Ei.
dürfte durch die nachfolgende Studie, welche namentlich auf die Innungs-
marke sich stützt, an Wahrscheinlichkeit gewinnen.
lm Jahre 1323 wurde die Stadt Wilna, deutsch Wildau oder Wilden
genannt, vom Großfürsten von Lithauen, Gedimin, zur Residenz erhoben.
Das Gediminische Wappen sind die "Columnenc, darstellend einen Aufbau
von drei Thürmen, von welchen der mittlere von der halben Höhe an-
gefangen gegen die Basis zu breiter gehalten ist und hier eine viereckige
Oeffnung hat, welche ein Thor vorstellt. Die Columnen aus späterer
Zeit sind, wo sie verkommen, überall gleich geformt. Die kleinen Ab-
weichungen, welche man an den Columnen aus dem 16. Jahrhundert
bemerkt, betreffen nur ihren oberen Theil. Sie tragen bald eine krönende
beiderseitige Zinnenausladung, wie auf der in einem Vierecke eingeschlos-
senen lnnungsmarke des Eingangs erwähnten Kelches (Fig. ria) und
auf der Münze c, bald ist diese Ausladung nur einseitig nach Außen
(Zagörski Nr. 7x) und endlich sind die Columnen auch scharf zugespitzt
(Zagörski Nr. gr), oder wie auf dem Denar (Fig. tt d) horizontal ab-
geschnitten. Diese Modificationen werden hier deshalb erwähnt, damit
vorkommenden Falles bei geringen Abweichungen von der ursprüng-
lichen Form ihre richtige Erkennung und Bestimmung leichter ermög-
licht werde.
Das Vorkommen dieser Innungsmarke an dem Kelche führt zu der
Schlussfolgerung, dass dieselbe in Wilna erzeugt wurde, was durch die
nachfolgenden Erörterungen des Näheren bewiesen werden soll.
Mit der Einführung des christlichen Glaubens in Lithauen unter
Wladislaw Jagiello (1387) drang auch die westliche Cultur in die schönen
Auen und Gefilde Lithauen's ein. An Stelle des heidnischen Tempels
erhob sich stolz eine gothische Kathedrale, und seit dieser Zeit strömte
nach der östlich gelegenen Residenzstadt das strebsame Volk des Westens
und Südens, um sich hier einen Herd der Arbeit zu gründen und die
Errungenschaften der mittelalterlichen Civilisation dahin zu verpflanzen.
Wilna blühte rasch empor und ganz besonders unter Sigismund August,
welcher im Jahre 1544 den lithauischen und später (1548) auch den
polnischen Thron bestieg. Ueber den damals vorhandenen Schatz dieses
kunstsinnigen Königs, welcher mit Vorliebe in seiner lithauischen Residenz
weilte, gibt der päpstliche Nuntius Bernard Buongiovani im Jahre 1560
die nachfolgende, charakteristische Relation: 1')
wlch habe mit einem Wort so viele Kleinodien gesehen, wie viel
an einem Ort zu finden ich nicht erwartet habe und mit welchen die
venetianischen und päpstlichen, die ich ebenfalls gesehen, nicht in Ver-
gleich gehen können. Außer dem vom Könige und der Königin ge-
brauchten Silbergeschirr sind noch im Schatze t5.ooo Pfund vergoldeten
Silbers, welches Niemand verwendet. Hieher gehören Uhren in der Größe
" nkelncye nuncyuszow nposlolskich i innych os6b o Polsceu, Posen 1864, I,