rentiana -nicht einsehen konnte: (S. 53), den schon Rumohr als Copie des 11. Jahrhs.
nach einem spätantiken Original des 5.-6. Jahrhs. bezeichnet, und seither auch Piper,
Woltmann und Janitschek in ähnlichem Sinne erwähnt haben. Dieser Cyklus hatte dem
llerausg. weit wichtigere Aufschlüsse für seinen Zweck geben können, als die oberita-
lienischen Mosaiken oder der laurentianische Codex von 1293. Dass bei solch' unzuläng-
licher Beherrschung des einschlägigen Materials und unzureichender Kenntniss des
Kalenderwesens keine Ergebnisse von dauerndem Werthe erzielt werden konnten, er-
scheint selbstverständlich.
Die wirkliche Bedeutung und Stellung des sogenannten Filocalus-Kalenders in der
Kunstgeschichte hat Referent in einer Abhandlung über Ursprung und Entwickelung der
mittelalterlichen Kalender-lllustrationjfestzustellen versucht, die sich augenblicklich im
Druck befindet und in Kurzem erscheinen wird. Rgl.
i
Internationale chalkographische Gesellschaft. Publication für 1887. Aus-
gegeben 1888. Fol. und lmp. Fol.
Nicht weniger als vierzehn Nummern bringt die zweite Jahrespublication dieser für
das Studium der graphischen Kunst hochbedeutsanien Gesellschaft, und es sind fast selbst-
verständlich wieder nur Blatter von allerhöchster Seltenheit und kunsthistorischer Be-
deutung, welche uns geboten werden. Gleich Nr. z zeigt Pollaiuolos großen Kampf des
Herakles mit den Giganten, nach dem Probedruclte von der unvollendeten Platte, welcher
sich in der k. k. Hofbihliothek befindet. Nr. 6 ist ein großes weibliches Bildniss aus der
mailandischen Schule vom Ende des XV. Jahrhunderts, wobei es uns befremdlich
erscheint, dass weder Passavant, Bd. V, p. 33, noch die neue Beschreibung von dem F
Notiz nimmt, welches in der linken Ecke unten deutlich sichtbar und vielleicht als jenes
Mnnogramm eines Stechers aufzufassen ist, welches Heller in seinem Monogr. Lex. p. 121
mit dem Jahre 1501 anführt, leider ohne anzugeben, auf welchen Blättern er diese Be-
zeichnung gefunden hat. Nr. 7 ist gleichfalls ein reizendes Blättchen aus Lionardtfs
Schule. Nr. 8 bringt die ganze Passionsfolge von x44!) aus dem Berliner Cabinete. Be-
sonders Interesse verdient nach Nr. 10, dem Hauptblatte des Meisters der Liebesgärten,
auch Nr. 11 mit einem Krieger nach einer Zeichnung Pinturicchios', welcher italienische
Stich nach einer sehr witzigen Entdeckung auf der Platte des Meisters von 1466 mit
der heil. Maria von Einsiedeln ausgeführt wurde. Die letzte Nummer bringt die Ver-
suchung Christi von dern Meister L. Cz., in welchem hier noch der Vater des berühmten
Lucas Cranach vermuthet wird. Lehrs hat kürzlich in der aChrQnik der graphischen
Künste: es wahrscheinlich gemacht, dass dieser eigenartig geschickte Meister ein Nieder-
lander gewesen sei, eine Ansicht, welcher sich Referent langst mit großer Sympathie
Zunelgte.
Jedenfalls bekräftigt also die vorliegende Lieferung die gleich Anfangs ausgesprochene
Meinung von der Ersprießlichkeit und Lehrhaftigkeit dieses internationalen Unternehmens.
Ein beredtes Zeugniss für die Sorgfalt der Publication gibt der Austausch eines im
vorigen Jahre in minder guter Reproduction ausgegebenen Blattes gegen einen weit
besseren Abdruck, und die Zurückhaltung der Nr. 3 und 5 im heurigen Jahre, weil die-
selben dem leitenden Ausschuss: nicht hinreichend gut erschienen. Zu bedauern ist nur,
dass gerade der deutsche Text einige Flüchtigkeiten verrath; bei Nr. 3 sind die Satze
verstellt und soll es heißen: cWo keine Treue ist, kann keine Liebe sein: und bei Nr. 4
ist statt nGerte: entweder Gürtel oder Riemen zu setzen. Ch,
i
t
Chronik der Deutsch-nationalen Kunstgewerbe- Ausstellung in München
1888. Im Auftrage des Directoriums herausg. von Dr. Paul v. Sal-
visberg. München, Verlag der vAkadem. Monatshefteu. Fol.
Die obengenannte rChroniku, von welcher uns die ersten fünf Hefte vorliegen,
soll nach der Intention ihrer Herausgeber zunächst die Erinnerung an die diesjährige
Münchener Kunstgewerbe-Ausstellung wach erhalten, sie sollte aber zugleich auch das
vermittelnde Organ der Ausstellungs-Commission den Ausstellern und dem Publicum
gegenüber sein. Dem letzteren Zweck konnte sie nun allerdings von Vnrneherein nicht
genügen, da das Erscheinen der einzelnen Hefte zu sehr verzögert wurde. Wohl aber
ist sie sehr geeignet, die Erinnerung an die Ausstellung selbst in würdiger Weise zu be-
wahren, indem sie über Alles, was mit jener zusammenhängt, durch Bild und Schrift
ausführlich berichtet. Ueberdies gestalten die Abhandlungen über die Entwickelung und
Pflege der Kunstindustrie in den verschiedenen, an der Ausstellung betheiligten Staaten
und Provinzen, wie z. B. irn Großherzogthutn Baden von Fr. Sales Meyer, in Württem-
berg von J. Hartmann, Aufsätze wie der von Aug. Schriclter über Deutschland