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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1888 / 11)

eines Mannes mit Figuren, Orgeln und andere Geräthe, Universum mit 
allen himmlischen Zeichen, Waschbecken, Geschirre mit allen möglichen 
Land- und Meeresthieren. Sonst vergoldete Schalen, welche Bischöfe, 
Woiewoden, Castellane, Starosten und andere Würdenträger, wenn sie 
ernannt werden, dem Könige reichen . . . . . .. . . . . . . . . . . .. Für jeden 
Kunstzweig besitzt der König geschickte Meister, zu den Geschmeiden 
und Schnitzereien auf denselben den Jacobo aus Verona  etc. etc. 
Die Prachtliebe des Hofes musste nothwendig auf die Großen des 
Reiches und den den König umgebenden reichen Adel ihre Rückwirkung 
haben und Nachahmung linden, so dass sich bei dieser kurzen Betrach- 
tung ein deutliches Bild entwerfen lässt, in welchem Umfange und in 
welcher Großartigkeit die Goldschmiedekunst in Wilna um diese Zeit 
geblüht haben müsse. 
Das Interesse Sigmund August's für die Goldschmiedekunst gibt 
sich auch darin kund, dass er wahrscheinlich der Erste war, der die 
Beschauzeichen im Reiche einführte, was aus den Krakauer Goldschmiede- 
Ordnungen zu entnehmen ist m). Die Münzen aus den Regierungsiahren 
dieses Königs erreichen eine Vollendung im Stempelgepräge, wie sie vor 
und nach ihm nicht zu finden ist. Er gründete auch von Neuem eine 
Münze in Wilna, zu deren Münzmeister er den Enoch Olfiirer und 
später den Goldschmied Jörge Behm beruft (Zagörski p. u). Die Münze 
und die Goldschmiede der damaligen Zeit unterstanden dem Kronschatz- 
meister und die Mehrzahl der Münzmeister, Wardeine und Probirer 
wurde aus der Mitte der Goldarbeiter-Innungen genommen"), gleichwie 
die Goldschmiede-Innungsmarken mit dem Zeichen der betreffenden Münze 
identisch waren, wie dies in Posen, Lemberg, Olkusz") etc. erwiesen 
ist, demnach es auch in der lithauischen Residenz so und nicht anders 
sein konnte. 
Die Wilmfer Münze von der Zeitperiode der Regierung Sigismund 
August's kennzeichnet das Wappen Gedimins, die Columnen; somit er- 
klärt sich, dass dieses Zeichen auch der Goldschmiede-lnnung eigen ist, 
woraus sich ergibt, dass besagter Kelch in Wilna erzeugt worden sein 
musste. 
Für die Schaffung so vieler Kunstschätze waren die in ihrer Voll- 
kommenheit geschulten Kräfte am Orte nicht in genügender Anzahl vor- 
handen und mussten großentheils aus den westlichen Nachbarreichen 
herangezogen werden. Der Ruf eines so kunstsinnigen Hofes, als einer 
Stätte, wo Arbeit, Fleiß und Geschicklichkeit die möglichste Anerkennung 
") IActu hiswrica res gestas Poloniae illuslrnnlial, Cracoviae 1885, I. VIII, p. 647. 
") Was mir die in dieser Richtung gemachten Verzeichnisse vollkommen be- 
suligr haben. _ 
") Die gesammelten Goldschmiede-lnnungsmarkcn der ehemals polnischen Städte 
ruhen noch im Manuscripre; deshalb muss ich mich einstweilen auf dasselbe berufen.
	        
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