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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 186)

erklärte, die seither den erwähnten beiden Fachschulen gewährten Subventionen in Form 
von Stipendien der neuen Anstalt - und zwar vorzugsweise für Schüler aus Tachau und 
Königsberg -' zu belassen; nicht minder hat das k. k. Handelsministerium darüber seine 
volle Anerkennun auszusprechen befunden, dass die Stadtvertretung der in Rede stehen- 
den größeren Fachschule mit ausgiebiger Unterstützung in bereitwilliger Weise entgegen- 
kam. Die Stadtgemeinde Eger hat nämlich die Beistellung nöthiger Schullocalitäten zur 
Unterbringung der Anstalt, dann Besorgung der Beleuchtung, Beheizung und Einrichtung 
mit den gewöhnlichen Schuleinrichtungsgegenstanden unentgeltlich übernommen. Als Zeit- 
punkt der Activirung der neuen Anstalt ist der Beginn des Schuljahres 188x182 in Aus- 
sich! genommen. 
(Errichtung von neuen Spitzenaohnlen.) ln dem Centralcomite zur Forderung 
der Erwerbsthatigkeit der Erz- und Riesengebirgsbewohner kam eine Petition an das 
Handelsministerium zur Verhandlung wegen) Errichtung neuer Spitzenschulen im Erz- 
gebirge. Nach den lntentionen des Centralcotnite hätte eine solche Schule zunächst in 
Gossengrün in's Leben zu treten, wahrend später derartige Fachschulen noch in Blei- 
stadt, Schonfeld, Graslitz und Neudek zu errichten wären. Die betreffende, aus 
der Centralspitzenschule in Wien (Annagasse t8) hervorgegangene Lehrerin wäre 
mit 20 bis 25 H. monatlich zu besolden, auch wäre für die voraussichtlich mittellosen 
Schülerinnen eine kleine Subvention zu bewilligen. Die Gemeinde Gossengrün hat dem 
Centralcomite die Bereitwilligkeit zur Ueberlaasung der Räumlichkeiten und zur Besorgung 
der Heizung und Reinigung ausgedrückt. Die Petition verlangt staatliche Besoldung der 
Lehrkräfte, ebenso soll die Inspection und artistische Leitung der Anstalt von der Staats- 
verwaltung (unter deren Auspicien auch die bestehenden Spitzenschulen in Heinrichsgrün 
und Gottesgab zu stellen wären) übernommen werden - Bei dem sich steigernden 
Bedürfnisse nach Errichtung neuer Spitzenschulen Ware es wohl an der Zeit, die Frage 
zu ventiliren, ob und in welcher Weise es passend sei, nach belgischem Vorgange den 
Unterricht im Spitzenklöppeln mit dem Handarbeitsunterricht in der Volks- 
schule in Verbindung zu bringen. Bei diesem Anlass": können wir die Bemerkung nicht 
unterdrücken, dass Wien nicht der geeignete Ort ist, um Schulen im Spitzen- 
klöppeln zu errichten. Die weibliche Handarbeit in großen Städten lasst sich in Schulen 
viel besser verwerthen, als durch Klüppelschulen. _ _ I 
(TOAIOSfBIL) Am 15. Februar starb in Obermais bei Meran Maitimilian Ritter 
v. Dormitzer, gewesener Reichsraths-Abgeordneter und langjähriger Präsident der 
Prager Handelskammer, Correspondent des k. k. Oesterr. Museums und Mitglied der 
Gesellschaft zur Forderung der Bronze- und Eisen-Kunstindustrie. Der Verstorbene war 
einer der hervorragendsten industriellen Böhmens, hatte sich jedoch seit dem Jahre t872, 
zu welcher Zeit er seine große Cottondruckfabrik in Holeäovic bei Prag an eine Actien- 
gesellschaft verkaufte, vom geschäftlichen Leben zurückgezogen. 
(Preisausaohraibung) Ein an die Künstler und Gewerbetreibenden Deutsch- 
Iands und Oesterreichs gerichtetes Preisausschreiben des Mainzer Local-Gewerbe- 
vereines ladet zur Theilnahme an einer kunstgewerblichen Concurrenz ein, deren 
Aufgaben Entwürfe zur Einrichtung eines Schlafzimmers im Verkaufspreise von 800 Mark 
und eines combinirten Wohn- und Speisezimmers im Verkaufspreise von tzoo Mark for- 
dern. Für die besten Lösungen jeder der beiden Aufgaben sind Preise von je zoo Mark 
ausgesetzt, wofür die pramiirten Entwürfe und das Recht der Ausführung derselben Eigen- 
thum des Vereineswerden. Die Zeichnungen sind in einem Zehntel der natürlichen Große 
auszuführen und unter Beifügung der versiegelten Adressen des Urhebers und einer An- 
gabe darüber, ob die Arbeiten verkäuflich sind, bis zum an. April an den Vorstand des 
Vereinea einzusenden. 7 ' " 
(Ein seltener Industriezwetg.) Vor einigen Monaten veröffentlichte die npfaglf 
Zeitung: einen Aufsatz über die in Reichenau bei Reichenberg als Hausindustrie betrie- 
bene Malerkunst. Heute sollen die Leser mit einem ebenfalls in unserem Dorfe betriebenen 
und zwar höchst seltenen Industriezweige bekannt gemacht werden, Es ist die Papier- 
machevraaren-lndustrie. Diese ist ein sehr seltener, aber auch ein sehr eigenthümlicher 
lndustriezweig. Derselbe wurde in Reichenau vor hundert Jahren, im Jahre t778, von 
einem gewissen Joseph _Sch offel eingeführt, beschränkte sich aber damals auf die Er- 
zeugung von Dosen. Das Geschaft wollte anfangs trou mancher Unterstützung, die nament- 
lich der Graf Joseph von Waldstein dem Scheffel angedeihen ließ. indem er ihm 
nicht nur liooo Gulden schenkte, sondern ihm auch beim Kaiser Joseph ll. ein Privile- 
gium auf seine Dosen erwirkte, nicht recht gedeihen. im Jahre 1790 verlangte man be- 
malte Dosen, die sich recht bald ein beträchtliches Absatzgebiet errangen. Heute werden 
nicht nur Dosen, sondern hunderterlei andere Dinge erzeugt, als: Gebet- und Messbuch- 
deckel, Schalen zu Cigarrentaschen und zu Portemonnaies, Theebüchsen. Handschuhbe. 
haltet, Vasen, Untersetzer, sogar kleine Fässer u. dgl. Die Papiermachäivaaren bestehen 
der Hauptsache nach aus Pappendeckel , welcher in verschiedener Stärke und Güte aus
	        
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