Die Fayencegefäße, nachdem sie aus der Massemischung hergestellt
sind, erhalten zuerst, in Thonkapseln in den Ofen eingesetzt, ein scharfes
Feuer - den Bisquitbrand - jedoch lange nicht an das Porzellan-
feuer heranreichend.
Fertig gebrannt, werden sie dann glasirt und in einem zweiten, viel
schwächeren Feuer, dem Glasurbrande, die Glasur glatt geschmolzen.
Dadurch, also in letzter Instanz durch die Natur der Glasur, ist bei
der Fayence ein großes Feld für die Decorationskunst eröffnet.
Seien es nun die gewöhnlichen Porzellanfarben, die nur dünn, so-
zusagen aquarellartig behandelt werden dürfen, oder aber Farbemaile, die
eine kräftigere, pastosere Manier vertragen, so werden dieselben hier auf
der stammverwandten Bleiglasur weit besser, sicherer, effectvoller auf-
schrnelzen, jaVieles nur da möglich sein, was auf Porzellan nicht zu erreichen.
So sehen wir ja auch das Charakteristische der Fayencemalerei,
zugleich aber auch den Grund ihrer immer steigenden Werthschätzung in
der derberen, kräftigeren, decorativen Manier, gegenüber der zarten, dabei
aber kalt lassenden Auspinselei, der Lasur und ewigen Lasur der Porzellan-
gemälde.
Die Fayenceglasur verträgt weiter gut die Application des Pate-
Emails, des Lüster- und Edelmetalldecors und die Musterstücke derart
decorirter Fayence, die Ihnen alljährlich die Weihnachtsausstellung des
Oesterr. Museums als heimisches Wiener Product verführt, die die Schau-
fenster unserer Thonwaarenlager zieren, in von der Versuchsanstalt des
Museums ausgearbeiteten Methoden und Mitteln ausgeführt, mögen sowohl
für unsere Fayence überhaupt sprechen, dürfen aber auch, denke ich, in
uns das Gefühl der Befriedigung erwecken, dass damit die Wege geöffnet
sind, für einen gedeihlichen Fortschritt unserer Kunstfayence. Eine Ge-
legenheit nach der anderen zeigt, dass diese Wege auch schon voll be-
treten sind. Schon weiß unser Ernst Wahliss die wWiener Fayenceu in
vollem Strome ins Ausland, ja nach Paris und London zu dirigiren und
ist erst die Ueberzeugung der Concurrenzfähigkeit mit den Fayenceriesen
Frankreichs und Englands in weitere Kreise gedrungen, wird auch die
Scharffeuer-Fayence, das fabricatorische Element die vorgezeichnete Richtung
einschlagen.
Ein zweites glückliches Moment liegt in der Fayenceglasur. Sie
lässt sich prächtig und vieltönig färben und da kann sich wohl mit dem
Glanze und der Pracht einer solchen transparenten färbigen Fayenceglasitr
kein sonstiges Email messen.
Geeignet gefertigte Reliefs, mit einer solchen Farbglasur überzogen,
die, die Vertiefungen füllend, das Relief kräftig schattirt und hervorhebt,
gehören zu den reizendsten Erzeugnissen der Fayencetechnik.
Fortsetzung auf der Beilage.