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statuette. An gleicher Stelle und in gleicher Technik hatte man schon seinerzeit, als das
Buch über Olympia_ erschien, den praxitelischen Hermes bewundern können. Im Namen
des guten Geschmackes mochten wir aber dagegen Einsprache erheben, dass uns die
Antike in einer solchen sie entwürdigenden Form prasentirt wird. Für die Goldpressung
passen eben nur Ornamente, nicht große Figuren. Ms.
i
Stoßmuster des i6. bis t8. Jahrhunderts, herausg. von Emil Kutnsch.
Serie I: Fünfzig Tafeln in photographischem Drucke, mit einem Vor-
worte von Hofrath Prof. C. Grfaf f. Dresden, Stengel 8t Markert, i888.
Fol. M. 60.
Das königliche Kunstgewerbe-Museum iii Dresden beginnt mit dieser Publication
seine äußerst reichhaltige Textilaammlung allgemein nutzbar zu machen. Mit Rücksicht
auf die Bedürfnisse der so achtunggebietenden sächsischen Textilindustrie hatte man
sich seit jeher in Dresden die Erweiterung und Vervollständigung der Textilsammlung
besonders angelegen sein lassen, und dieselbe Kennerschaft und Umsicht, die sich beim
Zusammenbringen der genannten Sammlung so trelTlich bewahrte, hat sich auch in der
vorliegenden Publication ein glänzendes Denkmal gesetzt. Der Zeit nach vertheilea sich
die gegebenen Muster ziemlich gleichmäßig auf das 16. und I7. Jahrhundert, wogegen
das 18. Jahrhundert viel zahlreicher vertreten erscheint. Es erltlart sich dies naturgemäß
daraus, dass aus dieser letzteren Zeit weit mehr Originale erhalten sind, als aus den
früheren Jahrhunderten, wozu auch noch der Umstand kommen mag, dass diese Spßtzeit
erst in den letzteren Jahren wieder zu Ehren gekommen ist und in den Alteren Textil-
publicationen ziemlich vernachlässigt wurde. Die ganz knappen und zutreffenden Be-
schreibungen berühren blos das Technische und die Farbe;die Zeit- und Ortsbestimmungen
sind genauer und richtiger als in irgend einem ähnlichen Werke bisher. Die Ausführung
in piiotographischem Druck ist so scharf im Einzelnen, dass man den kostspieligen
Farbendruclc leicht vermisst, und doch über die Beschaffenheit der dargestellten Gewebe
und Ornamente nicht in Zweifel geräth. Rgl.
it-
Niederländische Fliesenornamente. Gesammelt und herausgeg. von Paul
F. Knochenhauer. Berlin, Max Pasch, o. J. 36 Taf. Farbendruclt
14 B1. Autogr. Fol. M. 60.
Der jüngst am Beginne einer viclverheißenden Laufbahn verstorbene Verfasser,
bekannt als Mitarbeiter an JacnbsthaPs nSüditalische Fliesenornamenteu, bringt in vor-
liegender Publication eine reiche Sammlung reizvoller, bis jetzt fast nicht bekannter oder
nicht beachteter Fliesenmuster aus den Niederlanden. Nicht ohne bedeutende Muhe sam-
melte er wlhrend eines zweimaligen Aufenthaltes daselbst sein Material. An Ort und
Stelle scheint Weniges mehr vorhanden zu sein; spärlich waren auch die Ergebnisse
aus deni Sammlungen des Amsterdamer Alterthums-Vereines und des Kunstgewerbe.
Museums in Haarlem. Die keramische Sammlung des neuen konigl. Museums in Amster-
darn war zur Zeit des Aufenthaltes des Vcrlassers daselbst in Kisten verpackt und unzu-
gänglich. Durch Ankauf: bei Trodlern und Alterthumshandlern suchte er seine Sammlung
zu vervollständigen. _
Nach dem Ergebnisse seiner Rundschau müssen die Marschlande der Nordsee-
küsten besonders reich an Fliesen gewesen sein. ln Harlingen und Westraven bei
Utrecht existiren heute noch Fabriken, die sich neuerdings wieder mit Fliesenfabrication
beschäftigen und fast ausschließlich nach alten Mustern arbeiten. In seiner geschicht-
lichen Studie kommt Knochenhauer zu dem Ergebniss, dass die Fliesentechnik nach
Holland aus Portugal eingeführt wurde, und zwar zu Beginn des I7. Jahrhunderts, und
dass sie um die Mitte desselben in größter Blnthe stand. Die Fliesen dienten in Holland
zunächst dazu, die lnnenwande der Kamine zu bekleiden und in der Nahe der Oefen
Wand und Fußboden vor der ausstrahlenden Warme zu schützen. Die frühesten Muster
weisen mehrere Farben auf, meist Grün, Gelb, Orange und Blau auf weißem Grunde,
die späteren zeigen nur eine Farbe, Blau oder Violett in verschiedener Intensität auf
weißem Grunde. Rein geometrische Muster, wie sie bei den sudeutopaischen und einer
großen Gruppe der orientalischen Fliesen so haußg vorkommen, treten hier nur vers
einzelt auf. Die Einfassung einer mit Fliesen belegten Flache scheint selten durch Fliesen
selbst hergestellt gewesen zu sein. Die geringe Anzahl von guten Friesstüclten gegen-
über der großen Menge von Fondmustern mag als Beweis dafür dienen. Auch eine
Gruppirung, wie sie bei genuesischen Beispielen von Wandvcrkleidungen (H. Herdtle,
Eine Sammlung italienischer Maiolica-Fliesen, Wien 188;, Carl Graeser) angeordnet
erscheint, war in den Niederlanden nicht gebräuchlich, es wurde zumeist Fliese an
Jahrg. i888. X5