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Aus der Kunstwelt Aktuelles
Galerie Würthle -
Oswald Oberhuber,
Peter Kubovsky. Franz Grabmayr
Ohne Experimente und damit auch
ohne extreme Kunstmoden und Kunst-
richtungen findet bereits seit längerem
das Ausstellungsprogramrn der Gale-
rie Würthle sein Auslangen. DaB
diese Form seriöser Kundenberatung
ihre Vorteile besitzt, liegt auf der
Hand. Dennoch sollte man aus der
nunmehr eingenommenen Haltung
keine Regel ableiten und sich mitunter
an die eigenen Anfänge zurückerin-
nern, die gerade bei dieser Galerie
in einer ehemals wesentlich größe-
ren und letztlich auch gewinnbringen-
deren Risikobereitschaft lagen.
Als besonders aufschlußreiche Ergän-
zung zu den im Museum des Z0.
Jahrhunderts ausgestellten informellen
Frühwerken Oswald Oberhubers (Ul-
bilder und Plastiken, über die wir im
Rahmen der Rezension der Ausstellung
„Die Anfänge des lnformel in Öster-
reich" bereits in unserer letzten Num-
mer berichteten) zeigte Würthle bis
13. Februar 1971 gleichfalls frühe, ie-
doch vorwiegend figurative Werke des
progressiv-eigenwilligen Künstlers,
Ausstellungsgestalters und Kunsttheo-
retikers. Der genaue Titel dieser Per-
sonale lautete „Oberhuber mit Figu-
ren. Zeichnungen 1949 bis 19 ".
In der Vielzahl und Vielgestalt des
Gezeigten erwies sich das retrospek-
tive Spektrum als Fundgrube für den
Historiker, der in diesen Arbeiten
nicht nur Parallelen zur damaligen
internationalen Entwicklung in der bil-
denden Kunst feststellen, sondern auch
ganz und gar eigenständige Formu-
lierungen entdecken kannte, die nicht
zuletzt als Vorwegnahme mancher
erst später zum Durchbruch gelangter
künstlerischer Bestrebungen Bedeutung
besitzen. Den stärksten Eindruck hin-
terließen unter diesem Gesichtspunkt
Oberhubers oftmals in zyklischer Ab-
folge entstandenen Kohlezeichnungen,
die in einigen Beispielen noch auf
den klassischen Surrealismus verwei-
sen, andererseits aber auch schon die
Basis für Oberhubers einer neuen
Gegenständlichkeit verpflichtetes
(Iuvre der Jahre 1965 bis 1968 bilde-
ten. Besonders hervorzuheben wören
mehrere figurative Zeichnungen, die in
wesentlichen Bildpartien mit Tenden-
zen einer beinahe schon stilisierten
abstrakten Signalhaftigkeit bekannt-
machen, wie sie in dem beziehungs-
reichen Werk des erst vor wenigen
Monaten verstorbenen deutschen Ma-
lers und Plostikers Peter Brüning in
voller Breite und zeitgemäßer Bezugs-
Vielfalt Platz griff.
Erfolgreich verlief audi die Ausstel-
lung des Linzers Peter Kubovsky,
durch die das beträchtliche CEuvre
dieses sensiblen und zugleich tempe-
ramentvollen Landschafts- und Archi-
tekturzeichners berechtigte Aufwer-
tung erfuhr.
Erfreulich die qualitativ hervorragende
Auswahl der 40 Federzeichnungen des
neuerdings auch mit einer Lithogra-
phie in der Edition Schroll vertrete-
nen Künstlers.
