den Beweis ab, dass diese Einrichtung sich in freundlichem Andenken
erhält und nicht ohne Werth ist. Sie beweisen auch oder bestärken uns
wenigstens in der Ueberzeugung, dass noch Leben und Schaffensdrang in
der österreichischen Industrie pulsirt, eine Ueberzeugung, in welcher uns
das Eulengeschrei landesflüchtiger Fabrikanten, die den Gegner in's Land
rufen und Zeter schreien, wenn er da ist, nicht irre macht. Wir glauben
an eine Zukunft der österreichischen Kunstindustrie trotz der Ungunst
der Zeiten, trotz so vieler getäuschten Erwartungen und Hollnungen.
Aber Fleiss und Geduld gehören dazu; auch Geduld sagen wir, denn
wir werden nicht in einem Sprunge den Stand gewinnen, nicht in einem
oder zwei Jahrzehnten das erreichen, wozu Frankreich zweier voller Jahr-
hunderte und in dieser Zeit der Aufbietung all' seiner Kraft und Geschick-
lichkeit bedurft hat.
Wie die Weihnachts-Ausstellung, so stellt sich auch ihr Bericht-
erstatter in diesen Blättern ein. Es ist nicht seine Absicht, von Tisch zu
Tisch, von Namen zu Namen zu gehen, um Jedermann gerecht zu werden,
ein Verfahren, das ja seine Berechtigung hat, aber in der Wiederkehr
Schreiber und Leser zugleich ermüdet. Vielmehr wollen wir uns an das
halten, was Neues und Bemerkenswerthes erschienen ist oder uns zu all-
gemeinen Erörterungen Veranlassung bietet. Man macht im Laufe der
Zeit mancherlei Beobachtungen, es bilden und sammeln sich Erfahrungen,
und die Weihnachts-Ausstellung gibt uns Gelegenheit, sie an concreten
Beispielen zur Discussion zu bringen.
Der allgemeine Eindruck der diesjährigen Ausstellung ist gewiss kein
ungünstiger: Manches erscheint neu, Manches wenigstens in ungewohntem
Glanze, während es auch Zweige gibt, die bedeutend zurückfallen gegen
das, was wir früher gesehen haben. Jenes gilt z. B. von den Poterien,
den Fayencen wie dem Porcellangeräth, dieses von den sogenannten Galan-
teriearbeiten in Leder. Es kann das ein Zufall sein, da ja die Weihnachts-
Ausstellung keine Vollständigkeit bietet und somit nicht massgebend ist,
aber diesmal ist es wirklich kein Zufall, sondern die Erscheinung entspricht
nur der Thatsache.
Es ist gewiss bedauerlich, wie die Fabrication der uWiener Artikel",
die vor wenigen Jahren noch einen Weltruf besass, zurückgegangen ist.
Ohne Zweifel ist eine Ursache, und eine bedeutende, in den Zeitumständen
zu suchen, aber auch nur eine, denn wenn wir nicht sehr irren, so da-
tiren die Klagen über den Rückgang schon vor dem Beginne der grossen
Krise. Eine andere Ursache liegt eben so sicher in der Fabrication selbst,
im Mangel an gesunden Ideen, im Mangel an Schönheit. Dieser Industrie-
zweig hatte, wenn einer, seine ganze Existenz auf die nNeuheitu gestellt;
er musste oder wollte um jeden Preis zu jeder Saison Neues schalfen.
In diesem Hunger nach Neuem ist aber jeder wirkliche Schalfensdrang,
alle Erf-indungsgabe völlig ausgeschöpi und ausgeleert worden. Die wider-
sinnigsten Einfälle, wenn sie nur noch nicht dagewesen, werden mit Hast