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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1877 / 136)

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Schwarzenberg. ln derselben Zeit entstand das Arsenal mit der Ruhmes- 
und Eintrittshalle, in welchen eine grosse Anzahl von Marmor-Standbil- 
dern österreichischer Heerführer aufgerichtet wurden. Die erwähnten 
Kolossalbildwerke gaben Veranlassung zur Gründung der kaiserlichen 
Erzgiesserei, welche in die Hände des Bildhauers Anton Fernkorn, eines 
Erfurters von Geburt, gelegt wurde, der in München, speciell in der Stiegl- 
meier'schen Erzgiesserei daselbst, seine Studien gemacht hatte und mit dem 
Verständniss eines erfahrenen und gewissenhaften Bildhauers die Kenntniss 
des Erzgusses verband. Auf diesem Wege erhielt Wien eine Kunsterz- 
giesserei und man hatte nicht mehr nöthig, sich bei solchen Anlässen nach 
München, Nürnberg oder nach Lauchhammer zu wenden. Seit dieser Zeit 
besteht dieses Institut und ist in ununterbrochener Thätigkeit; neuester 
Zeit trat die Turbain'sche Bronzegiesserei auf, die sich auch an höhere 
künstlerische Aufgaben wagt. Alle Erzgiessereien, die sonst in Oester- 
reich bestanden, haben nur eine kurze Zeit ihr Leben fristen können; 
jene, aus welcher die Bronzefigurcn der Hofkirche in Innsbruck hervor- 
gingen, ist in eine Brauerei verwandelt. Die älteren Erzgüsse, denen wir 
in Prag begegnen, scheinen in Nürnberg ausgeführt worden zu sein; was 
in Krakau an Erzgusswerken existirt, stammt aus der Zeit der Blüthe der 
dortigen deutschen Bürgercolonie, wo das Magdeburger Recht noch Stadt- 
recht war, die Verhandlungen der Commune noch in deutscher Sprache 
geführt wurden und die Verbindungen zwischen Nürnberg und Krakau 
lebendige waren. Die Wiederbelebung der monumentalen Plastik in Wien 
und die Belebung des Erzgusses gehen Hand in Hand mit den Bestre- 
bungen, den Staatsgedanken durch Bildwerke zu verkörpern. Beides sind 
die cigensten Werke des Kaisers und ihm allein verdankt Wien die Erz- 
giesserei und die monumentale Plastik bis auf den heutigen Tag. 
Eine ungemeine Förderung erhielt die Plastik durch die Stadterwei- 
terung Wiens, welche durch ein Handbillet des Kaisers vom zo. December 
1857 hervorgerufen wurde. Gegenwärtig ist die Stadterweiterung eine 
vollendete Thatsache und was auch daran getadelt werden mag, sie ist 
glänzender durchgeführt worden, als sie intentionirt wurde. Die archi- 
tektonische Physiognomie Wiens - und ihr folgend die von Pest, Brünn, 
Graz, Salzburg und jetzt auch von Prag - veränderte sich in Folge der- 
selben gründlich. Der Baukunst fiel selbstverständlich der Löwenantheil 
der Kunstbewegung zu, welche, befreit von der bauamtlichen Bevormun- 
dung, als selbstständige Kunst auftrat - und [sie verdiente auch diese 
hervorragende Stellung, nicht blos nach der Grösse der Aufgaben, welche 
sie durchzuführen hatte, sondern auch nach dem Talente der Architekten, 
welche die Baubewegung in die Hand genommen haben, wie die Oester- 
reicher Van der Nüll, Siccardshurg, Romano, Ferstel, Hasenauer und 
Schwendenwein, der Schwabe Schmidt, der Däne Hansen und die Nord- 
deutschen Förster und Semper. Die Wiener Stadterweiterung fand die 
Architekten vorbereitet und geschult; ihre Kunst war daher vom ersten 
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