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ihren Arbeitern, besonders gelungene Entwürfe an Sonntagen oder in
sonstigen Freistunden auszuführen, und setzen Preise für Diejenigen aus,
welche die Jahresprüfungen am besten bestehen.
Die Ecale späciale municipale rfapplication des beaux-arls d l'In-
dustrie, 19, Rue des Petits Hotels, in Paris fördert die Kunstbildung von
Arbeitern für bestimmte Industriezweige, als: Keramik, Glas, Email,
Bildnerei in Holz, Marmor und Elfenbein, Gieß- und Treibarbeit in
Kupfer, Bronze und Eisen, Musterzeichnen für die Textilindustrie und
decorative Malerei, Kunsttischlerei und Holzschnitzerei, Modelliren in Thon
und Wachs nach Gyps und nach der Natur. Der Unterricht ist unent-
geltlich, für die Aufnahme ist eine mündliche und schriftliche Prüfung
und die Vorlage von Zeichnungen erforderlich. Für die Tagesclassen sind
I4 Jahre, für die Abendclassen r5 Jahre das vorgeschriebene Alter. Der
Unterricht im Zeichnen und Malen, Modelliren etc. ist allgemein, für die
Unterweisung in praktischen Arbeiten bestehen eigene Abtheilungen, mit
welchen ein chemisches Laboratorium, Brennöfen und Muifeln in Ver-
bindung stehen. Die jungen Leute müssen über ihre Arbeiten ein Tage-
buch rnit Skizzen, Beschreibungen und technischen Erklärungen führen.
Die Schule ist sehr verständig eingerichtet und von großem Werthe
für die Kunstgewerbe.
Die Ecole academique de dessin in Lille, die gänzlich von der Stadt
erhalten wird, ist Kunst-, Kunstgewetbe- und Baugewerbeschule. In die
unterste Classe werden schon Knaben mit neun Jahren aufgenommen.
Der Unterricht beginnt mit dem Copiren von Vorlagen, Möbeltheilen,
ornamentalen Details etc. im Kleinen, die Copien müssen dann auf Netz-
papier vergrößert werden. In den oberen Classen wird insbesondere das
Zeichnen und Malen in Wasserfarben für die Einrichtung und Aus-
schmückung des Hauses gepßegt, doch bestehen auch Abtheilungen für
das Zeichnen und Modelliren nach dem nackten männlichen und dem
bekleideten weiblichen Modell, ferner eine für Architekten und Maschinen-
bauer, die unter der Anleitung von Handwerkern mit den Elementen
ihrer Berufsthätigkeit mehr durch Anschauung als durch eigene Arbeit
vertraut gemacht werden. Die unteren Classen dienen zugleich zur Aus-
bildung von Zeichenlehrern, und für diesen Zweck leistet der Staat
einen Beitrag.
Die Ecole nationale de dessin pour jeunes filles, io, Rue de Seine,
in Paris, gegründet 1873 und 188i reorganisirt, ist eine Tagesschule
mit unentgeltlichem Unterricht im geometrischen und Freihandzeichnen,
Modelliren, Perspective, den Anfangsgründen der Architektur, verglei-
chenden Anatomie, Ornamentcomposition, Kunstgeschichte, Malen, Stechen
und Radiren, Holzschneiden, Porzellan-, Glas- und Emailmalen. Mit
großer Gründlichkeit wird das Studium der menschlichen und thierischen
Anatomie und Proportionen am Skelett und an Abformungen betrieben.