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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 196)

 
der Bemalung auf dem Rande. Zwei der Darstellungen bewegen sich im 
Mythenkreise der Amphitrite, die dritte ist eine Copie nach Agostiho Car- 
racci - Venus mit Amor im Schooße auf einer von Delphinen gezogenen 
Muschel --, die vierte zeigt einen ruhenden Flussgott. Auf der Rückseite 
dieser Teller finden wir die Bezeichnung: "R Nn" 15631. Eine Marke, 
die wir in keinem Verzeichnisse antrafen und die wir vielleicht für vRa- 
vennau lesen dürfen. Sollten wir uns aber hierin auch irren, so sind doch 
jedenfalls diese Teller ein Beweis dafür, dass das alte Genre de_r ita- 
lienischen Majoliken an manchen Orten schon in der zweiten Hälfte des 
16. Jahrhunderts verlassen wurde. 
Die übrigen 131 Obiecte der Sammlung vertheilen sich auf das 17., 
18. und die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Davon entfällt weit mehr 
als die Hälfte auf Neapel und Castelli. Von den anderen gehören 7 Venedig 
an, je 2 entfallen auf Candiana und Nove, während Mantua, Genua und 
Montelupo durch je 1 Object vertreten sind. Fünf Fayencen können wir 
einfach nur als norditalienische bezeichnen, und 15 weitere entziehentsich 
bisher einer näheren Bestimmung. 
Bereits im 16. Jahrhundert bestand in Castelli bei Neapel eine 
Majolika-Industrie. Die meisten auf uns gekommenen Arbeiten stammen 
aber aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Zahlreiche Fabriken und eine große 
Menge von Malernamen sind uns durch Cherubini's eingehende Arbeit über 
Castelli bekannt geworden. Alle Gattungen der malerischen Decoration 
wurden dort gepflegt. Die Stiche nach den großen italienischen Historien- 
malern dienten nicht minder häufig als Vorlagen, wie Genre-, Thier-, 
Blumen- und Jagdbilder. Besonders beliebt aber war die Landschaft. Unter 
den 97 Objecten unserer Sammlung, welche wir mit großer Wahrschein- 
lichkeit den Fabriken von Castelli und Neapel - denn viele Fayencemaler 
finden wir sowohl hier wie dort thätig - zutheilen dürfen, befinden sich 
47 mit Landschaften bemalte Fayencen, 28 mit Historien, worunter be- 
sonders mythologische Darstellungen häufig sind, 7 mit Genrebildern, 4 mit 
Jagddarstellungen und 3 mit Blumen. 
Je mehr man von dem decorativen Zweck der Fayencemalerei abzu- 
sehen begann , desto unbekümmerter um die Form des Gefäßes zog der 
Maler seine Darstellung über alle Flächen, die sich ihm darboten. Später 
gab man gelegentlich die Gefäßform ganz auf und die Malereien erscheinen 
blos um ihrer selbst willen auf viereckigen oder runden Platten. Durchwegs 
unterscheiden sie sich von den Arbeiten des 15. und 16. Jahrhunderts durch 
blasse, kalte Farben und eine auf die Nähe des Beschauers berechnete 
Wirkung. Die rothe Farbe fehlt ganz und beschränkt sich die Palette auf 
Gelb, Blau, Grün, Violett und Schwarz. 
Unter den zahlreichen Malernamen Castellfs ist der berühmteste der 
der Familie Grue, welche in mehreren Generationen die Fayencemalerei 
trieb. Der erste Maler dieses Namens ist Francesco Grue, geb. 1567. 
Dessen beide Enkel Francescantonio (T 1746) und Liborio (1- 1776) haben
	        
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