ausgestellt und zwar in doppelter Reihe. Unter diesen Zimmern war
kaum eines oder das andere (nur ein? oder zwei Rococogemächenbildeteu
eine unangenehme oder auffallende Ausnahnae),- kaurm eines oder; zwei,
sagen wir, waren darunter, welche veralteten Charakter trugenn Die an-
deren sämmtlich folgten der Tendenz der neuen, Zeit und waren mehr
oder weniger treu im Stile der deutschen Renaissance gehalten,- wie dieser
Stil jetzt in den deutschen Hauptstädten gepredigt und. einpfohlenlwird.
Und mehr als das, sie folgten nicht blosdiesem Stile, sondern sie thaten
es offenbar in der Absicht, das Beste und Höchste zu leisten. Den beiden
Gemächern von Wirth Söhnen in Stuttgart, -von Eplple St. Eger, von
Schingeu, von Schöttle, insbesondere auch von Gerson SLWeber,
sorwie von F. W. Brauer fehlte deriTendenz, und dem Aufwands nach
gar nichts, um den reichsten und vollkommensten Eindruck-zu machen,
einen Eindruck etwa, wie wir ihn von- den iwohnungen der reichsten
Patrizier im sechzehnten Jahrhundert annehmen mögen. An Vertäfelungen,
an reicher Profilirung, an Holzschnitzerei, gezimmerten, geschnitzten und
gemalten Holzplafonds, an eingelegter Arbeit in Parquetten und Möbeln,
an Elfenbein und kostbaren Hölzern, anßarnrnt, Seide, Plüsch, Stickerei
und Posatnentirarbeit kein Mangel, eher eine Verschwendung. Bei Gerson
8c Weber waren beispielsweise die Schnitzereien der Möbel in Ornal
menten und figürlichen Reliefs ausgeführt .wie getriebene und ciselirte
Goldschmiedearbeit, gerade wie man dieMöbel des Pariser Eourdinois
auf den Ausstellungen zu sehen gewohnt ist. '
Und dennoch, trotzdem Tendenz und Aufwand, kunstreiche Zeich-
nung, geschickte Ausführung und kostbares Material hier zusammen-
getroEen waren, um das Vorzüglichste zu leisten, trotzdem gewährte kein
einziges dieser Zimmer einen völlig befriedigenden Eindruck. Man konnte
mancherlei Fehler an ihnen herausfinden. Die einen hatten des Guten
zu viel. So zeigte insbesondere das Zimmer von Brauer alles erdenkbar
G_ute, schwarze Möbel und Möbel mit Elfenbein, Stickerei und Plüsch in
allen Farben, Ernail, Fayence, Metallarbeit, Malereien und was nicht
alles noch. Bei anderen, und zwar den meisten, war das Detail zu archi-
tektenmäßig. zu eckig, kantig, überall Lineal und Reisbrett verrathend.
Man hatte das Gefühl aller Orten anzustoßen. Hier {passte der Teppich
nicht, dort waren die überaus gut gemeinten Stickereien zu grell und
bunt, dort waren die Contraste (z. B. in den Parquetten) zu hart oder am
Plafond stimmte die Malerei nicht; in einem Zimmer war sogar die Plüsch-
bekleidung der Wand in schräge Falten gelegt, als wollte man den Staub
zur Zierde auffangen. Das lichte Holz in den Gemächern von Wirth
war auch nicht zum Vortheil gewählt. Jedes Gemach hatte seine beson-
deren Fehler, alle aber litten an dem gemeinsamen Mangel, der sich zum
Theil schon in den erwähnten Fehlern ausspricht, in dem Mangeli an
Harmonie, an letzter Beherrschung und glücklicher Zusammenstimmung
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