wie Milch, die auf einer dunklen Tasse verschüttet wurde. Die Absonder-
lichkeit, dass die beiden Seiten des Glases verschieden behandelt sind,
begegnet uns bei mehreren der Achatgläser. Unter den mille fiori wäre
eine Reihe grüner Gläser hervorzuheben, deren Oberfläche durch den
Querschnitt zusammengeschweißter grüner, hellgelber und weißer Fäden
gebildet, an eine frisch geschmückte Wiese mahnt. Ein besonderer Elfect
wurde durch die Verwendung der Complementärfarbe bei einem dieser
Stücke hervorgebracht, indem in den grünen Grund kleine rotbe Ringe
versetzt sind. Wir müssten jedes der ioo Stücke beschreiben, von denen
keines dem anderen vollständig gleicht, wollten wir alles hervorheben,
was wegen Technik oder Wirkung zu eingehender Betrachtung auf-
fordert.
lm Anschlusse an die Erwerbung möge ein Werk erwähnt werden,
das, nur in einer beschränkten Anzahl von Exemplaren (ich glaube 12.6)
gedruckt, der Museums-Bibliothek jüngsthin einverleibt wurde - W.
Froehner, La Verrerie Antique. Description de la Collection Cbarvet.
Le Pecq. J. Cbarvet, Chateau du Doujou. 1879 - und mit den Original-
beispielen aus dem Besitze des Oesterr. Museums zusammengehalten,
dessen Besuchern einen vollständigen Einblick in die Geschichte und
Fabricationsart des antiken Glases zu geben geeignet ist. Nachdem im
Jahre 1866 die Sammlung Charvet die Bewunderung aller Freunde antiker
Kleinkunst erregt hatte, wusste der Besitzer Froehner für die Ausarbeitung
eines Kataloges zu interessiren, damit seine Sammlung, wenn sie einmal
dem gewöhnlichen Lose von Privatsammlungen verfallen sollte, für die
Wissenschaft weiter lebe. Froehner sah bald, dass ein einfacher Katalog
diese Absicht nicht erfüllen würde. Es war inzwischen M. Deville's Buch
erschienen'), in dem alle Epochen der Geschichte des Glases vermischt
waren. Dessen Lectüre überzeugte Froehner von Neuem, dass der grüßte
Theil der Fragen, welche sich an diesen Zweig der Archäologie knüpfen,
bisher einer wissenschaftlichen Basis entbehren. Die Gläser waren weder
nach ihrem Stile noch nach ihrem Ursprunge, oder nach der Geschichte
ihrer Fabrication geprüft worden. Indem der Verfasser gezwungen war
selbst überall auf die Quellen zurückzugeben, hatte sich seine Arbeit aus
dem Kataloge einer Sammlung in eine allgemeine Geschichte des antiken
Glases verwandelt. Er konnte sich nicht mehr auf die Beschreibung einer
einzelnen Sammlung beschränken. Aber indem er sich bemüht hatte alle
bedeutendsten Sammlungen dieser Art in Europa kennen zu lernen, machte
er die Erfahrung, dass die Sammlung des M. Charvet die bedeutendste
sei, und dass sich durch ihre Publication beide Zwecke vereinigen ließen.
Das Buch zerfällt in zwei Theile, eine Einleitung über Ursprung, Nomen-
clatur, Ausbreitung, Fabrication etc. der Gläser, und in eine Beschreibung
der verschiedenen Glasarten der Griechen und Römer, so weit es möglich
') Achill: Daville, Histoire d: l'un d: 1a verrerie dlnskfantiquitä. Paris 1873.