messen und die gewonnenen Erfahrungen überall hin nutzbringend zu
übertragen. -
Wi'e aus der beiliegenden Denkschrift hervorgeht, beziffert sich der
Jahresconsum Oesterreich-Ungarns an Erzeugnissen der Textilindustrie
auf 442 Millionen Gulden, ein Beweis, welch' hohen Werth diese Industrie
für das Land hat.
Es darf daher als eine nur im wohlverstandenen Interesse der wirch-
schaftlichen Erstarkung der Monarchie begründete Maßregel betrachtet
werden, wenn für jenen großen umfassenden Erwerbszweig mehr Berück-
sichtigung beansprucht wird, als dies bisher der Fall war. Denn wenn
es gelingt, demselben durch Verbesserung des fachlichen Unterrichts tüch-
tigere Arbeitskräfte zuzuführen, würde hierdurch dem Importe fertiger
Waaren mehr Widerstand geleistet und der Export gehoben werden
können, und somit Millionen dem Lande erhalten und neu gewonnen
werden, die heute für uns unerreichbar sind.
Wie sehr man in anderen Staaten die Wichtigkeit der Förderung
der Textilindustrie bereits anerkannt hat, erhellt unter Anderem aus einer
Denkschrift, welche jüngst auf Veranlassung der königl. preuß. Regierung
erstand und welcher wir als positive Daten für den vorliegenden Fall
nur entnehmen, dass die Webeschule in Crefeld, deren gegenwärtige
Organisation dort als ungenügend betrachtet wird, obschon sie der jetzigen
Wiener Schule so weit voransteht, dass dermalen ein Vergleich nicht zu-
lässig wäre - im Laufe der letzten beiden Jahre mit Webestühlen und
l-Iilfsmaschinen neuester Construction versehen und eine Sammlung von
älteren Mustern, die allein 30.000 Mark kostete, angeschalft wurde. Man
geht nun daran, ein Gebäude ausschließlich für jene Schule zu bauen,
zu welchem die Stadt den Grund und Boden und 150.000 Mark geben
wird. Die Kosten des Baues sind auf 450.000 Mark veranschlagt. Das
Budget der Schule erheischt einen Zuschuss aus Staatsmitteln von 33.000 Mk.
S0 in Deutschland -- Frankreich thut noch mehr. Es ist in fast
nervöser Weise bemüht, den großen Vorsprung, den es vor allen seinen
Rivalen besitzt, in keiner Weise verringern zu lassen. Ohne uns in De-
tails zu verlieren, citiren wir aus dem von der Lyoner Handelskammer
veröffentlichten Werke von N. Rondot: nljenseignement necessaire a l'in-
dustrie de la soieu folgenden, die Errichtung einer neuen großen Webe-
schule zu Lyon betreffenden Satz: nOb die zu errichtende Schule eine
einfache Webereischule sein werde oder eine Fabriksschule mit einem
weiteren Studienplan, oder eine höhere Schule für die Seidenindustrie -'-
nie wird sie ohne eine bedeutende Anlage errichtet werden können. Man
muss für den Ankauf des Grundes, die Errichtung des Gebäudes, dessen
Haushalt, dann die Anschatfung des wissenschaftlichen und industriellen
Mobiliars, der Bibliothek, der Muster- und Productensammlung vorsehen.
Die Schule wird nicht bestehen können, ohne eine jährliche Subvention,
welche einem Capitale von 7--S0o.o00 Francs entspricbtm
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