Purpurfärberei dienten indess nur zwei Arten von Scbalthiereufflonähylien,
Testaceen) nämlich zwei Schneckenarten (Cochleen): r. Die Trom peten-
schnecke (buccinum, murex, xäpuä) und 2. die Purpurschnecke (purpura,
pelagia, noptpüpn). Mittelst den aus ihnen gewonnenen Farbstotfenund deren
Combination mit den angedeuteten Kräutersubstanzenjerzeugte tnan eine Reihe
von dreizehn Purpurfarben, die wohl als Haupttypen gelten können "').
Als wichtigste und köstlichste Substanz der Herbarienfärberei schätzten
die Alten die Scharlach beere, das Caccum, indem sie dabei von der
irrigen Ansicht ausgiengen, man habe es mit einem vegetabilischen Stoff
zu thun. Wir freilich wissen, dass das coccum rubens granum des
Plinius w") eine thierische Substanz ist: die Kermesschildlau s, coccus
ilicis, ein violettschwarzes kugeliges Insect, welches auf den Zweigen der
Scharlacheiche, Quercus cuccffera, in Schaaren lebt, abgelesen, getödtet,
getrocknet und als Farbstoff so lange ganz allgemein in den Handel gebracht
wurde '53), bis die amerikanische Cochenille, coccus cacti, in Gebrauch
kam. Da nun der Saft des Kermesinsectes Farbe und Glanzwirkung mit
dem übrigens leicht verfliichtigenden Buccin um gemein hatte, betrachtete
man ersteren seit den frühesten Zeiten bis hinauf ins späte Mittelalter als
ein hauptsächliches Surrogat in der Purpurfärberei; doch werden wir den
von den Alten dafür gebrauchten Ausdruck ßo-rcivn TIOPIPÜPQ jetzt nicht
mehr passend finden, sondern eher noch mit Plinius hier die terrene der
marinen Färberei gegenüberstellen.
Wie nun die Kermesfärberei seit Alters her eine grosse Rolle spielte,
hat sie dieselbe auch noch in den Zeiten des lsläm weiter geführt: auf
welche Weise diese Rolle aber vertheilt ward, ist hier mit Rücksicht auf
unsere Blattin-Frage näher zu untersuchen.
Vor Allem ist festzuhalten, dass die Kermesfarbe die Wurmfarbe
m1" ääoxnv ist und mit ihrem Namen auf das Heimatland Indien hinweist:
dort heisst sanskr. Kfmi, Wurm, Made, davon Krjmidscha, die Wurm-
erzeugte. Doch ist unter dieser Namensforrn des Sanskrit keineswegs
an die Farbe zu denken, welche von den Alten mit caccum bezeichnet
und, wie wir gesehen haben, der Coccus ilicis entnommen wurde. Viel-
mehr dürfte Kfmidscha zurückzuführen sein auf den Farbstoff, welcher
aus der in Vorder- und Hinterindien lebenden weiblichen Schildlaus Coccus
laccu gewonnen wird. Diese Thierchen sind dort bekanntlich massenhaft
auf verschiedenen Bäumen (Croton, Butea, insbesondere Ficus etc.) zu
finden, wo sie an den zarten Zweigen haften und den Rüssel beständig
in die Rinde eingesenkt haben. Hiedurch locken sie so viel Saft hervor,
dass das ganze Thier damit überzogen wird und den man, sobald er er-
m) W. A. Schmidt, Die griechischen Papyrusurkunden der kbnigl. Bibliothek
zu Berlin, p. 99 E.
'57) Hist. mit. 9, 41, 65.
m) Heydt, L c. H, p. 609.