Kubovskys unverwechselbare Eigen-
art, eine Landschaft oder Stadtarchi-
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tektur in graphisch spannungsgela-
dene Strichgefüge umzusetzen, ist im
wesentlichen dieselbe geblieben. Sie
wurde vom Verfasser dieser Zeilen
wiederholt charakterisiert, bewertet,
und auf Grund bester Blätter den
Leistungen eines Kurt Absolon oder
Viktor Hradil in etwa verglichen. Die
neuen Zeichnungen des Linzers un-
terscheiden sich noch am ehesten da-
durch von früheren, daß in ihnen die
autonomen Mittel und Möglichkeiten
des reinen Schwarzweiß nach über-
zeugender zur Geltung gebracht wer-
den. Dazu gehört einerseits die Ver-
deutlichung der Komposition im Sinne
stärkerer graphischer Konzentration
auf bestimmte Fixpunkte und Bild-
partien sowie ein noch bewußteres,
raffinierteres Einbeziehen des weißen
Papiers. Dieses wirkt zwischen den
graphischen Linien und Schraffen im
Sinne eines lebendigen Miteinander
und verleiht den Blättern iene span-
nungsreiche Leichtigkeit und Trans-
parenz, die im Betrachter echte Emp-
findungen und nicht nur Reflexionen
über formale Qualitäten auslöst.
Kubovsky besitzt eine außerordentlich
geschulte und selektive Sensibilität.
Sie vereint Rhythmus und Eigenart
einer ausgeprägten Handschrift mit
der Fähigkeit, Motive auf ihre gra-
phischen Wertigkeiten und Gestal-
tungsmöglichkeiten hin zu überprü-
fen und auszuwählen. Daß er, ab-
gesehen davon, auch die Atmosphäre
einer Stadt, eines Stadtbezirkes oder
Londstriches einzufangen vermag (im
Konkreten handelte es sich diesmal
um die Prager Altstadt, Venedig und
Aspekte des Linzer lndustriegeländes)
und ohne Konzessionen an Überstei-
gerungen und Klischeevorstellungen
wiedergibt, ist ein nicht unbedeuten-
des weiteres Plus.
Zur selben Zeit wie Kubovsky präsen-
tierte auch der Kärntner Maler Franz
Grabmayr einen Querschnitt durch sein
iüngstes, in Niederösterreich entstan-
denes (Iuvre (1966-1970). Die unter
dem Motto „Aus der Sandgrube" ver-
einten, pastos gemalten, stark struk-
turell betonten Bilder führen die von
Herbert Boeckl wesentlich bestimmte
expressionistische Tradition österreichi-
scher Malerei des 20. Jahrhunderts
fort. Otto Breicha charakterisierte zu-
sammenfassend im Ausstellungsvor-
wort Grabmayrs die dem „herben
Woldviertler Fluidum" entstommten
Bilder u. a. folgendermaßen: „Bei
Grabmayr eine Bildserie besonderer
Art, im engbegrenzten Motivbereich
ein Register persönlicher Möglichkei-
ten und möglicher Lösungen, die sich in
ihrer beispielhaften Vergangenheit und
eindrücklichen Gegenwart nicht zu
schämen brauchen." (Abb. 1, 2, 3)
Galerie im Griechenbeisl
Ebenfalls als eine Art von Ergänzung
zur historischen lnformel-Ausstellung
im „Zwanzgerhous" zeigte - nach den
surreal-popigen Figuren- und Puppen-
ensembles des Steirers Dieter Lätsch
- auch die Galerie im Griechenbeisl
eine Retrospektive. Sie war dem Haus-
herrn, Johann Fruhmann, gewidmet
und vereinte 65 Exponate aus den
Jahren 1948 bis 1955.
