419
führt in der Fabrik von Wudia in Graz, welche sich den Besuchern der
letzten Weihnachtsausstellung im Museum rührnlich bekannt gemacht hat,
ferner die Arbeiten der Fachschule in l-lallstatt und zwei Möbelstücke von
Scherb in lschl, einen grossen Wandkasten und eine Wanduhr. Die Ar-
beiten der Schule, eine Collection reizend geformter und verzierter Gefässe
aus röthlich grauem Marmor gedreht, ein Cabinetkasten in massvoller
Renaissance mit geschnitztem Ornament und ein Schlüsselkasten (zum
Anhängen an die Wand) von Zirbelholz, mit gothischen Reminiscenzen
aus der Uebergangszeit zur Renaissance, eine Arbeit, die sofort ihren Lieb-
haber gefunden hat -- diese Arbeiten zeigen, dass die Leitung der Schule
in vollem Bewusstsein des Weges handelt, den sie zum Besten der Gegend
zu gehen hat. Das Genre, welches Scherb in seiner Möbeltischlerei ver-
folgt, ist auch in Wien von der Weihnachtsausstellung her nicht unbekannt.
Wir sahen eine ganze Schlafzimmereinrichtung etwa in Art des frühen
Rococo, stark profilirte Bildungen mit gedrehten Säulen, Schnitzereien,
Marqueterie und Einlagen von gravirtem Metalle. Form und Zeichnung
hatten etwas Ungefüges, Unfeines. In beiden Beziehungen sind die in
lschl ausgestellten Gegenstände bei weitem besser; es zeigt sich ein wesent-
licher Fortschritt.
Die Eintheilung des Hauptsaales ist einfach und übersichtlich. Rechts
und links ziehen sich unter den Fenstern breite Tischreihen hin, welche
vorzugsweise eine reiche Ausstellung von Glas, Porzellan, Fayencen und
verwandten Gegenständen enthalten; die Mitte nehmen Glaskästen mit
Metall-, Leder- und Galanteriearbeiten ein, während an den Schmalseiten
vorn beim Eingange Rahmen und geschnitzte oder sonst verzierte Möbel-
stücke feinster Art ihren Platz erhalten haben, die entgegengesetzte Rück-
wand aber gänzlich von Giani's schön arrangirter Collection von Möbel-
und Decorationsstoffen eingenommen wird. Die Gewebe von Philipp
Haas und Söhne haben dagegen ihre Aufstellung "gerade inmitten des
Saales erhalten. Der Saal ist damit reich "gefüllt, aber die Anordnung
bietet bequeme Circulation, und die Gegenstände sind ausnahmslos gut
beleuchtet und bequem zu sehen.
Die Firma Ph. Haas und Söhne hat ihre Auswahl praktisch getroffen.
Jene kostbaren Prachtstoffe, welche ihr den Ruf der ersten Kunstanstalt
ihrer Art in der Welt verschafft haben, hat sie zu Hause gelassen. Es
wäre auch kein Platz zu ihrer Entfaltung vorhanden gewesen, wenn auch
ein Publicum, das sie zu würdigen verstanden hätte. Dagegen hat sie uns
eine reiche Auswahl jener Stoffe vorgeführt, welche mit ihrem einfacheren
und gediegenen Geschmacke für jedes wohlhabende Haus sich empfehlen.
Reicher in Prachtstoffen von Sammt und Seide, deren Charakter der
zwanzigjährigen Richtung dieses Hauses treu bleibt, erscheint diesmal
Giani. Einige schöne Sessel zeigen ihre Anwendung. Die Stickerei an
denselben ist nicht minder beachtenswerth wie der Behang und Besatz an
Passementerie, welcher Zweig der Verzierungskunst noch auf der Ausstel-