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führenden Turbanstotfem), sondern insgemein allerlei kostbare zarte
Gewebe zu verschiedenem Gebrauche angefertigt m). Diese süsischen
Manufakte waren noch vor zwei Jahrhunderten in den türkischen Län-
dern unter dern Namen Tellü szisi, d. i. wein mit Gold- oder Silberfäden
durchgesponnener Stoff aus Süsai- im Handel und durch die Bestimmungen
des Ceremoniels der hohen Pforte zu besonderen Festgaben auserlesen m).
Der textile Ruhmdes persischen Süs hielt indess keineswegs Schritt
mit dem des benachbarten Tuster m). Während jener längst schon mit der
schwindenden Größe der Stadt verblichen war, behauptete sich dieser bis
in's spätere Mittelalter auf gleicher Höhe: Tuster bewahrte seinen klang-
vollen Namen als Weberstadt selbst dann noch, nachdem es bereits einen
beträchtlichen Theil seiner Atlas-Arbeiter als Colonisten an Bagdad ab-
gegeben hatte.
Der Zeitpunkt dieses Ereignisses lässt sich leider nicht genau fest-
stellen. Wahrscheinlich ist, dass der Erbauer Bagdäds, el-Mansür, dessen
Gründungsplan (J. 762) über die zunächst nur in's Auge gefassten mili-
tärischen Bedürfnisse hinaus', schon die künftige Stellung der Stadt zum
Welthandel präjudicirte m), wohl mit dem raschen Fortschreiten ihres Aus-
baues zugleich alle jene Bevölkerungsmaßregeln getroffen haben wird, die
in kunstgewerblicher Hinsicht dem Bedürfnisse der Einwohner, wie dem
Glanze seines neuen Herrschersitzes entsprechen sollten. Das Staunen er-
regende monumentale Schaffen musste nothwendig eine gewaltige Bewegung
der Massen hervorrufen; denn nur dadurch allein konnte diese ungeheure
Bauunternehmung alsbald der Mittelpunkt einer neuen Culturentfaltung,
und in diesem Sinne auch die wStadt des Heilsw werden. Was wir
in Beziehung auf derlei gigantische Schöpfungen bei märchenhafter Aus-
schmückung in "Tausend und einer Nachtu lesen, deren Erzählungen mit
Zauberkraft nachtüber herrlich geschmückte Paläste entstehen lassen, hat
sich mit Abzug des Uebernatürlichen, oft genug zur Ueberraschung der
muhammedanischen Welt im Oriente fabelhaft schnell verwirklicht.
m) Dicr. det. des noms des vetem. chez lesArabes, p. 317.
m) Kithb el-istibsär fi ändschäib el-amsär, ed. A. v. Krerner, p. g, und
dazu el-Bekri, l. c.; Jäjtüt, Mu'dschem etc., lll, p. 19x f. - Makrizi, Chitat, I,
p. 400, 412 7., 472. - Die im Kitüb el-muwäschscha, l. c. ll, Fol. 122a erwähnten
viereckigen Mantelstncke eI-mnthdrif es-süsijje beziehen sich meiner Ansicht nach auf das
persische Süs.
'17) Medschmafi süri hurnäiün, d. i. Samrnlung der großherrlichcn Feste (im
Juni und Juli 1675); Turk. Handschr. der k. k. Hofbibliothek in Wien, Cod. m72, Fol.
30 r., 3x r., 35 r., 39 r. - Man darf sich in nicht beifallen lassen mit Beziehung auf
unser türkisches tellü süsf etwa an das durch seine Seidencultur bekannte Susa (Seguvio)
in Piemont zu denken!
'") Der Nnrne Taster oder Tusiar ist arabisirt aus dem alten persischen Schösmr.
Die späteren persischen Quellen schreiben-ihn Schuster, Schlachter oder Schüschler.
"gj Tabari, Annales, Sect. lll, Pars l, ed. Houtsma, Leiden 187g, p. 172, 275.
s- lbn el-Athir, I c. V, p. 426.