen, deren in jedem Arrondissement errichtet
sind, Kupferstecherinnen, Holzschneiderinnen, Porcellan- und Fächer-
malerinnen, l-lilfsarbeiterinnen in den photographischen Ateliers.
Als Zeichnerinnen und Hulzschneiderinnen im Dienste der Redactionen,
erhalten sie 8-10 Frcs. per Tag; als Lehrerinnen 800-1000 Frcs. Jahres-
gehalt; für das Malen eines Fächers, der in einem Tage auszuführen ist,
erhalten sie 5-6 Frcs.; der Consum an französischen Fächern ist durch
den bedeutenden Export sehr namhaft und bisher noch immer im Wachsen
begriffen.
Die nationale Zeichenschule ist in einem grossen, mit Glas gedeckten
Saale etablirt, dessen eine Längswand ebenfalls nur aus Fensterrahmen
und Glas besteht und den Ausblick nach einem, mit Bäumen bepflanzten
Garten frei lässt.
In diesem reich mit Gypsabgüssen, Büsten, Bildern und Modellen
versehenen Saale ist die ganze eben anwesende Schülerinnenzahl an der
verschiedenartigen Arbeit.
Hier wird gezeichnet, dort gemalt, modellirt, in Holz geschnitten;
das Modell, nach welchem die eine Schülerin zeichnet, wird von der anderen
in Farbe, von der dritten in Thon, von der vierten in Wachs oder auf
dem Holzstocke ausgeführt; die Zeichnerin dient der Malerin als Modell,