in dorischem beziehungsweise jonischem Style angebracht waren. mit Grund dieser Nach-
richt wurde das Schatzhnus der Sikyonier bisher in allen knnstgeschichtlichen Werken
als das älteste Gebäude genannt, in welchem jene beiden Srylarten vereinigt gewesen seien.
Das aufgefundene Schatzhaus der Sikyonier aber, inschriftlich sicher als solches
erwiesen und der Beschreibung des Pausanias entsprechend auch das westlichste aller
Schatzhäuser, ist im Acußern und Innern einheitlich im dorischen Style erbaut und zeigt
weder eine Zweitheilung im Innern, noch irgend eine Spur einer Bronzeverkleidung an
den Wänden. Die Stelle des Pausanias muss daher anders gelesen oder anders übersetzt
werden. Dieses Schatzhaus stammt nach Adler's kunsthistorischer und KirchhniPs paleo-
graphischer Untersuchung nicht wie man bisher auf Grund der Pausaniasstelle schließen
wollte, aus dem VIL, sondern aus dem V. Jahrhundert. '
lm Rücken der auf einer gemeinsamen Terrasse am Fuße des Kronion erbauten
Thesauren ist eine große Futtermauer aufgefunden worden, welche dem Erddrucke des
hoher anstehenden Terrains Widerstand leisten und die einzelnen Baulichkeiten vor der
Gefahr einer Verschüttung sichern sollte. Auf dieser Mauer hat in griechischer Zeit
Herodes Atticus die große Wasserleitung aus dem oberen Alpheiosthale nach Olympia
geführt, deren monumentalen Abschluss die im zweiten Ausgrabungsjahre entdeckte groß-
artige Exedra bildete.
Von den Gebäuden im lnnern _der Altis, welche wichtigere Ergänzungen erfahren
haben, erwähne ich als letztes noch das Eingangsthor zum heiligen Bezirk des Pelops,
einen nach Art der inneren Propyläen von Eleusis gebildeten Bau, der nach seinen Bau-
formen wahrscheinlich aus dem Ende des V. Jahrhunderts v. Chr. stammt.
Die Nachgrabungen, welche zur Auffindung des alten Festthores der Altis angestellt
worden sind. haben die bedauerliche Thatsache ergeben, dass man dasselbe in spat-
romischer Zeit abgebrochen und durch ein im Südosten liegendes großes Triumphthor
ersetzt hat, das aber ebenfalls bis auf den Unterbau vollständig verschwunden ist.
Von dem letzteren durch einen schmalen Weg getrennt, liegt weiter ostlich das
von den Römern auf dem Stylobate eines alten griechischen Gebaudes errichtete sogen.
Leonidaion, in welchem zu Pausanias Zeit die Statthalter von Achaja zu wohnen pflegten.
Den romischen Bau, dessen Erbauungszeit nach einer aufgefundenen Bleirohr-lnschrift in,
die Regierungszeit des Kaiser Nero fällt, haben wir im Monat November fast vollständig
aufgedeckt und außer dem schon früher bekannten Atrium und Tablinum ein stattliches
Peristyl mit mehreren sich anschließenden Gemachern gefunden.
Nordöstlich von Leonidaion lagen parallel neben einander und die ganze Ostseite
der Altis einnehmend, der Hyppodrom und das Stadion. An dem ersteren wird augen-
blicklich mit einigen Arbeitern gegraben, um wenigstens seine Lage genauer bestimmen
zu können; vom Stadion dagegen sind Anfang und Ende, Ablauf. und Zielschranken frei-
gelegt worden. Der Abstand der beiden letzteren betragt nach genauer Messung 19217 M.
und gibt uns mithin den genauen Werth des olympischen Stadions, des für die griechische
Alterthumswissenschaft wichtigsten Längenmaßes. Der olympische Fuß, welcher der 600.
Theil des Stadions war, misst demnach o'3zo5 M. , ein Betrag, welcher rnit dem an ver-
schiedenen Bauten Olyrnpias nachgewiesenen Fußmaße genau übereinstimmt.
An der südlichen Grenzmauer der Altis sind außerhalb des heiligen Bezirkes zwei
noch aus griechischer Zeit stammende Gebäude gefunden worden, welche sich unmittelbar
westlich an das Buleutericn anschließen, deren Bestimmung aber noch unbekannt ist.
Die großartigen Gebäude im westlichen Theile Olympias, welche in einer fast un-
unterbrochenen Flucht von 500 M. Lange den Raum zwischen der Altis und dem Kladeos
einnehmen, sind jetzt zum größten Theile freigelegt. Der südlichste und zugleich statt-
lichste Bau dieser Reihe wurde bisher für ein großes Gymnasien gehalten. Nachdem
aber der Grundriss fast ganz aufgedeckt, und in dem inneren Saulenhofe statt eines Platzes
zum Ringen und Laufen große Wasserbassins und Bosquetanlagen gefunden worden sind,
ist diese Bezeichnung kaum noch aufrecht zu erhalten. Zu einer anderen Benennung fehlt
uns aber jeder bestimmte Anhaltspunkt, da Pausanias, wie es scheint, dieses Gebäude trotz
seiner Große nicht genannt hat.
Nach Norden folgen die verschiedenartigen Gebäude, welche sich um den antiken
Unterbau der byzantinischen Kirche gruppiren. Der kleine, tholosartige, nach Westen
orientirte Bau, in welchem ein mit Stuck überzogener Erdaltar gefunden wurde, kann auf
Grund mehrerer an diesem Altare entdeckten lnschriften als Heroon bezeichnet werden.
Die übrigen Gebäude dieser Gruppe scheinen die Wohnung der Priester, das von Pau-
sanius erwähnte Theokoleon, gebildet zu haben; durch ein kleines Pfortchen stand dieser
Bau mit der Altis in naher Verbindung.
Fortsetzung auf der Beilage.