Firma vor 10 Jahren gesehen hat und ddn deren Ausstellung in der
Rot-unde besichtigt; bemerkt ganz deutlich den Umschwung in der
Geschmacksrichtung. Die Leitung der Fabrik liegt jetzt in den Händen
jüngerer strebsamer Männer, die sich der modernen geschulten Ge-
schmacksbewegung angeschlossen haben.
Diie Sitaatsgewerbeschule in Reichenberg, welche wie die
Gablonzer Schulexdem Unterrichtsministerium untersteht, hat gegenwärtig
im Oesterr. Museum ihre Schülerarbeiten ausgestellt und es ist nun Ge-
legenheit gehoten- sich über die anerkennenswerthen Erfolge der Schule
und ihre Lehrmethode zu orientiren. Durch die Eröffnung des neuen
chemischen Laboratoriums ist diese Anstalt endlich in ihrer vollen Wirk-
snmleeit ganz unbehindert. Der Besuch der verschiedenen Abtheilungen.
war auch im Vorjahre sehr zahlreich: 82 Schüler besuchten die höhere
Gewerlieschule, 32 den Vorbereitungscurs, 22 die Werkmeisterschule,
2.7 die Baugewerkschule und 170 die gewerbliche Fortbildungsschule. lm
Herbste tindet daselbst auch ein Fortbildungscurs im Zeichnen für Lehrer
aus Gablonz und der Umgebung statt. Wer sich des Ausspruches des
Ministers Chlumecky bei der Eröffnung einer Gewerbe-Ausstellung
in Sechshaus erinnert, dahin lautend, dass eine dauernde Hebung
des Kleingewerbes in erster Linie von der Volksschule zu erwarten
sei„ der wird begreifen, dass man im Oesterr. Museum alle Versuche
treudig begrüßt, welche dahin zielen den Zeichenunterricht in der Volks-
schule auf rationelle Grundlagen zu stellen. Es ist beim Zeichenunterrichte
wie beim Sprachuntertichte. Wer sich in der Jugend Accent- oder Sprach-
fehler angewöhnt, führt sie meist durch das ganze Leben hindurch. So
wurzelt die Verwilderung vieler Gewerbe in-dem Umstande, dass entweder
gar kein Zeichertunterricht ertheilt wurde, oder dass derselbe in den Volks-
und den Atbeilsschulen für Mädchen ausschließlich von der Mode be-
einliusst war. Die Einheit der Kunstanschauung im Unterrichte ist die
Quelle der Kraft in der Industrie.
Wenn wir auch die verschiedenen Bestrebungen auf dem Gebiete des
kunstgewerblichen Unterrichtes in Reichenberg und Umgebung freudig
begrüßen, se können wir doch nicht umhin die Nothwendigkeit einträchtigen
WlfkßDS den verschiedenen Instituten und Schulen noch besonders nahe
zu_' legen. Oft entspringt eine Rivalität gerade den besten Motiven, dem
Drange zu. nützen, die Kreise der Wirksamkeit zu erweitern. Aber gerade
in einetrt fürdas Gewerbeleben so wichtigen Orte wie Reichenberg ist es
unerlässlich, die gemeinsamen höheren Ziele unverrlickt im Auge zu
behalten. Dadurch bewahren". sich die einzelnen Institute vor schädlicher-
lsolirung am besten.
Wien, im August. R. v. E.