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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 167)

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lichen Emancipationsgedanken, welche durch allgemein vage Vorstellungen 
in der weiblichen Jugend so leicht Platz greifen, mehr und mehr ver- 
schwinden, wenn die Mädchen schon in der Volksschule auf den Selbst- 
erwerb hingewiesen werden. Es würde dadurch auch jener unglücklichen 
Manie, die besonders in Wien herrscht, mehr der Boden entzogen, auch 
Mädchen von unhemittelten Eltern im Fortepianospielen unterrichten zu 
lassen, wodurch viele Zeit vergeudet wird. 
Allerdings muss der gewerbliche Unterricht für Mädchen stets nach 
den localen Verhältnissen geregelt und mit praktischem Verstande auf 
jene gewerblichen Uebungen und Fertigkeiten Rücksicht genommen werden, 
wodurch die Grundlage einer gesicherten Existenz geschaffen wird. Es 
 Jdal man Industrien, in denen die Geschicklichkeit 
der Mädchen jener der Knaben überlegen ist, und zwar füx alle Gattun- 
gen von sogenannten Galanteriearbeiten, in der Erzeugung von Kunst- 
blumen, in der Porcellanmalerei, in Decorationsarbeiteu, Cartonnagear- 
beiten, Kunststickereien u. s. f. Viele von den Mädchen, die sich weiter 
ausbilden und bei denen sich nach und nach ein künstlerisches Talent 
entwickelt, können in der feineren Porcellanmalerei, in der Emaillage Be- 
schäftigung finden. Es ist unglaublich, welche Fortschritte in dieser Be- 
ziehung anderwärts gemacht worden sind. ln Paris findet man bei den 
Ausstellungen im nSalonu eine Menge von hervorragenden Arbeiten, die 
durch Mädchen und Frauen gemacht wurden, und die Zahl derselben ist 
noch immer im Zunehmen begriffen. Gewisse Zweige der Kunst sind in 
Paris gegenwärtig durch die Kunstfertigkeit der Frauen den Männern voll- 
ständig aus den Händen gewunden und werden von den Frauen in be- 
wundernswerther Weise geübt. Den Herren, welche sich mit dieser Frage 
beschäftigen, würde ich rathen , solche Ausstellungen regelmässig zu be- 
suchen, bevor sie über diesen Gegenstand in öffentlichen Blättern schreiben, 
denn die meisten hierüber publicirten Zeitungsartikel zeigen gar zu deut- 
lich, dass sie von Schriftstellern ausgehen, die über die Sache selbst wenig 
unterrichtet sind. 
Es ist freilich sehr schön gesagt, die heutige Volksschule habe nicht 
die Aufgabe, den künftigen Handwerker, Kaufmann, Gelehrten u. s. f. 
vorzubereiten, sondern sie brauche nur das zu lehren, was für Jedermann 
zu wissen nöthig ist; eine Theorie , die so ziemlich auf das hinausläuft, 
was gewisse Volksbeglücker so häufig im Munde führen, nämlich dass die 
Volksschule den Knaben zum Staatsbürgerthum zu erziehen berufen 
sei und ihn reif machen solle für das öffentliche Leben. Und in Wahrheit 
mag es auch so werden; es wird ein Geschlecht herangezogen, geneigt, 
in politischen Versammlungen das Wort zu führen, in Vereinen zu er- 
scheinen und hier dasjenige praktisch zu verwerthen, was Jedermann aus 
Verfassungskunde und ähnlichen Disciplinen sich angeeignet hat. So wie 
 
Fortsetqung auf der Beilage.
	        
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