Diese dokumentierten in beeindruk-
kender Abfolge und Zuordnung die
künstlerischen Anfänge des - wie eine
Reihe lockerer, großzügiger Aktzeich-
nungen mit Bleistift bewies - ur-
sprünglidi von der Figur herkommen-
den „abstrakten" Malers und Graphi-
kers. Der gebürtige Kärntner, der
zweifellos zu den wesentlichsten Ver-
tretern der österreichischen Malerei
nach 1945 gerechnet werden kann,
unterstrich mit dieser Retrospektive
deutlicher denn (e, daß er in dieser
frühen Aufbruchsperiode, in diesem
Abschnitt der Neuorientierung und
Selbstfindung, kein Maler der „Ma-
sche" war, sondern iedes Bild als
schöpferisches Wagnis verstand. Seine
formal spannungsreichen, farbig
höchst differenzierten und ausgewo-
genen Kompositionen im Stil der da-
mals dominierenden, von Fruhmann
freilich sehr eigenständig empfunde-
nen „Geometrischen Abstraktion"
verfügen in ihren besten Beispielen
über eine materielle Beherrschlheit
und künstlerische Ausstrahlung, wie
man sie in Werken der unmittelbaren
Gegenwartskunst nur noch sehr selten
antrifft. Ergänzend zu diesen Flächen-
kompasitionen präsentierte die erst
kürzlich mit einer großen Gruppen-
schau in Prag besonders hervorge-
tretene Galerie auch noch eine Reihe
subtil nuancierter Drahtreliefs und
Materialcollagen sowie die in Klein-
offset hergestellte Art-Club-Mappe des
Künstlers aus 1952. (Abb. 4, 5, 6)
Galerie nächst St. Stephan -
Helga Philipp
Op-Art in Reinkultur präsentierte in
einer sehr geschlossenen, durchdach-
ten Exposition Helga Philipp in der
Wiener Avantgordegalerie nächst
St. Stephan. Die an der Akademie für
angewandte Kunst tätige Bildnerin
konzentriert sich in ihren Plexiglas-
reliefs und Transparentscheiben auf
ein bewußt äußerst knappes Vaka-
bular verschieden abgewandelter bzw.
verschieden stark konstruierter Kreise.
Durch die transparente Montage be-
zeichneter Plexiglasplatten hinterein-
der werden Raumillusianen, aber auch
veränderbare Bildkonstellationen er-
zeugt. Bei alledem entwickelt die
Künstlerin formales Fein- und Finger-
spitzengefühl im Sinne einer zwar
nicht völlig neuen, aber doch genü-
gend ausgeprägten Subiektivität.
(Abb. 7, 8, 9)
Galerie auf der Stubenbastei --
Drago J. Prelag
Drago J. Prelog, geboren 1939 in
Cilli (Jugoslawien), seit 1969 Lehrbe-
auftragter an der Akademie der bil-
denden Künste in Wien, zählte noch
vor kurzem zu unseren eigenwillig-
sten Verfechtern einer skriptural-ly-
rischen Abstraktion, die sich in ihrer
Lauterkeit und sensiblen Textur durch
farbige Nuanciertheit und die motori-
sche Rhythmik einer empfindsamen
Handschrift auszeichnete. Ein stärke-
rer, doch keineswegs als Bruch zum
Vorhergegangenen zu wertender
Schwenk setzte erst vor rund zwei
Jahren ein. Prelog, den die reinen
Möglichkeiten der Bildstruktur schon
immer stark interessierten,
sich von erfundenen, selbstge
ten Strukturen mehr und meh
men und vorgegebenen Strukt
Er entdeckte diese auf Mr
papieren ebenso wie in
fragmenten oder in Landkarte
Fundstücke bildeten zusamn
gewissen Einflüssen durch dir
konische Pop-Art und Verfre
methoden der Dadaisten d
für die ietzt in der Galerie
Stubenbastei erstmals in größ
zahl vorgestellten Zeichnung
log provoziert darin formal
gegenständliche Assoziatic
mit dominierender graphiscf
denz. Manches davon Verweis
es freilich zu sein - in Richtui
Art und Konzept-Kunst. Ei
haltene Farbigkeit verleiht
Explosionskurven, Landkartent
ten und Diagrammen nicht St
zusätzliches lrritationsmome
Schuß Ironie versieht ein Kuh:
Schraffen und führt in ein
schafts-Landkartenassoziatio
über. (Abb. 10, 11,12)
Pet
Prämiierung des Plakates
Ausstellung "Wiener Porz
1718-1864".
lm Zuge der Plakatwertungsak
des Kulturamtes der Stadt Wie
wurde von der Jury das Aussti
plakat „Wiener Porzellan - U
reichisches Museum für angew
Kunst", Entwurf: Leopold Nett
unter die besten Plakate des lt
Vierteliahres 1970 qualifiziert.
Das Umschlogbild der Zeitschr
„alte und moderne kunst", Het
JännerlFebruar 1971, trägt glei
das Bildmotiv des prämiierten
Plakates, den Schlittschuhläufe
„Winter", einem Doppelleucht
dem Jahre 1755160.
...........
Porzellan
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