203
dass die preußische Silbersteuer erst im Jahre 1809 eingeführt worden
ist, um die an Frankreich zu zahlenden 120 Millionen mit aufbringen
zu helfen. Die Stempelung geschieht nicht nur vermittelst des Adlers,
welcher der Gratisstempel für nicht steuerpßichtiges Silber war, sondern
auch durch eine Punze, welche einzig und allein die Buchstaben FW auf-
weist. - Mit dem Erfolge der Maßregel nicht ganz zufrieden, wurde
dieselbe 1812 aufgehoben, nachdem sie schon im Einführungsjahre 1809
unterbrochen worden war, worüber sich das betreffende Amt einen kurzen,
aber energischen Verweis von Gentz zuzog. Wenn in den Acten auch
Zahlen niedergelegt sind über die Massen des vom Staate damals ange-
kauften oder gestempelten Edelmetalles, so geben sie luns doch keinen
Begriff von der Menge des damals in Preußen vorhandenen Silbers (und
Goldes), denn es ist aus den Acten ersichtlich. dass durch frühe oder
heimliche Exportirung viel der Besteuerung entzogen worden ist. Es ist
traurig zu sehen, wie eine solche Maßregel einerseits zu dem gewünschten
Zwecke nicht oder nur in mangelhafter Weise führt, und andererseits
die Verschleppung so vieler, oft sehr werthvoller Kunstgegenstände zur
Folge hat. In diesem traurigen Bilde, das uns die Berliner Acten ent-
rollen, fehlt es nicht an komischen Zügen; so beeilt sich Frau Maiorin
K. zu F., ihr Silber auf den Altar des Vaterlandes niederzulegen und
zugleich um die Erlaubniss zur Branntweinbrennerei zu bitten, Oekonomie-
commissarius Q. empfiehlt, die Kirchenglocken wegen ihres Silbergehaltes
einzuschmelzen. Die Regierung ist weise genug, nicht darauf einzugehena
P8150116 Antiquitäten. In Deutschland sind mehrere Fabriken
entstanden, welche alte Silbersachen nachmachen, auf selbe mit falschem
Stempel die Worte t-Vieux Parisu prägen und diese Gegenstände dann
nach Frankreich einführen. Diese Silber- und Goldsachen werden zwar
bei ihrer Einfuhr mit einem Einfuhrstempel versehen, um die Käufer auf
den fremden Ursprung der Waare aufmerksam zu machen, aber trotzdem
finden diese Gegenstände häufigen Absatz. Eine Anzahl Pariser Gold-
arbeiter hat deshalb bei dem competenten Gerichte Klage geführt und
mehrere Pariser Händler bezeichnet, die solche Waaren mit falschem
Stempel verkaufen und so das kaufende Publicum betrügen. Das Gericht
hat die Klage angenommen und mehrere Antiquitätenhändler zu Geld-
strafen verurtheilt.
Die Erbünung des Historischen Museums in K011i. Am 14. v. M. wurde in
Koln das neue Historische Museum eroinet, welches in der alten Thorburg eingerichtet
ist und den Zweck hat, dem Kölner wie dem Fremden, der die Metropole der Rhein-
provinz besucht und ihre Sehenswürdigkeiten in Augenschein nimmt, die Erinnerungs-
zeichen aus der Geschichte der alten Urbs Uhiorum, zunächst soweit sie bis jetzt im
Museum Wallraf-Richsrtz, in dem städtischen Archiv und der städtischen Bibliothek auf-
bewahrt waren, vor Augen zu führen.
lm Beisein des Directors des erst vor Kurzem in's Leben gerufenen Kunstgewerbe-
Museums, des Herrn Pabst, der mit dem Bürgermeister Thewalt die erste Auswahl aus
den bezüglichen alten Schltzen getroden und dieselben in den Räumen der Hahnenthor-
burg geordnet hat, sowie mehrerer Mitglieder der städtischen Verwaltung, der Stadtver-
ordneten-Versammlung und einiger Geschichts- und Kunstfreunde eroänete Oberbürger-
meisten Becker das Museum in einem Thurmzimmer des Erdgeschosses. ln einer kurzen
Ansprache wies er darauf hin, dass er in der durch Stadtbaumeister Stubben vortrefflich
wiederhergestellten Thorburg zunächst diejenigen der Geschichte Kolns angehörigen Ge-
genstände vereinigen und systematisch habe ordnen lassen, welche im Besitze der Stadt
gewesen; es sei mit der Schaffung des Museums eine Lücke ausgefüllt worden, welche
sich noch in der an historischen Erinnerungen so reichen Stadt gefunden. Das Museum
habe den Zweck, die Liebe zu der bedeutungsvollen Geschichte Kolns in der Bürger-
schaft nach Moglichkeit zu erhalten und zu pflegen und später durch Veranstaltung
von Special-Ausstellungen die Kenntniss dieser Geschichte zu fördern. Es sei mit dem