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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1888 / 11)

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von dem pfälzischen der Marke von Frankenthal unterscheidet) klar ein- 
geschliKen ist. Verschiedene Stücke Enden sich in der sehr interessanten 
culturgeschichtlichen Sammlung des Herrn Dr. Glässner in Kassel. Von 
der Fabrik ist nur bekannt, dass Landgraf Karl von Hessen, 1675-1730, 
sie gegründet hat; holfentlich nimmt sich die Localforschung der Sache 
an. Dass übrigens schon früher eine beträchtliche Glasindustrie im Lande 
bestanden hat, geht aus Daten hervor, welche C. Nyrop dem geheimen 
Archiv in Kopenhagen entnommen hat (Danmarks Glasindustri indtil 1750, 
S. 61 5.). Darnach erbat sich Friedrich ll. von Dänemark von dem Land- 
grafen Wilhelm einige Glasarbeiter, worauf der Letztere 1585 antwortete, 
die hessischen Glasbrenner seien nicht dafür, nsolchen weitten weg vor- 
zunehmen, sintemahl sie sich besorgen, wen sie in Ewer Kön. Maj. König- 
reich ziehen wurden, dasz sie gar Ausz der weldt vnd nimmer wider 
heimkemen, wie sie den ohne dasz also genaturt, dasz sie desz Sommers 
Ausz Ihrer hutten (be)zirckh nit bald zu Pringen, sonder da diese hasen 
geheckelt vndt die Mutter Baschen vor Augen haben, Pleiben sie viel- 
lieber bey Ihrem Kohll oder waszer vndt brodt, Als dasz sie In Andern 
Königreichen vndt gutten feisten Landen herlich leben suchen soltenm 
Nichtsdestoweniger schickte der Landgraf einen Liborius Trebing, der 
dann eine Reihe von Jahren die Hütten zu Silkeborg geleitet hat. 
Ausstellung der Schülern-betten der Staatsgowerbeschnle in Innsbruck. 
Eine Wanderung durch die Ausstellungssale, in welchen Hunderte von Zeichnungen, Mo- 
dellen und kunstgewerblichen Obiecten diverser Zweige vereinigt sind, überzeugt, dass die 
Schüler dieser Anstalt für den Erwerb, für das Leben im Kunsthandwerk fest, sicher 
und klar vorgebildet werden. Wohl am augenfalligsten sieht man dies gleich im ersten 
Saal, wo Tischlerei, Drechslerei und decorative Plastik in einer geschmackvoll und über- 
sichtlich geordneten Menge von Objecten sich zeigen. Neben den fertigen Werken sehen 
wir aber auch alle Details; die Geschichte ihres Werdens vom ersten Anhauen aus dem 
formlosen Klotz durch die verschiedenen Grade der Formausbildung und Detaillirung. 
Man sieht mit dem Schüler das verborgene Grundgebilde, man sieht in den derb, aber 
mit Empßndung angelegten Grundzügen auf Distanz bereits die feine Ausgliederung in die 
zartesten Details. Der Schüler macht den Weg vom einfachsten zum reichsten, vom 
Geradlinigen zur Curve, vom Flach- und Kerbschnitt zum hohlen, zum Relief und voller 
Rundung. Der geometrische Grundzug wird ihm eingedrillt, dass er tactfest werde und 
so auch in den freieren Formen spaterer Stile immer das mathematische und rhyth- 
mische Element durchfühlend ausdrücke. Von den Möbeln sprechen die Lehnen der Tolzer 
Stühle besonders an; meist freie Uebersetzung nach guten alten Vorbildern. 
In der Wiedergabe der Alttiroler Möbel ist auch die so charakteristische und 
schmucke Polychromirung angewendet; sie ersetzt theilweise auch das edlere Material. 
Dieser begegnen wir fast durchwegs in den Arbeiten der Holzbrandtechnik, die in Pro- 
fessor Tapper einen Specialisten hat. Wer wollte Angesichts seiner Publication allein an 
deren Reiz voll Lebens- und Formenübermuth zweifeln, der alles Gerathe in die Gewalt 
seines glühenden Brennstiftes zwingt. Die besten Stücke sind aber doch: die Scheibe 
mit dem Tiroler Adler und der große Schauteller mit dem orientalisirenden Blumen- 
decor. Warum? Sie haben satte, ernste, marltige Farben. Die verlangt die derbe Linien- 
führung, selbst wenn sie spielt. lm weichlichen Barock mit seinen madchenhaften Tan- 
deleien kann wohl die Lasurfarbe darüber hinhuschen, aber was ist dieser Farbenbauch 
auf einem Lierüthe, das man täglich fasst oder fegt. Die Plastik der Kleinkünste: die 
Wachsbossirungen, die Trcibarbeit. die Ciselirung in edlen und unedlen Metallen pra- 
sentirt sich überaus günstig: der Druck, der Schlag, die Gravirung heben edle Formen 
lebendig, fast jugendlich scharf aus dem spröden Stoff. Ringsum liegen die Mittel solcher 
Metallarbeiten, Schmelztiegel, Formen und Rohguss fehlen nicht. Uebergehen wir die 
deshalb gleich verdienstlichen allgemeinen Schularbeiten des Bauzeichnens, des geome- 
trischen, perspectivischen und Freihandzeichnens mit ihren Abgliederungen nach kunsl- 
gewerblichen und industriellen Fächern; den prächtigen Modellirsaal, der allein ein 
Studium mit seinem Berichte verdiente, so müssen wir am Schlüsse nochmals einen 
Blick in du: zwei Seitenraume werfen, wo Majolica- und Holzmalerei (von Damen- 
handen) und die Decorationsmalerei in Leimfarben sich entfalten. Erstere enthalt einige 
niedliche, ja äußerst geschmackvolle Sachelchen; und wenn die Emails immer in stim- 
mungsvoller Weichheit die sorgfältige, ja bisweilen angstliche Zeichnung schmückten, so
	        
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