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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1888 / 11)

Fliese gereiht, wie es das Muster erforderte. Die 36 Tafeln in Farbendruck enthalten dem- 
nach mit Ausnahme von zwei Friesmotiven über Bo Fllchenmuster von meist prächtiger 
Wirkung. Sie erinnern haußg an Decorationsmotive aus Delft und Rouen, seltener an 
italienische, fast gar nicht an portugiesische. von welchem Lande aus die Verwendung 
von Fayenceplattchen als Wandverkleidung nach Holland gedrungen sein soll. Der Text 
enthslt schließlich noch Notizen über Herstellung und Verwendung der Fliesen. Außer 
der Aufzählung der Erdarten, der Beschreibung des Formens, der Bauart des Ofens, der 
Proceduren beim Glasiren und Bemalen, sind noch Recepte eines Fayencehackers aus 
dem vorigen Jahrhundert zur Herstellung der beiden Hauptfarben Blau und Violett bei- 
gefügt. Den Schluss bilden die ortsüblichen Musterbenennungen. H-e. 
l- 
Brünns kirchliche Kunstdenkmale. Von Moriz Trapp. Brünn, Verlag 
des Verfassers, t888. 8". 189 S. 
Der Verfasser, Custos des Franzens-Museums in Brünn und k. k. Conservator für 
jene Stadt und Umgebung, hat sich bereits manche Verdienste auf dem Gebiete der 
archäologischen und localtopographischen Literatur erworben. Sein neuestes Schriftchen, 
welchem, wie wir hören, noch eine analoge Arbeit über die Profangebaude der Stadt 
folgen soll, ist uns zur Vervollständigung der österreichischen kunstgeschichtlichen 
Literatur sehr willkommen. Eine eigentliche wissenschaftliche Leistung will die Arbeit 
nicht sein, und auch manche andere Eigenschaften, welche dem Fachmann vielleicht nicht 
ganz nach seinem Sinne sein mögen, finden ihre Erklärung aus der Entstehung der 
Schrift, welche ursprünglich feuilletonartig für ein Provinziournal geschrieben war. 
Aus diesem Anlasse stoßen wir auf allerlei Romantik, Sagen, Geschichtchen und Anek- 
doten, Verse u. dgl. Zierrat für das Lesepublicum, darum sind neben den bemerkens- 
werthen alten Gotteshäusern Brünn's auch eine ganze Reihe der uninteressantesten 
modernen Schulcapellen u. dgl. aufgenommen und mussten wohl, wie das so aus dem 
Leben in einem kleineren Orte nothwendig hervorgeht, allen den nlrunstsinnigen. 
geistlichen Herren und den genialen Statthalterei-Ingenieuren die üblichen Complimente 
ertheilt werden. Sehen wir davon ab, so bleibt aber noch eine ganz vorzügliche Arbeit 
über, eine kenntnißreich und mit außerordentlichem Fleiß geschriebene Topographie der 
Brünner Kirchen, welche von dem Gegenstand so genügende Belehrung gibt, dass wir 
glücklich waren, wenn wir wenigstens von allen bedeutenderen österreichischen Platzen 
dergleichen Handbücher haben würden. Namentlich die Künstlergeschichte gewinnt aus 
dem Buche eine werthvolle Bereicherung. Trapp zeigt, wie auch in Brünn mit der 
Renaissance sich sofort die Italiener das Terrain eroberten. Wie in jedem unserer 
österreichischen Orte so irgend ein Walsclier der Capo der Bauthatiglteit wurde, ist es 
hier Giorgio Gialdi. Einheimische schließen sich dann dem neuen Stile an und schaffen 
demselben ein locales Gepräge. In dieser Beziehung sind in Brünn die Baumeister Moriz 
und Franz Grim die hervorragendsten Namen der Barocke. Gialdi ist aber auch als 
Plastiker wichtig, dann der Künigsberger Riga, der sich als Antonio Ricci in Kunst und 
Leben verwalschte. Die deutsche Barocke in der Sculptur glanzt durch die Namen 
Jos. Winterhalter, Schauberger und Andr. Schweigel, deren zahlreiche Werke in den 
Gotteshüusern an Pracht und Schwung dem Besten aus der Zeit nicht nachstehen. Fast 
noch besser ist es mit der Malerei bestellt, in deren Bereich der interessante Baldissera 
d'Anna auch die strengere Hochrenaissance vertritt, Künstler wie Raab, Etgens, Eckstein, 
Rotter, ScheEIer, Stern. und besonders der [liebenswürdige Jos. Joh. Winterhalter aber 
die eigentliche lustige Barockdecoration auf ungeheuren Deckenßachen reprasentiren. Hie 
und da tritt auch ein berühmter Meister von Außen herzu, wie Sandrart, Spielberger 
oder Maulbertsch. Irrthum haben wir nur Einen zu bemerken, indem der Verfasser 
pag. 64, von Fresken spricht, welche uvon einem Wiener Namens Cimbalist gemalt sein 
sollenc. Dieser angebliche i-Cimbaliat- ist der süßliche Jacob Cimbal oder Zimbal im 
vorigen Jahrhundert aus Wien, von dem das Hochaltarblatt bei den Elisabethinerinnen 
auf der Landstraße, die Fresken bei den Barmherzigen in Linz, Gemälde in der Wiener 
Burg u. v. A. bekannt sind. Auch kann ich die Lesung und Losung der abbreviirten 
Inschrift von 1494 auf Seite 12b mir nicht zurechtlegen. - Ein Hauprverdienst des 
Büchleins erblicke ich darin, dass es endlich wenigstens in den Hauptzügen genügt, um 
uns ersehen zu lassen, wie auch die Hauptstadt Mahrens den großen Entwickelungs- 
Process der Künste vom 16. bis zum t8. Jahrhundert in sich aufnahm und verarbeitete. 
Wir haben eine Menge österreichischer Stadtegeschichten, aber auf ihre kunstgeschichtlictie 
Stellung wird fast niemals neben allen möglichen Haupt- und Staatsactionen Rücksicht 
genommen. In dieser Hinsicht hilft uns die Schrift einen guten Schritt weiter und gibt 
ein tüchtiges Exempel für die anderwartige Bestellung dieses noch so sehr brachliegenden 
Bodens. llg.
	        
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