MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 175)

05 
und Fach sindu und ebenso verlässt uns im französischen Parke keinen 
Augenblick der Gedanke an den Palast, dessen Fussteppich die Anlage ist, 
streng stilisirt nach den dort herrschenden Grundsätzen der Kunst, indem 
dieser selbst das Gitterthor der Aussenseite nicht zu entlegen und der 
Kiesweg zu niedrig ist, um auch ihnen das Gepräge des Ganzen auf- 
zudrücken. 
Ausser den grossen Thorgittern ') haben sich aus dem barocken Wien 
noch viele Balcone und Oberlichten erhalten, dagegen nur sehr wenige 
Fensterkörbe, welche spätere Adaptirungen meist beseitigten. In den 
Kirchen Finden sich einzelne schöne Capellenschranken, welche den in 
unserem Werke publicirten Proben wohl ebenbürtig an die Seite treten 
würden, deren schlechte Beleuchtung indes leider die photographische 
Aufnahme nicht ermöglichte, - vor Allem das reiche Eingangsthor in die 
Prinz Eugen- (sonst Tirna'sche) Capelle des Stephansdomes, welches wahr- 
scheinlich ucn 1762 mit der übrigen Einrichtung durch Theresia Anna 
Felicitas, Herzogin von Savoyen, Witwe des Herzogs Emanuel, gestiftet 
worden ist. Die Gitter der Chorpartien im Dome sind älter, regelmässiger 
ornamentirt und mit bemalten Blechfiguren besetzt, ihre Entstehung fällt 
wohl noch in die Mitte des 17. Jahrhunders. Aussen verschloss das sog. 
Riesenthor ein einfaches, aber charakteristisches Gitter mit Muschelmotiven, 
welches gegenwärtig durch eine moderne Arbeit ersetzt worden ist"). Bei 
St. Michael erfreut uns eine ganze Blumenlese von Stilformen an acht 
grossen Capellenverschllissen, vom 17. Jahrhundert bis zum antikisirenden 
Stil Louis XVI. reichend, deren ältester auf dem Schlosse mit dem Mono- 
gramm NP bezeichnet ist. Auch die Dominicanerkirche bietet Interessantes 
in derselben Art, darunter ein reichvergoldetes Stück etc. Das im March- 
felde gelegene Schloss Schlosshof, ehedem gleichfalls dem Prinzen Eugen 
gehörig und von ihm mit einem Parke geschmückt, gewissermassen zur 
Umgebung der Residenz zu rechnen, ist mit besonders prachtvollen Gittern 
ausgestattet, über deren Anfertigung noch urkundliche Belege vorhanden 
sein sollen; nach diesen hätte die schönen Schmiedethore ein Schlosser 
aus Holitsch angefertigt. Endlich beweisen die Stadtansichten aus dem 
verflossenen Jahrhundert, dass die von dem Bildhauer Matthielly gemeis- 
selten öffentlichen Platzbrunnen am Graben etc. sämmtlich mit schönen 
Eisengittern umgeben waren. 
Höchst bedeutend muss im 16. Jahrhundert Wiens Eisenindustrie sich 
entfaltet haben. Ausser einigen Oberlichtgittern hat sich davon nicht viel 
erhalten, doch besitzen die Sammlungen des k. k. Oesterr. Museums für Kunst 
') Was ein derartiges reiches Thorgitter kostete, sehen wir z. B. aus einer Rech- 
nung des prachtvollen Stiftes St. Florian in Oberösterreich, wonach-der Schlossermeister 
Ludwig Gattinger von Linz im Jahre 1749 für Herstellung der zwei herrlichen Gitter des 
Bibliothek-Vorrnumes 750 Gulden empfing. 
") Wir erlauben uns die Frage, was mit jenem Gitter nunmehr geschehen roll?
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.