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Das Schulgeld beträgt 12 F rcs. monatlich. Dem Geiste der Gründung
des Vereines gemäss, bestehen jedoch zahlreiche Stiftungen zu Gunsten un-
bemittelter Schülerinnen.
ln den meisten der vier Schulen des Vereines widmet sich die grösste
Zahl der Schülerinnen dem Handelsfache, so in der_ Schule Rue francs
Bourgeois, in welcher lOO Mädchen die Handelscurse, 30 die Ateliers für
Zeichnen und Malen, 30 den Unterricht im Nähen und 15 das Atelier
für Blumenmachen frequentirten (i877[78).
Nur in der Schule Rue Lavale sind die Schülerinnen der Zeichen-
curse durchschnittlich in überwiegender Zahl.
Zwischen den vier Schulen der Gesellschaft wird jährlich zur Prüfungs-
zeit ein Concurs veranstaltet, bei welchem die Schülerinnen der höchsten
Classen in die Preisbewerbung eintreten; gleiche Concurrenz Endet zu
eben der Zeit unter den I0 besten Schülerinnen jeder Classe statt.
Die Arbeiten der Schülerinnen gehören dem Vereine, welcher das
Material beistellt.
Die Lehrgegenstände, das Porcellan, die Fächer, die Schirme, von
denen ganz ausgezeichnet schöne Exemplare auf der Ausstellung waren,
werden gelegentlich verkauft, bei Schulausstellungen, Wohlthätigkeitsbazars
u. s. w. - Die Schülerinnen der Ateliers für Kleidermachen und Wäsche-
nähen müssen einige Vorkenntnisse und in den drei ersten Monaten auch
die Arbeit vom Hause mitbringen. Nach Ablauf dieser Zeit arbeiten sie
für den Verein. Das Material, die Bestellungen gehen einzig und allein
durch Vermittlung der Lehrerin; sie trägt alle Verantwortung den Kunden
gegenüber, welche mit der Schule gar nichts zu thun haben, gar nicht
wissen, dass sie Schülerarbeit annehmen; sie darf eben nicht als solche
zu erkennen sein. - Kleider und_ Blumen werden so gearbeitet und
hinausgegeben.
Von den letzteren werden nur Blätter und einzelne Blumen in der
Schule gemacht; die eigentliche Fabrication wird in der Schule erlernt,
das Montiren geht in den Etablissements vor sich, win welchem, wie die
Leiterin der Schule Rue francs Bourgeois meinte, als ich sie über diesen
Punkt befragte, wbei gemeinsamer Arbeit der Geschmack zu grösserer
Entwicklung und Klärung gelangt." Die Schülerinnen sind, wenn sie
die Schule verlassen, eben nur Hilfsarbeiterinnen dieser Etablissements.
Die Societe pour l'enseignement professionel des femmes hat sich
am 14. Jänner 1870 als anonyme Gesellschaft mit variablem Capitale con-
stituirt. Die Antheilscheine kosten je 50 Frcs; man kann sich jedoch mit
einer Jahreseinzahlung von höherem oder geringerem Betrage betheiligen.
Die gewöhnliche Subscription lautet auf 25 Frcs. jährlich. Ein von der
Generalversammlung erwählter, aus Frauen bestehender Ausschuss ver-
waltet die Gesellschaft, ernennt die Professoren und Lehrerinnen, und
überwacht das Dienstpersonale; diesem Ausschusse stehen vorherathende
Comitäs zur Seite.