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Full text: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1888 / 9)

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dass die preußische Silbersteuer erst im Jahre 1809 eingeführt worden 
ist, um die an Frankreich zu zahlenden 120 Millionen mit aufbringen 
zu helfen. Die Stempelung geschieht nicht nur vermittelst des Adlers, 
welcher der Gratisstempel für nicht steuerpßichtiges Silber war, sondern 
auch durch eine Punze, welche einzig und allein die Buchstaben FW auf- 
weist. - Mit dem Erfolge der Maßregel nicht ganz zufrieden, wurde 
dieselbe 1812 aufgehoben, nachdem sie schon im Einführungsjahre 1809 
unterbrochen worden war, worüber sich das betreffende Amt einen kurzen, 
aber energischen Verweis von Gentz zuzog. Wenn in den Acten auch 
Zahlen niedergelegt sind über die Massen des vom Staate damals ange- 
kauften oder gestempelten Edelmetalles, so geben sie luns doch keinen 
Begriff von der Menge des damals in Preußen vorhandenen Silbers (und 
Goldes), denn es ist aus den Acten ersichtlich. dass durch frühe oder 
heimliche Exportirung viel der Besteuerung entzogen worden ist. Es ist 
traurig zu sehen, wie eine solche Maßregel einerseits zu dem gewünschten 
Zwecke nicht oder nur in mangelhafter Weise führt, und andererseits 
die Verschleppung so vieler, oft sehr werthvoller Kunstgegenstände zur 
Folge hat. In diesem traurigen Bilde, das uns die Berliner Acten ent- 
rollen, fehlt es nicht an komischen Zügen; so beeilt sich Frau Maiorin 
K. zu F., ihr Silber auf den Altar des Vaterlandes niederzulegen und 
zugleich um die Erlaubniss zur Branntweinbrennerei zu bitten, Oekonomie- 
commissarius Q. empfiehlt, die Kirchenglocken wegen ihres Silbergehaltes 
einzuschmelzen. Die Regierung ist weise genug, nicht darauf einzugehena 
P8150116 Antiquitäten. In Deutschland sind mehrere Fabriken 
entstanden, welche alte Silbersachen nachmachen, auf selbe mit falschem 
Stempel die Worte t-Vieux Parisu prägen und diese Gegenstände dann 
nach Frankreich einführen. Diese Silber- und Goldsachen werden zwar 
bei ihrer Einfuhr mit einem Einfuhrstempel versehen, um die Käufer auf 
den fremden Ursprung der Waare aufmerksam zu machen, aber trotzdem 
finden diese Gegenstände häufigen Absatz. Eine Anzahl Pariser Gold- 
arbeiter hat deshalb bei dem competenten Gerichte Klage geführt und 
mehrere Pariser Händler bezeichnet, die solche Waaren mit falschem 
Stempel verkaufen und so das kaufende Publicum betrügen. Das Gericht 
hat die Klage angenommen und mehrere Antiquitätenhändler zu Geld- 
strafen verurtheilt. 
Die Erbünung des Historischen Museums in K011i. Am 14. v. M. wurde in 
Koln das neue Historische Museum eroinet, welches in der alten Thorburg eingerichtet 
ist und den Zweck hat, dem Kölner wie dem Fremden, der die Metropole der Rhein- 
provinz besucht und ihre Sehenswürdigkeiten in Augenschein nimmt, die Erinnerungs- 
zeichen aus der Geschichte der alten Urbs Uhiorum, zunächst soweit sie bis jetzt im 
Museum Wallraf-Richsrtz, in dem städtischen Archiv und der städtischen Bibliothek auf- 
bewahrt waren, vor Augen zu führen. 
lm Beisein des Directors des erst vor Kurzem in's Leben gerufenen Kunstgewerbe- 
Museums, des Herrn Pabst, der mit dem Bürgermeister Thewalt die erste Auswahl aus 
den bezüglichen alten Schltzen getroden und dieselben in den Räumen der Hahnenthor- 
burg geordnet hat, sowie mehrerer Mitglieder der städtischen Verwaltung, der Stadtver- 
ordneten-Versammlung und einiger Geschichts- und Kunstfreunde eroänete Oberbürger- 
meisten Becker das Museum in einem Thurmzimmer des Erdgeschosses. ln einer kurzen 
Ansprache wies er darauf hin, dass er in der durch Stadtbaumeister Stubben vortrefflich 
wiederhergestellten Thorburg zunächst diejenigen der Geschichte Kolns angehörigen Ge- 
genstände vereinigen und systematisch habe ordnen lassen, welche im Besitze der Stadt 
gewesen; es sei mit der Schaffung des Museums eine Lücke ausgefüllt worden, welche 
sich noch in der an historischen Erinnerungen so reichen Stadt gefunden. Das Museum 
habe den Zweck, die Liebe zu der bedeutungsvollen Geschichte Kolns in der Bürger- 
schaft nach Moglichkeit zu erhalten und zu pflegen und später durch Veranstaltung 
von Special-Ausstellungen die Kenntniss dieser Geschichte zu fördern. Es sei mit dem
	        
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