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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1877 / 136)

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Seite zu. Berlin, wo die Plastik am rationellsten gefördert wurde, wirkte 
in Christian Rauch, ohne Frage der bedeutendste Bildhauer deutscher 
Nation in diesem Jahrhundert. Nur in Dresden bildete sich eine Bildhauer- 
schule unter Rietschel und später unter Hähnel, welche Beide aus der 
Schule Rauch's hervorgegangen sind, denen sich dann in würdiger Weise 
Johannes Schilling anschloss. Was sonst auf dem Gebiete der Plastik im 
deutschen Reiche vorgeht, kommt nicht weiter in Betracht. Die Plastik 
trat in Wien relativ spät in den Kreis der Reform des Unterrichtes und 
wurde bei der Reorganisation der Akademie der bildenden Künste im 
Jahre 1852 kaum berücksichtigt. 
Es kann nicht genug betont werden, dass die Plastik vor Allem der 
wohlbegründeten Traditionen und der Schulung bedarf, um zu gedeihen. 
Das Jahr 1848 fand an der Akademie wohl eine Architekturschule, geleitet 
von Rösner, Van der Nüll und Siccardsburg, aber keine Bildhauerschule, 
welche die Kraft besessen hätte, eine selbstständige Schule zu bilden und 
Traditionen festzuhalten, wie es in Berlin durch Rauch, in Dresden durch 
Rietschel der Fall war. Was die Akademie leisten konnte, sowohl nach 
den an ihr wirkenden Kräften, wie nach den Räumen, welche ihr zur 
Verfügung standen, beschränkte sich auf Das, was man eine allgemeine 
Bildhauerschule nennt. Der rein künstlerische Unterricht durch Ateliers 
war ganz unmöglich; es existirten eben damals keine Ateliers für die 
Lehrer der Akademie. Man begnügte sich damit, die ausgezeichneteren Zög- 
linge der Akademie nach Rom zu senden, und dort konnte eben, nach den 
früher geschilderten Verhältnissen , nichts Durchgreifendes erzielt werden; 
- oder man schickte mit Staatsunterstützung hervorragendere Zöglinge 
an die Dresdener Akademie, wo sich die akademischen Professoren im 
Besitze wohleingerichteter Staatsateliers befanden und wo auch die Re- 
gierung in sehr verständiger Weise Sorge trug und noch' trägt, dass 
den Leitern dieser Ateliers entsprechende Aufträge zu Theil werden, an 
welchen sich auch Schüler betheiligen. Aus diesen Ateliers gingen drei 
österreichische Künstler hervor, welche jetzt in Wien eine bedeutende 
Stellung einnehmen: der jetzige Professor an der Akademie, Kundmann, 
der Bildhauer Johannes Benk und der Hofmedailleur Tautenhayn. Auf 
diese Weise trat ein ganzes Jahrzehnt hindurch Dresden Wien sehr nahe, 
abgesehen von dem Umstande, dass der Dresdener Professor Hähnel mit 
bedeutenden Aufträgen von Wien ausgezeichnet wurde. Dass Dresden in 
dieser Beziehung München den Vorrang abgewann, erklärt sich aus der 
damaligen Kunstlage in München, welche noch zu Lebzeiten Schwan- 
thaler's für die Plastik nicht förderlich war und die sich auch nach dem 
Tode desselben nicht zum Bessern gewendet hat. Schwanthaler war mit 
Aufträgen in einer Weise überhäuft, welche der Entwicklung seines künst- 
lerischen Talentes nichts weniger als günstig war. Er wurde eine Art von 
künstlerischem Fa-Presto, und hatte sich in Kunstformen eingelebt, die 
man damals stylistisch nannte, die aber in Wahrheit etwas von der
	        
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