talische Weise getreten, und zwar durchaus unter dem Vorgange der Firma
Philipp Haas u. Söhne, welche darin als die erste betrachtet werden muss.
Sie adoptirte gleicher Weise die Technik wie die künstlerische Art des
Orients. Und ähnlich ist es mit den Möbelstoden, Vorhängen, Portieren
bis zu den Tapeten und zur gewebten Wandbekleidung gegangen. An die
Stelle der grauen, stumpfen und verwaschenen Farblosigkeit ist ein leb-
hafterer, aber auch edlerer Farbengeschmack getreten; an die Stelle der
unruhigen und wilden, das Auge verwirrenden Pflanzen-Decoration stil-
volle, ruhige, wohl abgemessene und wohlvertheilte Muster, mit welchen
sich gleicher Weise in echt künstlerischer Art edle Pracht wie stille
Bescheidenheit und vornehme Ruhe erreichen lässt. Der Umschwung auf
diesem Gebiete ist nun wohl nicht von Eduard v. Haas erst begonnen
worden, aber sein entschiedenes Eintreten in die Bewegung hat ihrem
Erfolge den größten Vorschub geleistet.
Alles das nun trat auf unserer Weltausstellung Jedem, der diese
Dinge aufmerksam verfolgte, klar vor die Augen, während die Größe
und der Umfang der ausgestellten Gegenstände alle Welt in Erstaunen
setzte. Wie gesagt, ist diese Entfaltung einer einzelnen Fabrik niemals
überboten worden, auch von ihr selber nicht. Sie war auch nur auf
heimischem Boden möglich. Nichtsdestoweniger brachte jede neue Aus-
Stellung, an welcher die Firma Philipp Haas und Söhne Theil nahm,
stets neue, durch Schönheit und Originalität gleich ausgezeichnete Gegen-
stände, welche zugleich neue Wege andeuteten. So die Pariser Ausstel-
lung von 1878 mit den goldverzierten Geweben in Seidensammt, so die
Ausstellung des niederösterreichischen Gewerbevereines im vorigen Jahre
mit dem reizenden Pavillon und seinen Panneaux in applicirter Stickerei
nach japanischer Art.
Und dieser stete Fortschritt, dieses stete Bestreben, nicht blos den
Ruhm der Firma aufrechtzuerhalten, sondern durch neue Schöpfungen
zu vergrößern, dieses Bestreben verdient um so mehr die höchste An-
erkennung und Bewunderung, als die geistige und körperliche Kraft ihres
Chefs bereits gebrochen war und er fern von der Stätte seiner rastlosen
Wirksamkeit weilte. Zur selben Zeit, da die Firma mit der Wiener Welt-
ausstellung ihre größten Triumphe feierte, war über das ganze indu-
strielle Leben die große Krise hereingebrochen. Mit fester Hand hatte
Eduard von Haas, ein erfahrener Steuermann, das Schilf durch Sturm
und Brandung gelenkt und in den sicheren Hafen geführt. Das Schiff
war geborgen, aber dem Lenker versagte noch ferner die Kraft. Erschöpft
von nie rastender, übergroßer Anstrengung, brach der Körper zusammen.
Er suchte Heilung in der milden Luft des Südens, in der Entfernung von
Arbeit und Geschäft. Aber er fand nicht Herstellung, nur Milderung und
auch diese nur für eine kurze Frist weniger Jahre. Am 13. November
des vorigen Jahres ist er aus dem Leben geschieden.