aller der verschiedenen und verschiedenfarbigen Gegenstände, welche ein
reiches "und vornehmes Zimmer im Geiste der neuen Richtung ausmachen.
Dieses letzte und höchste Ziel aller decorativen Kunst. worauf ihr
wahrer Reiz, ihre Poesie beruht, haben also die Würtemberger Deco-
rateure und Möbelfabrikanten noch nicht erreicht. Es fehlt, so weit die
Erfahrungen des Berichterstatters reichen - wir werden später noch einmal
darauf zurückkommen - überhaupt der deutschen Kunstindustrie. Es
fehlt ihr mindestens seit dem Ansgange des vorigen Jahrhunderts und alle
bisherigen Anstrengungen haben es bisher nicht vermacht, diesen Fehler
abzustreifen. Uebrigens muss man auch zugestehen, nichts ist schwerer
zu erlernen als gerade diese Eigenschaft, die Harmonie, die Zusammen-
stimmung. Ohne besondere Anlage und Begabung kann sie nur das Resultat
eines langen und liebevollen Strebens sein.
Mussten wir der Würtemberger Möbelfabrication diese Eigenschaft
absprechen, so wollen wir dagegen einen Umstand nicht übergehen, den
wir ihr als Vorzug anrechnen. Was die bisherigen Ausstellungen im er-
neuerten Stil der Renaissance an Wohnung und Wohnungsausstattung ge-
bracht haben, das trug alles einen reichen, meist überreichen Charakter.
Ganz besonders galt dies auch von der Ausstellung des niederösterreichiscihen
Gewerbevereines in der Praterrotunde im Jahre 1880. Das ist nun ganz
gut. Soll aber dieser neue Stil wirklich Wurzel fassen, soll das Schöne,
was er in sich enthält, zu einem Gemeingut werden, so müssen neben
diesen reichen Prunkausstattungen einfache Möbel, einfache Gemächer
desselben Stiles nebenhergehen. Der Reichthum, die Kostbarkeit müssen
auf ein bürgerliches Mass reducirt werden. Diese Forderung kann nicht
oft genug gestellt, nichtdringend genug empfohlen werden. Zu Wien
wurde die Erfüllung dieser Forderung im Frühling dieses Jahres von der
Ausstellung der Tischler in den Blumensälen angestrebt, aber die Er-
füllung gelang nicht. Man wusste von der Absicht, aber nirgends trat sie
erkennbar hervor.
Hier in Stuttgart nun ist die Absicht wirklich erkennbar, der ein-
geschlagene Weg ist richtig und die Erfüllung nähert sich dem Gelingen.
Es sind die kleineren Städte des Landes, Juffcnhausen, Böblingen, Esslingen,
Reutlingen, welche collectiv eine Reihe solcher Gemächer zur Ausstellung
gebracht haben, in denen der reiche Stil der deutschen Renaissance auf
einfache Formen, mit Hinweglassung allen Luxusornamentes, reducirt
worden. War auch nicht alles gut, was auf diese Weise zur Ausstellung
gekommen, so ist doch der ganze Vorgang vernünftig und lobenswerth,
und das umsomehr, als er bereits mit einer gewissen Entschiedenheit
und Allgemeinheit verfolgt erscheint.
Der zweite Zweig der würtembergischen Kunstindustrie, welcher
Leben, Bewegung und Fortschritt zeigt, ist derjenige der Goldschmiede-
knnst. Bekanntlich nimmt Würtemberg, insbesondere zu Schwäbisch-
Gmünd und Stuttgart, einen bedeutenden Antheil an jener populären