Dieser Gang der Buchbinderkunst, wie wir ihn in den Hliehtigsten
ZLigen geschildert haben, lässt, sich in unserer Ausstellung mit größter
Vollständigkeit verfolgen. Wir haben eine Reihe Beispiele des gepressten
braunen Leders vom 15. und 16. Jahrhunderte mit Motiven des Mittel-
alters und denen der Renaissance von italienischer, deutscher und fran-
zösischer Herkunft. Es folgen die deutschen Einbände von Schweinsleder
mit Reliefverzierung in einer sehr gewählten Colwlegtion,-_griii3tentheils {der
Liechtensteidschen Bibliothek entnommen. Sie zeigen wohlbekannte Orna-
mente undMorive der Kleinmeister, allegorische Figuren der-Wissen-
schaften und der Tugenden, die Porträts der Reformatoren, der .Kur-
fürsten, Kaiser Karls V., Alles ein wohlbekanutes Genre, aber selten in
so schönen, reinen und scharfen Exemplaren vertreten. lhnen zur Seite
stehlen deutsche Einbände des I6. Jahrhunderts in braunem Leder mit
farbigen Figuren und vertieften Ornamenten, auch mit Vergoldung, welche
gleichsam den Uebergang zum eigentlichen modernen Einbande mit gol-
denen Arabesken bilden. Sie vereinigten-Mit: Motive der alten und der
neuen Art. - v . 7,- "w. .
Diese neue, unter dem Einflusse der orientalischen Arabeske ent-
standene Art können wir von, ihrem Ursprunge an von Land zu Land,
von Jahrzehent zu Jahrzehent verfolgen, denn viele tragen das Datum,
und von allen lässt sich mit einiger Uebung die Herkunft feststellen. Unter
den französischen Einbänden fehlen weder jene mit farbigen Banclver-
schlingungen, noch der Name Grolier. Zu ihnen vgehört auch (aus der
Liechtenstein'schen Bibliothek) das Gebetbuch der Königin Maria Stuart,
das ihr zu ihrer Vermählung geschenkt, wurde, ein Miniatur-Manuscript
vom Ende des 15. Jahrhunderts, aber mit dem echten französischen Ein-
bande von 1558, ihrem Wahlspruche und den, Lilien Frankreichs. (Ihnen
zur Seite steht eine große Zahl italienischer Einbände des 16. Jahrhun-
derts von auffallender Einfachheit und nur mit Arabesken geschmückt,
aber mit Wappen und Emblemen beweisen. sie ihre vornehme} Herkunft,
zum Theile von den Mediceern, zum Theile von Cardinälen und Päpsten.
Eine Specialität der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bildet eine
Reihe wohlerhaltener, mit den zierlichsten Goldarabesken geschmückter
reicher Pergatnenteinhändg meist französischer Herkunft, eben so gefällig
durch ihre künstlerische Art wie interessant. und {praktisch durch ihre
Technik. Sie gehören der Liechtensteitfschen Bibliothek und sind zum
Theile mit der Jahreszahl und den Buchstaben des Herrn Hartmann von
Liechtenstein bezeichnet. Wir empfehlen ihr Studium ganz besonders den
Buchbindern und Verlegern für vielgehrauchte Bücher, wie zuurßeispiele
Kalendern oder Notiz- und Rechnungsbücher. Ein speculirendenKopf,
könnte eine wNovitätu bester Art daraus machen. _ w ,
_VVir wollenes dem Leser und Beschauer überlassenmden Einbänderr,
des 17. und 18. Jahrhunderts von Kasten, zu Kasten zu folgen. Jedes
Buch ist durch geschriebene Zettel deutlich mit seiner Herkunft nndkdern