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(Bibliothek des Konsums.) Vom 2x. Mnrz bis 20. October bleibt die Bibliothek
in den Abendstunden geschlossen und wie alljährlich ist dieselbe während der Sommer-
monate an Sonn- und Feiertagen von 9-1 Uhr, an Wochentagen, mit Ausnahme des
Montags, von 9-2 Uhr dem Publicum zugänglich.
(Ausstellung der Kunstgewerbeschule.) Dieselbe dauerte vom
16. März. angefangen durch 14. Tage und füllte die Säle IX, X, XI, _XVl
und einen Theil der Arkaden im oberen Stockwerke des Museums. Wegen
der selbstverständlichen Gebundenheit des Urtheiles gegen Vorgänge in
unserem, eigenen Institute beschränken wir uns darauf, die nachfolgende
Anzeige der Ausstellung aus der "Wien. Allg. Zeitungn wiederzugeben.
Die oberen Räume des Oesterreichischen Museums wurden zum größten
Theile den Arbeiten der Zöglinge des Schwester-Institutes, der Kunst-
gewerbeschule, überlassen. Auf der Gallerie hat die Plastik ihren Platz
gefunden; in dem Zimmer zunächst die Studien der Candidaten des Zeichen-
lehramtes an Mittelschulen; in dem Saale rechts von der Stiege die Vor-
bereitungsclassen für l-igurales und ornamentales Zeichnen und für Model-
liren, ferner der Curs für Perspective, Projectionslehre und Schatten-
construction; in dem anstoßenden Zimmer Holzschnitzerei und Metall-
arbeit; in den Sälen links von der Stiege der Curs für Stillehre, die Fach-
schulen für Architektur, für Zeichnen und Malen, der Specialunterricht
für Spitzentechnik und jener für keramische Decoration. Der Gesammt-
eindruck ist ein sehr günstiger. Die leitenden Principien werden dem auf-
merksamen Beschauer völlig klargemacht. Auf der unteren Stufe leitet
der, streng schulrnäßige Unterricht die Zöglinge zur Auffassung und cor-
recten Wiedergabe der Formen in verschiedenen Darstellungsweisen an;
sie lernen hier Stift, Feder, Pinsel, Modellirholz mit Sicherheit gebrauchen,
geometrische und perspectivische Risse, Selbst- und Schlagschatten con-
struiren u. s. w. Dieser letztere Unterrichtszweig ist unseres Erinnerns
zum erstenmal in solchem Umfange zur Anschauung gebracht; auch er
befindet sich augenscheinlich in den besten Händen. Nach so gründlicher
Vorbereitung können die Talentvollen in den Atelierunterricht übertreten,
welcher in all den verschiedenen Abtheilungen den gleichmäßigen Stufen-
gang befolgt: Aufnahme mustergiltiger Arbeiten, freie Nach- oder Um-
bildung, eigenes Schaffen nach Aufgaben des Lehrers. Es ist von hohem
Interesse, wie sich theils Specialisten für Möbel-, Metall-, Textilindustrie,
Keramik, Decorationsmalerei u. s. w. herausbilden, aber auch Talente
erscheinen, welche die Fähigkeit haben, jedem Material und jedem Stil-
charakter gerecht zu werden; wie hier ein Schüler ängstlich den Spuren
des Lehrers folgt, dort ein anderer bemüht ist, sich dessen Bestes zu
assimiliren, ohne auch seine Eigenheiten zu copiren. Stellenweise findet
sich auch ein Beleg dafür, dass weben wo das Können fehlt, das kühne
Componiren sich einstelltu. Doch das sind Ausnahmen. Im Allgemeinen
spricht uns ein durch und durch solider Geist an, welcher, weil seines
Zieles bewusst, nicht engherzig oder einseitig wird.
Die Ausstellung wurde von Sr. Majestät dem Kaiser, Sr. k. Hoheit
Erzh. Rainer, Sr. Excellenz dem Unterrichtsminister mit einem Besuche
ausgezeichnet und fand auch auf Seite des größeren Publicums das aller-
regste Interesse.
D19 Tiroler Glasmalerei-Anstalt hat in Wien eine Filiale ge-
gründet und zwar im VI. Bezirk, Magdalenenstraße 29. Der Director jener
Glasmalerei-Anstalt ist Herr Dr. A. Jele, als technischer Geschäftsleiter
der Wiener Filiale fungirt Herr Carl Gold, für die artistische Leitung
wurde der Architekt Prof. Hermann v. Riewel, früher bekanntlich Bau-