82
Weder Andreas noch die Vornehmen seines Hofes, welche Furcht vor den jährlich
in Stuhlweißenburg abzuhaltenden Massen-Landtagcn hatten, wollten diese durch den
Zwang der Verhältnisse erpreßte Goldene Bulle durchführen. Aus diesem Grunde brach
zwischen dem alten und dem jungen König neuerdings ein Zwist aus, der durch die
Vermittlung des Papstes wieder beigelegt wurde (1223).
Damals erhielt Bela Kroatien und Dalmatien als Antheil, den später der jüngere
Bruder Koloman übernahm, während Bela die Regierung Siebenbürgens und der Bezirke
jenseits der Theiß leitete.
Der junge Bela betrieb mit aller Energie die Rücknahme der königlichen Güter, er
dehnte die Oberhoheit der ungarischen Krone auch auf einen Theil des benachbarten
Der Anfang einer Urkunde König Bölas IV. aus dem Jahre 1258.
Kumaniens aus und errichtete schon 1227 das kumanische Bisthum mit dem Sitze in
Milkö, das drei Jahrhunderte später während der türkischen Besitznahme vernichtet wurde.
Andreas zeigte sich nicht in gleicher Weise energisch bezüglich der Vollstreckung der
Gesetze, vielmehr verpfändete oder verpachtete oder verkaufte er als ewige Erbgüter die
Krondomänen und königlichen Einkünfte an Juden und Jsmaeliten, der Goldenen Bulle
zum Trotz. Er hatte den größten Theil des Landes unter seine Söhne vertheilt und
brauchte Geld für seine luxuriöse Hofhaltung. Infolge der Ermahnung des Papstes
Gregor lX. und der Klagen des Clerus bestätigte er zwar neuerdings die Goldene Bulle
mit einigen Zusätzen und ertheilte dem Grauer Erzbischof die Vollmacht, ihn zur Einhaltung
des Gesetzes mittelst Bannfluches zwingen zu können (1231), aber der mit ewigen Geld
verlegenheiten kämpfende König und sein Hof fanden Gelegenheit genug, das Gesetz
zu umgehen, und Alles blieb beim Alten.