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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1877 / 136)

wirkung mehrerer Persönlichkeiten, denen diese trelflichen und aller 
Wahrscheinlichkeit nach sehr folgenreichen Arbeiten ihre Entstehung ver- 
danken. Was dieselben vor Allem in charakteristischer Weise auszeichnet, 
ist die Decoration mit farbigem, metallischem ReHexe, die in neuerer 
Zeit nach dem Muster von Gubbio nur Ginori ausgeführt hat. Dass sie 
jetzt auch Schütz macht, verdanken wir wiederum dem erfindungsreichen 
Kosch, der damit seinen Verdiensten ein neues hinzugefügt. Die Verbin- 
dung mit Herrn Schütz, der es auch übernommen hat, die Kosch'schen 
Emailfarben für Terracotten-Decoration zum Verkaufe fabriksmässig her- 
zustellen, hat es bewirkt, dass die neue Erfindung, was oft das Schwerste 
ist, sofort praktische Anwendung gefunden hat. Dass aber dies in so 
überaus gelungener und zugleich origineller Weise geschehen, ist das 
Verdienst St0rck's, der mit gewohutern genialen Blicke sofort die rechte 
Art zu treffen wusste. Form und Verzierung dieser neuen Majoliken 
rühren von ihm her, zum Theile auch von seinem Collagen Professor 
Sturm, während die Ausführung von den Schülern der Kunstgewerbe- 
schule besorgt wurde. Fügen wir noch hinzu, dass das Material fein und 
gut, die farbige Glasur in ihren verschiedenen Tönen durchaus vortreff- 
lich ist, so haben wir Alles angegeben, was diese Gefässe zu vollständig 
gelungenen Erscheinungen, zu einer eben so reichen wie edlen Zierde macht. 
Herr Schütz konnte sich in keiner besseren Weise bei dem Publicum 
einführen. Hoffentlich ermuthigt ihn der Erfolg, das, was wir diesmal 
sehen, selbst nur als den Anfang zu betrachten und darnach auch andere 
Zweige der Majoliken- und Fayencefabrication in seine Hand zu nehmen. 
Bescheidene Anfänge zu dieser Erweiterung zeigt auch bereits die Ause 
stellung. Schüler der Kunstgewerbeschule, Teubner, Besenbach, Regel, 
Bertha Felgel, haben auf eigene Hand eine Anzahl Gefässe und Teller 
majolicaartig decorirt und zur Ausstellung gebracht. Der bisherigen 
Stagnation gegenüber ist schon das ein bernerkenswerther Vorgang, und 
so bescheiden er ist, so wollen wir doch auch ihn mit den anderen Um- 
standen zusammen als ein günstiges Zeichen der Zeit auffassen. 
Fast unerwartet scheint auch ein Hoffnung erweckendes Streben in 
die Porcellanfabrication gekommen zu sein. Das Porcellan hat in 
Oesterreich eine Kunstgeschichte und hat iiarin eine glänzende Periode 
gehabt, eine Periode, in welcher es für alle Welt tonangebend war. Seit- 
_ dem aber im zweiten und dritten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts die 
Wiener Fabrik ihre künstlerische Richtung verliess und eine Geschäfts- 
fabrik wurde wie eine andere, seitdem hat das Iösterreichische Porcellan 
Kunst und Charakter zugleich verloren. Es folgte blind dem herrschenden 
Modegeschmacke, und da es diesen nicht selber machte, stand es überall 
weiter zurück, in der Hinterhand. Keine Fabrik, Fischer von Herend aus- 
genommen, bot auf den Ausstellungen der letzten Jahrzehnte irgend eine 
Eigenthümlichkeit, irgend eine bestimmte Physiognomie. Wenn man 
Sevres, Meissen, selbst Berliner und englisches Porcellan an bestimmten
	        
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