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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 175)

kam, auch ferner einen dort gebildeten Oesterreicher, Namens Florian 
Zeiz (oder Seiz) zur Leitung der Anstalt empfahl. Auch die ein Decen- 
nium später gegründete vPossier, Verschneid- und Graveur-Akademieu, in 
der Hauptsache allerdings anderen Zwecken gewidmet, deren Director 
Anton Domanök war, scheint, wie aus den Nachrichten über die in der 
Schule gepflegte Stahlbearbeitung hervorgeht, unserem Fache nicht allzu- 
fern gestanden zu sein. Domanölüs Sohn, Franz, wurde von der Kaiserin 
nach Paris geschickt und verweilte dort zu Zwecken seiner Ausbildung 
drei Jahre. 
Die eigentliche Heimat, sozusagen der fette Grund, auf dem sie 
auf's trefflichste emporwucherten, waren für unsere Barockgitter die Lust- 
gärten. Zu Dutzenden traten sie damals ausser den Basteien der Stadt 
an die Stelle ehemaliger Wein- und Obstgärten, alle erneute Denkmale 
für das Genie A. Le Notre's (geb. in Paris r613, gest. das. 1700), der in 
Verbindung mit Malern wie Lebrün und Simon Vouet die Parks von 
St. Cloud, St. Germain, Fontainebleau, Sceaux, zu Versailles, Voux u. a. a.O., 
im neuen Stile, der den Namen seines Gebieters trägt, zu grünen Archi- 
tekturen umzuwandeln gewusst hatte. Auch von Entwürfen zu derartigen 
geschnörkelten Gartenanlagen kamen damals zahlreiche Muster in Kupfer? 
stich nach Deutschland, deutsche Gärtner wie die Augsburger Sigmund 
Richter und Matthäus Hora traten in die Fusstapfen der französischen 
Gartenkünstler und gaben vGartenwerkeu heraus, denn jedes deutsche 
Fürstlein musste sein Versailles haben. In Wien zeichneten sich die Gärten 
der beiden Favoritzfs, jene des Prinzen Eugen, des Fürsten Schwarzenberg, 
der Paafsche in der Alservorstadt, jener der Althan auf der Wieden be- 
sonders aus. Hier herrschte der Geschmack der verschnittenen Bowling- 
greens, der Taxussculptur in allen möglichen Gestalten, die ornamental 
besetzten Blumenbeete, der Namenszüge und Wappen in verschieden 
dunklem Wasengrün, der Armeen von marmornen oder sandsteinernen 
Götter, der Menagerien, Grotten, Vogelhäuser, chinesische Schirme, Wasser- 
künste aller Art und dgl. mehr. Und wo nun die Schlossfacaden wie die 
Einfassungsmauern, Balustraden und Treppen, Hecken und Bassins der 
geraden Linie den Krieg erklärt hatten, um in den wunderlichsten Ver- 
schnörkelungen den passenden Rahmen um die durch Perrlicke und Reifrock 
nicht minder verschnörkelte Menschengestalt zu bilden, - da konnte auch 
Gitter und Eisenstab es nicht länger aushalten, ohne in allen erdenklichen 
Curven und Verdrehungen in die Luft zu schnellen. Der Naturfreund 
mag sich ob dieses Zopfes bekreuzen, vom anderen Standpunkte wird man 
aber nicht umhin können, den Umstand anzuerkennen, dass das grosse 
Princip der Einheitlichkeit, hervorgegangen aus der Oberherrschaft der 
architektonischen Kunst jener Tage, diesen Anlagen einen eminent künst- 
lerischen Charakter verlieh. Jean Paul äusserte im l-Iesperus sich über 
die holländischen Gärten, dass er ihre vhäiusliche Winzigkeitu liebe, weil 
nsolche Gärten im Grunde blos eine fortgesetzte Wohnstube ohne Dach
	        
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