MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 186)

Man ist über die damalige Technik der Majolika ziemlich orientirt, 
sie stimmt, abgesehenivonden ersten Productengder sogenannten Mezzaß 
Majolika, im Wesenlmit dem Verfahren überein, das noch heute bei der 
ordinären Fayence, dem Weißgeschirr, befolgt wird. 
Das Enzail ist ein bleihältiges Glas, welches durch Zusatz von Zinn- 
oxyd undurchsichtig, weiß und zugleich zähüüssig gemacht ist; es bleibt 
in dicken Lagen stehen, ohne im Feuer abzufließen. So war das Luca 
della Robbia'sche Email, so die späteren Majoliken. 
Die gebrannten Geschirre wurden mit dem Email überzogen und 
nun direct auf diese noch ungeschmolzene Emailschichte die Malerei mit 
den Farboxyden aufgetragen, - für den Künstler eine höchst penible 
Arbeit auf dem losen, kräftig saugenden Emailpulver, ohne leichte Mög- 
lickeit einer Correctur, ohne sein Werk selbst sicher beurtheilen zu können: 
denn ein zweiter Brand schmolz nun erst das Email nieder und in dem- 
selben die Malerei, die auch jetzt erst in der eigenen Farbe und Kraft 
hervortrat. Manches Stück misslingt bis heute noch in dieser Art, wie sie 
beispielsweise Slowak in Znaim, sowie die Fabrik von Klammerth ebenda 
ausführen. 
Bei der einfachen Einrichtung der Brennöfen und der ganzen Art 
des Brenhens der Majolika, wobei eine Controle schwer möglich, ist der 
ganze Inhalt des Ofens der Macht des Feuers sozusagen auf Gnade oder 
Ungnade unterworfen. Rauch und Ruß machen das Email erblinden, 
schwarzen; zu wenig Feuer lässt die Malerei trocken, unverschmolzen, 
rauh, aber auch farblos erscheinen; zu viel Feuer verzehrt die Farben, 
die Malerei ist wie weggeblasen, total verblasst. Aber wenn das Richtige 
getroffen ist, wenn die Glasur den gehörigen Glanz erlangt, die Wechsel- 
wirkung zwischen Glasur und Malerei das richtige Maß erreicht hat, wenn 
die Malerei in das Email eingesunken, mit demselben gehörig verschmolzen, 
die färbende Kraft der Oxyde richtig hervorgetreten ist, dann hat das 
Gemälde auch einen wahrhaft schönen Effect, eine Weichheit und dabei 
doch Farbenkraft, die man anders schwer erreichen kann. 
Charakteristisch für die Ialte Maiolika sind die wenigen Farben, mit 
denen dieGemälde ausgeführt sind: Kobaltblau, Kupfergrün, Neapel- 
gelb, das durch Eisenocker ins Orange getrieben wurde, jenes kräftige 
Orange, das auf den Majoliken oft in solcher Fülle angewendet ist, dass 
es selbst Manchen Antipathie erregt; dazu ein eigenthümliches Mangan- 
violett (Viulettpurpur), durch Eisenoxyde in Schwarz und Braun ge- 
trieben, nebstdem Ocker und die Palette ist wohl erschöpft. 
Zu bewundern ist, wie die alten Künstler die wenigen Farbmittel, 
die ihnen zu Gebote waren„ auszunützen verstanden, welche EEecte sie 
dantit zu erzielen wussten. (FQl-[sgunng folgt)
	        
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