MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 162)

279 
stehen"). Dies ist mit einer Beschränkung nur für das spätere Mittelalter 
zuzugeben. lndess hat meines Wissens bisher Niemand den Versuch unter- 
nommen, aus den uns erhaltenen stolflichen Ueberresten des Mittelalters 
den Siklätün herauszuhnden und dessen Textur zu bestimmen. 
Als Resultat von derlei eingehenden Untersuchungen, welche mir 
durch wiederholte gnädige Unterstützung des hohen k. k. Ministeriums 
für Cultus und Unterricht in liberalster Weise ermöglicht wurden, scheint 
mir wenigstens sicher, dass unter Siklät (Siklätün) hinsichtlich seiner Farbe 
nur ein eintöniges (uni) Seidengewebe, d. h. ohne Musterung in an deren 
Farbentönen, verstanden wurde. Darauf kamen die in zwei oder drei ver- 
schiedenen Seidenfarben dessinirten Arten in Gebrauch, wozu erst in 
späterer Zeit die Brochirungen in Gold traten. Dabei ist natürlich, wie 
wir sehen werden, nicht ausgeschlossen, dass diese verschiedenen Kategorien 
Siklätün auch später noch nebeneinander bestanden haben. 
Die stoEliche Beschalfenheit, also die Textur anlangend, so ist meiner 
Ansicht nach der Siklät zweifelsohne der alte Vorläufer des Damastes 
gewesen"). Er zeichnete sich durch grosse Festigkeit, Dauerhaftigkeit, 
hin und wieder auch durch stoffliche Schwere aus, was selbstverständlich 
allein schon durch seine Verwendung zu Maulthier- oder Satteldecken 
bedingt erscheint. Aus diesem Grunde bestand häufig die Kette aus un- 
gebleichtern Leinen, der Einschlag aus Seide, wodurch dem Gewebe eine 
ausserordentliche Solidität gegeben wurde. Als eine auffallende Erscheinung 
an der Siklätün-Textur ist hervorzuheben, dass ihre Dessins zumeist als 
Contouren sich vertieft auf einem Satingrunde darstellten. Diese Art 
von Musterung wurde, wie Bock u) nachgewiesen, bei dem Weben in der 
Weise erzielt, dass je der dritte von den einzeln gereihten Kettenfäden 
den Schuss zu binden hatte, die beiden zusammen passirten Fäden aber, 
welche nicht im Atlas arbeiteten, dazu bestimmt waren, den Einschlag 
höher aufzulegen. Dadurch erschienen die Musterungen in feinen Contouren 
tief im Atlas, als wären sie eingeprägt oder eingeritzt worden 
[siehe die Abbildung] 3"). 
Exemplare dieses merkwürdigen, durch seinen lebhaften Glanz und 
die delicaten Musterungen ausgezeichneten Gewebes, bewahrt das k. k. 
") Lexer, Mittelhnchdeutscbes Warm-b" s. v. sigelät. - Francisque-Michel, 
l. c. i, p. 232. - Dozy, Supplexnent ein, s. v. sikläx, u. A. 
") Seine Heimat war, wie dies bei lllen satinirten Seidenstoifen der Fall ist, 
wohl China. 
") l. c. II, p. m4. 
") Sa bespricht Beihaki, l. c., der Zeitgenosse des Ghaznewiden Maäüd in seiner 
persischen Lebensbeschreibung dieses Sultäns zum Jahre 1031 n. Chr. ein Ehrenkleid 
(kaba) aus Bagdäder Siklälün, bestehend aus einem weissen (also eintönigen, uni) Ge- 
webe mit sehr feiner deutlich sichtbarer Musterung (: naksch, Gravirung). 
Die persischen Worte lauten: nKabdi saklitün bagdddi büd sepedi sepid sacht churd 
naluch peidim
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.