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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 185)

gesprochen worden, dass die Erziehung des Volkes zur Arbeit schon 
mit der Volksschule beginnen müsse und dass insbesondere dort, wo 
kunstgewerbliche Fachschulen und verwandte Anstalten existiren, eine 
Verbindung dieser Schulen mit der Volks- oder Bürgerschule anzustreben 
sei. Aeußere Umstände haben mich verhindert diese Angelegenheit in der 
letzten Zeit zu verfolgen; ich komme aber jetzt auf diese Frage zurück, 
da ich mehr denn je der Ueberzeugung lebe, dass die Zukunft jeder 
Nation darauf beruht, dass das Volk von Jugend auf zur Arbeit wie im 
Hause so in der Schule herangezogen werde und zu jenen Tugenden, 
welche mit der Arbeit sich entwickelnl . 
Unterdessen ist in Oesterreich von Seite des Unterrichtsministeriums, 
speciell auf Antrag Baron Dumreichefs, in dem industriereichen Gablonz 
und seiner Umgebung ein Versuch gemacht worden, die dortige Fach- 
schule für Quinquaillerie mit der dortigen Bürgerschule und mit den 
Volksschulen der Umgebung in Verbindung zu bringen. Der Versuch ist 
gelungen und" Zuschriften aus dem Lehrerstande Deutsch-Böhrnens haben 
gezeigt, dass insbesondere jene Lehrer, welche in Industrialgebieten, spe- 
cielldort wo eine Hausindustrie existirte, thätig sind, es wohl begriffen 
haben, welch" große Vortheile "einem Lehrer einer Fachscbule oder einer 
lndustrialschule erwachsen, wenn er auf der breiten Basis der Volks- 
schule seine Thätigkeit entfaltet. Professor Genauck an der Staats- 
gewerbeschule von Reichenberg hat im October 1880 in Gablonz und 
Reichenberg Vorträge gehalten, welche das Thema "die Arbeit und die 
Schule: behandelt haben; dieselben sind von der Reichenberger Zeitung 
veröffentlicht worden. , 
ln Deutschland wird diese Frage vielfach erörtert. Der Hand- 
fertiglteitsunterricht ist ein Thema geworden, das überall besprochen 
wird, speciell auch mit Rücksicht auf die socialistischen Bewegungen des 
Arbeiterstandes. Es wird dem Socialismus direct entgegen gearbeitet, wenn 
man die Kinder von Jugend auf an Arbeiten gewöhnt und die Tugenden 
hegt, welche der erwachsene Arbeiter braucht. In neueren Zeiten sind 
zwei Schriften erschienen, welche das Thema behandeln; die eine, ver- 
fasst von Dr. Waldemar Götze im Auftrage der Gemeinnützigen Ge- 
sellschaft zu Leipzig, führt den Titel: nDlG Ergänzung des Schul- 
unterrichtes durch praktische Beschäftigungß (Leipzig, bei 
Heinrich Matthes (F. C. Schilde) 1880). Der Verfasser leitet seine Denk- 
schrift mit den Worten aus dem Talmud ein: "Es ist gut deinen Studien 
ein Gewerbe zuzugesellen, dann bleibst du von Sünde frei." 
Eine zweite Schrift ist- von dempStadtratlmzu Görlitz, Emil von 
Schenckendorff erschienen (Breslau 1880 bei Ferdinand Hirt) und 
führt den Titel: uDer praktische Unterricht, eine Forderung der 
Zeitan die Schulem Sie ist ausführlicher als die Schrift von Götze und 
ganz geeignet jeden Freund der Schule und der industriellen Arbeit zu 
orientiren. Die Btpchure gibt eine Uebersicht der einschlägigen Literatur
	        
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