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ihn später zeitweilig fortriss, hemmten seine Thätigkeit. Romantiker, der
er war , auf die Empfindung mehr Gewicht legend als auf die Schönheit
der Form, widmete er dem Studium der Antike und dem der menschlichen
Gestalt nicht jene Hingabe, welche wir bei allen hervorragenden Bild-
hauern finden, deren Leben und Werke wir genau kennen.
Wir müssten bei unseren Betrachtungen weit ausholen, wenn wir
die tieferliegenden Gründe auseinandersetzen sollten, welche überhaupt in
der christlichen Aera der Plastik hemmend entgegentraten. Selten gelang
es ihr, zu einer selbstständigen und führenden Rolle zu gelangen; einige
Jahrhunderte hindurch dominirte ausschliesslich die Architektur, und im
17. und 18. Jahrhundert waren alle Künste vorn malerischen Geiste durch-
drungen. Nur ausnahmsweise im 15. und r6. Jahrhundert trat die Plastik
selbstständig hervor und stellte sich mit ihren beiden Schwesterkünsten
in ein geistiges Gleichgewicht. Dieser Harmonie der drei grossen Künste
verdankt die Renaissance ihre hervorragende Stellung in der Kunst. Diese
Harmonie muss angestrebt werden als Ideal und als Princip, und es darf
dieser grosse Gesichtspunkt keinen Augenblick aus dem Auge verloren
werden, im Kunstleben sowohl wie im akademischen Leben. Die Wiener
Akademie verfolgt dieses Ziel ihrer ganzen Organisation nach. Sie hat
der Sculptur jene Stellung eingeräumt, die ihr gebührt; aber das geschah
erst in neuerer Zeit. In der Zeit, als die Stadterweiterung in Gang kam,
gab es an dieser Anstalt eigentlich nur zwei Hauptfächer, die Malerei und
die Architektur. Die Sculptur hatte nur Einen Lehrer und zwar nur in der
allgemeinen Bildhauerschule. Die Architektur beherrschte die ganze Stadt-
erweiterung in souveräner Weise. So kam es, dass, während das Bauleben
dominirte, die Egurale Plastik nicht in der Lage war, eine selbststän-
dige Stellung einzunehmen; die ornamentale Plastik hingegen schloss sich
ihrer Natur nach eng an die Architektur an, und empfing von ihr Rich-
tung und leitende Gesichtspunkte. Auf dem Gebiete der decorativen Plastik
regten sich Talente von allen Seiten. Würde das Handwerk nicht in so
hohem Grade künstlerisch heruntergekommen sein, wie es der Fall war,
so würde die ornamentale Plastik einen relativ noch grösseren Aufschwung
in Wien genommen haben, als es thatsächlich geschehen ist. Insbeson-
dere aber sind es einige ältere Verzierungs-Bildhauerz, die in Wien eine
hervorragende Stellung einnehmen, und die auch selbstständig den Platz
zu behaupten fähig sind, wie Schönthaler, La Vigne, Pokorny. Diese
Künstler bedürfen nicht einer directen Verschreibung der Architekten,
sondern es genügt, dass ihnen die Aufgaben skizzirt werden, um sie dann
in selbstständiger Form auszuführen. Aber die Mehrzahl der Arbeits-
kräfte ist nicht hinreichend vorgebildet und überall macht sich Mangel
an kunstgebildeten Handwerkern im Bauleben Wiens fühlbar. Erst in der
jüngsten Zeit sorgte man in der Kunstgewerbeschule des Museums und
in den allgemeinen Zeichenschulen für die Kunstbildung der Kunst-
hanclwerker.
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