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S. 68. Die Geschichte der Kunsttechnik ist obligat für alle Zöglinge der
Fachabtheilungen, die allgemeine Kunstgeschichte für die Candidaten des
Zeichenlehramtes und diejenigen Zöglinge, welchen von ihrem Fachlehrer der
Besuch dieses Unterrichtes vorgeschrieben wird.
g. 69. Die Vorträge über allgemeine Kunstgeschichte haben den Zweck,
die Kenntnis des Entwickelungsganges des Kunstschaffens von den frühesten
Zeiten bis auf die Gegenwart in den Hauptzügen zu vermitteln. Sie sollen
demgemäß unter stetem Hinweis auf die nationalen Anlagen, die geogra-
phischen und klimatischen Bedingungen, Cultus, Staatsverfassung, interna-
tionale Beziehungen u. s. w. zeigen, wie von den ersten Bethätigungen des
Kunsttriebes an, Architektur, Sculptur und Malerei bei den verschiedenen
Völkern sich ausgebildet haben, - mit den wichtigeren Schulen, deren
Hauptvertretern und den besonders charakteristischen Denkmälern bekannt
machen, ohne das Gedächtnis des Zöglings mit ivielen Namen und Jahres-
zahlen zu belasten. Der Vortrag ist so viel als möglich durch Anschauungs-
material zu erläutern, durch wiederholendes Durchsprechen des LehrstotTes
dessen Verständnis zu fördern und zugleich den Schülern Gelegenheit zur
Übung im mündlichen Ausdrucke zu geben.
ä. 70. Die Geschichte der Kunsttechnik ist entsprechend dem System
der Sammlungen des k. k. österreichischen Museums und unter deren un-
mittelbarer Benützung nach den verschiedenen Stolfgruppen gesondert zu be-
handeln; in jeder Gruppe sind die technischen Processe zu erklären, die Unter-
scheidungsmerkmale der Unterarten und Specialitäten darzuthun, und wo bio-
graphisches Material zur Verfügung steht, durch Schilderung von Personen
und Einrichtungen das Interesse für die Geschichte der Gewerbe im All-
gemeinen zu wecken.
III. Unterricht in der gewerblichen Chemie.
g. 71. Der Unterricht in der gewerblichen Chemie soll den Schülern
der Kunstgewerbeschule in möglichst populärer Weise die Grundlagen zu
einem Verständnis der technischen Verfahren im Kunstgewerbe geben, vor
allem aber die Vorbereitung für einen späteren, in den Fachschulen zu erthei-
lenden Unterricht über specielle Materialienkunde, beziehungsweise Techno-
logie bieten.
g. 72. Die Vorträge sollen sich zwar im Allgemeinen auf das System
der Chemie stützen und denselben sohin die Eintheilung der Materie nach
den sogenannten Elementen der Chemiker zu Grunde gelegt werden, allein mit
strenger Beschränkung auf die für die Schüler der Kunstgewerbeschule wich-
tigen Stoffe und Erscheinungen und eigentliche chemische Betrachtungen,
wie beispielsweise die Besprechung der Bedeutung chemischer Formeln, nur