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Keramik, insbesondere Porzellan; in der Specialabtheilung das Blumen-
malen in Wasser-, Oel- und Pastellfarben, Malen auf Thon, Radiren für
den Ueberdruck auf Thon.
Für Mädchen und Knaben bestehen getrennte Abtheilungen. Die
Letzteren sind der Mehrzahl nach bereits in Werkstätten beschäftigt und
ihr Unterricht fällt daher in die Abendstunden; die Mädchen gehören
zumeist den bessergestellten Gesellschaftschichten an und haben nicht
Gelderwerb im Auge. Ihre Leistungen im Blumenrnalen sowohl als in
der Composition sind gleichwohl höchst beachtenswerth. Sie malen zuerst
die Blumen, welche sie ornamental verwenden wollen, auf Papier, skiz-
ziren dann die Composition für Gefäße, Fächer u. dgl., und führen sie
auf dem Papier vollständig aus, bevor sie an das Uebertragen gehen. Ehe
sie zum Malen zugelassen werden, müssen sie in der Handhabung des
Bleistifts und namentlich in der Umrisszeichnung völlige Sicherheit er-
langt haben. Zu dem Zwecke wird eine, ohne Zweifel mechanisch zu
nennende, aber in den Erfolgen angeblich sich bewährende Unterrichts-
methode befolgt, indem man z. B. Kreise, Quadrate, Dreiecke, Halb-
monde u. dgl. m. in Netze zeichnen lässt. Doch hat dieses System in
Frankreich (wie überall) auch die entschiedensten Gegner.
Ebenfalls wie überall verhalten sich die Thonwaarenfabriltanten von
Limoges zum großen Theil ablehnend gegen die Schule, weil sie ent-
weder keine künstlerisch gebildeten Kräfte verwenden können oder wollen.
Die Schule und das reichhaltige keramische Museum befinden sich
in einem ehemaligen Kloster, welches begreiflicherweise für die jetzige
Bestimmung wenig geeignet ist. Daher sind bereits i,8oo.ooo Frcs. für
einen Neubau bewilligt.
Die städtische Kunstschule in der Rue Elisabeth in Paris zählt
durchschnittlich 300 Abendschüler, Lehrlinge und Arbeiter in den ver-
schiedensten Werkstätten: Baubandwerker, Mechaniker, Graveure, Muster-
zeichner, Tapeziere etc. etc.
Außerdem können in Paris 4000 Schüler der zahlreichen Abend-
und Sonntagsschulen, in welchen Zeichnen ohne unmittelbare Anwendung
auf bestimmte Gewerbe geübt wird, gerechnet werden.
Die Juwelierschule wird von der Genossenschaft der Pariser Juwe-
liere erhalten und bezieht 3000 Frcs. Zuschuss vom Handelsministerium.
Die Schiilerzahl beträgt etwa 60, das Schulgeld 2 Frcs. monatlich. Die
Schüler sind Lehrlinge und Gehilfen in Gold- und Silberschmieden und
Juweliergeschäften, genießen zwei Stunden Abendunterricht und der Curs
ist dreijährig. Der Unterricht, ausschließlich nach den Bedürfnissen der
genannten Industrien geregelt, umfasst Modelliren, Zeichnen, Malen,
Emailliren. Es zeigt sich dort, dass Arbeiter, welche bereits die Eigen-
thümlichkeiten ihres Materials aus praktischer Erfahrung kennen und zu
behandeln wissen, die besten und eifrigsten sind bei der Aneignung
künstlerischer Fertigkeiten. Die Juweliere erkennen dies auch an, gestatten