zu Jahr und ich brauche blos einige Namen wie Lessing, orientalische
Teppichmuster, Raschdorff, Puls, Hölder, Krug und Pertzel für
Schmiede- und Schlosserarbeiten, die Werke von Lau, Genick und
Stockbauer-Otto über antike Thongefässe, Schütz, Metallotechnik,
Gruner, Vorbilder ornamentaler Kunst, Seidel, die königliche Resi-
denz in München, Deutsche und italienische Renaissance (bei Seemann),
Hirth's Formenschatz, Zettler's reiche Kapelle, Herdtle's Vorlagen-
werk für Schulen, die Publicationen der Stuttgarter Centralstelle,
das Deutsche Malerjournal Speman's, die Publicationen des Dresdeuer
Architektenvereines u. s. f. zu nennen, um darauf aufmerksam zu machen,
wie bedeutend einzelne von diesen Publicationen sind. Hat sich ja doch
mancher niclitdeutscbe Verleger entschliessen müssen, für seine eigenen
Publicationen deutsche Verleger zu gewinnen, wie dies z. B. mit dem
Werk: nDaS polychrome Ornamente von Racinet, der kleineren "Grammatik
der Ornamentikc von Owen Jones der Fall war, um den gesteigerten
Bedürfnissen Deutschlands behufs Förderung seiner gewerblichen Interessen
zu genügen. Das ist eine Thatsache, vor deren Bedeutung wir nicht die
Augen verschliessen dürfen. Dabei kommt der kunstgewerblichen Bewe-
gung in Deutschland etwas zu Statten, auf das ich nicht genug aufmerk-
sam machen kann.
ln Deutschland existirt eine Art von Local- und Landes-Patriotismus,
der zwar manchmal zu kleinen Rivalitäten Veranlassung gibt zwischen
Norden und Süden, zwischen Schwaben und Brandenburgern, zwischen
Rheinländern und Franken. Aber diese Rivalität ist keineswegs schädlich,
sondern im Gegentheile förderlich. In Oesterreich hingegen ist die Gefahr
vorhanden, und diese Gefahr ist brennend, dass der Kronlands- oder Local-
Patriotismus in eine Gegnerschaft ausarte, und dass das verbindende
Medium, das einzig und allein in der Pflege des österreichischen Reichs-
gedankens liegt, entweder abgeschwächt oder ganz in den Hintergrund ge-
drängt werde. So sehen wir im ganzen deutschen Reiche seit dem Jahre 187i
eine mächtige Bewegung auf dem Gebiete der Kunstgewerbe, die durch
alle Schichten der deutschen Bevölkerung hindurchgeht, die gefördert wird
durch den Wohlstand des Landes, durch die Kraft, den Fleiss und die
Ausdauer des Volkes, die gehoben wird durch den Patriotismus und mächtig
unterstützt durch eine vorzügliche Gesetzgebung, die den grossen See-
verkehr hinter sich hat und die grosse allgemeine Bildung. welche im ganzen
deutschen Reiche verbreitet ist. Wie mächtig diese Bewegung ist, zeigt
der erste Jahresbericht des Special-Gewerbernuseums für Metallurgie in
Schwäbisch-Gmünd in Würtemberg. Der Bericht schliesst mit den Worten
Lübke's: nDie kunstgewerhliche Reform ist eine der brennendsten und be-
sonders für Deutschland wichtigsten Fragen der Zeit, denn es handelt sich
dabei nicht blos um ästhetisch-theoretische Interessen, sondern um eminent
praktische volkswirthschaftliche Verhältnisse, um Wohlstand, Blüthe und
Macht der Nation." - Der Bericht ist vom n. September 1877 datirt.