Literatur und die ganze Kunstschriftstellerei in Frankreich noch heute fast ausschliesslich
auf seinem Werke. '
Was ihm aber ganz besonderen Werth verleiht ist der Umstand, dass Houbraken
selbst ein feiner Kenner gewesen, und dass seine trefflich: Charakteristik der Manier
einzelner Künstlerfdie heute ganz vergessen, sich stets unter berühmteren Namen verbergen,
vollkommen den Wahrnehmungen entspricht, in Folge welcher ein eingehendes Studium
der Galerien die Echtheit vieler mit hochtrabenden Namen bezeichneter Gemälde be-
streitet. Aus alledem ergibt sich die Wichtigkeit des vorliegenden Werkes, dem auch
als Uebersetzung charakteristisches Anschmiegen an das Original nacbzurühmen ist. Da
es sich bei dieser Uebersetzung - der ersten, welche Houbralten erfährt - lediglich
um die Biographien der Maler handelt, so liess Wurzbach alles weg, was nicht darauf
Bezug hat, so die eingestreuten Abhandlungen, philosophirenden Auseinandersetzungen und
alle Anekdoten, die mit der Sache selbst nichts zu schaffen haben.
Da Houbraken's Styl breit und bequem ist, wurde er möglichst gekürzt; nur
in Folge dessen konnten die gesammten drei Bande der nSchouburgh- in einem einzigen
Bande erscheinen, dem zum leichteren Gebrauche ein Index der Malernamen beigegeben
wird. Der zweite Band wird die Noten in alphabetischer Reihenfolge enthalten und dem
ersten Bande in Jahresfrist nachfolgen.
Wenzel Jamnitzefs Entwürfe zu Prachtgefässen in Silber und Gold.
Photolithographische Nachbildungen von Kantenseter und l-laas in
Nürnberg, herausgegeben von R. Bergau. Berlin, Verlag von Paul
Bette. Fol.
Zur Zeit als die hier reproducirten Originale verolfentlicht wurden, galt es den
minder befähigten Goldschmieden, welche noch an der alternden gothischetx Weise fest-
hielten, die Formen der Renaissance vorzuführen. Heute gilt es abermals, diesen Mustern
gegenüber 11er Gcschmacklosigkeit der Goldschmiedearheiten in den letzten Jahrzehnten
zum Siege zu verhelfen. Darum heissen wir die Publication Bergau's sehr willkommen
als werthvolle Ergänzung zu den Publicationen des Gestern-Museums für Kunst und
Industrie, des baierischen Gewerbemuseums und des Kunstbüchleins von Brosamer,
welches bei Wasmuth in Berlin erschienen ist. Um die Aufzählung der neuen Werke
auf diesem Gebiete zu erschopfen, nennen wir auch gleich die von" R. v. Waldheim in
Wien vor Kurzem ausgegebene Sammlung von Goldschmiedarbeiten alter und neuer Meister,
eine empfehlenswerthe Auslese aus Teirich's resp, Storck's Blättern für Kunstgewerbe.
insofern sind wir also mit Bergau vollständig einverstanden, indem wir sammtliche
Blätter, welche er mittheilt, als treffliche Vorlagen für Prunkgefasse aller Art begrüssen.
Weniger befriedigt sind wir von dem einleitenden Texte; wir hatten wohl allen Grund
zufrieden zu sein, dass Bergau durch Zuweisung aller Blätter des Meisters von 155i,
einer Reihe von solchen, die bisher als Virg. Solis galten und weiterer neun Blätter aus
des Rivius Perspectiva unsern Meister Wenzel Jamnitzer oder Jamitzer, der be-
kanntlich aus Wien stammt, zu einem der erfindungsr ichsten und zugleich für sein Fach
cinllttssreichsten Künstler stempelt. Gleichwohl ha en wir für dieses Verfahren eine
strengere wissenschaftliche Begründung gewünscht, als Bergau sie gibt. Und schliesslich
noch ein Frage: lst 1585 als Todesjahr Jamnitzer's das Ergebniss neuer Forschungen
oder ein Druckfehler statt 1588}
Georges Berger: Llecole frangaise de peinture depuis ses origines jusqu'a
la Hn du regne de Louis XIV. Paris 1879. 8.
Das vorliegende Buch umfasst dreizehn Vortrage, die in Vertretung Taine's im
Hemicycle der Ecole des beaux gehalten wurden. Vor einem gemischten Publicum ge-
sprochen, bezwecltten sie doch in erster Linie den Zoglingen der Akademie zur Anleitung
und Einführung in die Vaterländische Kunst zu dienen. Das bestimmt ihren Charakter
und ihre Bedeutung. Sie sollten anregen, nicht erschöpfen; Causeries nennt sie der Ver-
lasser selber. ln grazibser beweglicher Sprache gleitet er über den historischen Apparat,
der nur den Fachmann interessirt, hinweg. Hypothesen werden Hqchtig aufgestellt, Streit-
fragen leichthin berührt, ästhetische Betrachtungen vielleicht gar zu feuilletonistisch ab-
gcthan. Aber das Wichtigste, Künstler und Kunstepochen, ihr Werden und Wirken sind
sicher und energisch charaltterisirt. Auf den bedeutenden Mustern des i7. Jahrhunderts,
vor Allem auf Poussin, Claude [.orrain und Le Sueurlicgt der Hauptaccent der
Darstellung und man weiss wie stark die Franzosen zu accentuiren verstehen, wenn es
den Ruhm ihrer nationalen Grossen gilt. Zur Illustration seiner Ausführungen verweist
der Verfasser beinahe ausnahmslos auf Bilder des Louvre. So wird das Buch überdies
zu einem werthvollen Hilfsmittel beim Studium dieses hervorragenden Theiles der Pariser
Galerie.