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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 174)

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auf ein großes Hinderniss, -- es fehlt an Lehrmitteln. Sobald die Stroß- 
mayefschen Kunstsammlungen nach Agram kommen, und vielleicht noch 
vor dem, beabsichtigt der Kunstverein ein kleines Kunstgewerbemuseum 
mit Fachbibliothek zu gründen, um all' den gewerblichen Schulen zu er- 
möglichen, die ihnen nöthigen Mustervorlagen etc. herbeizuschalfen. 
Das Kunstgewerbemuseum wird es sich besonders angelegen sein 
lassen die nationale Hausindustrie zu pflegen und zu entwickeln. Wir 
sagten diese sei im Niedergang begriffen, sie erliegt dem nivellirenden 
Eindringen westlicher Cultur und den verschiedenen ungünstigen socialen 
Reformen. Es würde uns von unserem Thema ablenken, wollten wir diese 
Frage genauer erörtern, soviel ist sicher, dass; unsere Staatsmänner viel 
zu wenig conservativ vergingen, als sie fremde unbewährte Schablonen 
in unser Land brachten. Die Auflösung der bei uns seit Jahrhunderten 
bestehenden Hauseomunionen hat der nationalen l-lausindustrie den Todes- 
stoss versetzt. Was davon noch zu retten, was neu zu organisiren und 
fruchtbar zu machen sein wird, das ist jetzt nicht zu bestimmen, das 
will studiert und durchdacht sein. Soviel wir auf der ersten Agramer 
Kunst- und Kunstgewerbeausstellung entnehmen konnten, hatte die türkische 
Regierung in dieser Beziehung eine glücklichere Hand; nicht nur blüht 
dort die nationale Hausindustrie, zwar unter orientalischem Einfluss, sondern 
die Regierung frischte sie auf und regenerirte sie stellenweise. Vielleicht 
trug zum glücklichen Erfolg gerade die primitive Art des Verfahrens viel 
bei. Ohne großen Apparat wurde ein sehr geschickter Arbeiter aus dem 
fernen Orient nach Sarajevo geschickt und dafür besoldet, dass er Lehr- 
linge unterrichtete im WaEenschmiedhandwerl-r, während z. B. in Livno 
die Silberarbeiter in ähnlicher Weise erzogen wurden. Ueber die Art 
und Weise wie in Viäegrad verfahren wurde, fehlen uns vorläufig Nach- 
richten, wir hatten aber auf der Ausstellung von dort meisterhafte 
Silberfiligranarbeiten. Im nächsten Herbst veranstaltet der Agramer Kunst- 
und Kunstgewerbeverein zur Eröffnung des oberwähnten Akademiepalais 
eine zweite, hauptsächlich einheimische, Kunstgewerbeausstellung, auf 
welcher man bestrebt sein wird, so vollständig als möglich ein Bild der 
Hausindustrie in den altösterreichischen croatischen Ländern sowohl, als 
in Bosnien und der Hercegowina zu liefern. Auf Grund dieser Ausstel- 
lung, zu welcher schon jetzt Vorbereitungen getroffen werden, wird es 
möglich sein Vieles genau kennen und beurtheilen zu lernen, Manches zu 
unternehmen. 
Agram, Jänner 1880. Prof. Dr. Kränjavi.
	        
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