Zu meinem Bedauern war das Material, das ich zu solchem Zwecke
sammeln wollte, auf der Ausstellung selbst nur lückenhaft aufzufinden.
lch habe es versucht, das Mangelnde nach besten Kräften zu ergänzen,
das skizzenhafte Bild, das ich durch die Ausstellungen so mancher Länder
gewonnen hatte, durch anderweitige Informationen aus den besten Quellen
klarer und inhaltlicher zu gestalten, und ich habe namentlich dem Besuche
der Pariser Lehranstalten viel Zeit gewidmet, um deren Organisation und
Zweck zu studiren und über dieselben nach eigener Anschauung berichten
zu können.
Frankreich.
Societä pour l'enseignement prolesslonel des lemmes.
Im Jahre 1856 hat sich auf Anregung und unter dem VorsitzeAder
Frau Elisa Lemonier die nSociete de protection maternelle pour les jeunes
iilles-w gebildet, welche den Zweck hatte, eine möglichst grosse Zahl von
Mädchen unentgeltlich, zu irgend einem anständigen und einträglichen
Erwerbe zu erziehen. Da der neugegrtindeten Gesellschaft keinerlei Capital
zur Verfügung stand, so beschlossen die wenigen Mitglieder nach Thun-
lichkeit thatkräftig einzugreifen, und für das Erste, einzelne Mädchen auf
Kosten einiger wohlthätiger Damen unterrichten zu lassen. Mehrere Mädchen
wurden so in Paris selbst erzogen, andere nach Deutschland gesandt, und
erst im J. 1862 war der Verein so weit erstarkt, dass er eine eigene Lehr-
anstalt errichten und damit seinen Intentionen wahrhaft nachkommen konnte.
Zu eben der Zeit nahm der Verein den Namen nSociete pour l'enseigne-
ment professionel des femmesn an, den er heute führt.
In der ersten gewerblichen Mädcheuschule Frankreichs, welche in
der Rue de la Perle eröffnet wurde, fanden sich nur 6 Schülerinnen ein,
deren Zahl jedoch bis zum Schlusse des ersten Schuljahres auf 40 ge-
stiegen war; mit Anbeginn des nächsten Schuljahres wurden 80 Schülerinnen,
und im letztveriiossenen Jahre 200 aufgenommen. Aus dieser einen Schule
sind derzeit vier Lehranstalten geworden, in welchen jährlich 600-700
Schülerinnen unterrichtet werden.
Die Schülerinnen sind alle extern; sie werden nicht unter dem 12.
Lebensjahre aufgenommen und haben eine Aufnahmsprüfung aus der
französischen Sprache und der Arithmetik abzulegen.
Die Schulen des Vereines zählen 5 Classen; die ersten beiden Classen
sind dem Vorbereitungs- und allgemeinen Unterrichte gewidmet; die drei
letzten begreifen die gewerbliche Lehrzeit; in dieser stehen den Schüle-
rinnen die Zeichenschulen offen und die Ateliers für Holzschneidekunst,
für Porcellanmalerei, für Stores- und Fächerrnalen, für Blumenmachen,
Kleiderrnachen und für Wäschenähen.
Die Lehrstunden für den wissenschaftlichen Unterricht sind für den
Vormittag von 8-11 Uhr anberaumt; die gewerblichen Lehrcurse füllen
die Zeit von '[,1-'[,6 Uhr Nachmittags aus.