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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 196)

und die losen Haare auffangen und zerren, ein Umstand, der leichtgee 
eignet ist, die gute {künstlerische Absicht zu verderben. Wir sollten daher 
glauben, dass derselbe bei dem Entwerfen solcher Gegenstände wohl zu 
berücksichtigen wäre. Außerdem - und auch das sei noch bemerkt -- 
erscheinen diese Gegenstände, wenn in oxydirtem Silber ausgeführt, wie 
viele auf der Stuttgarter Ausstellung, für ihre Bestimmung als Schmuck 
viel zu wirkungslos. Der Schmuck darf nie vergessen, dass er schmücken 
und glänzen soll. 
Noch einen höheren Standpunkt in künstlerischer Richtung nimmt 
Föhr in Stuttgart ein, und nicht blos mit echtem und kostbarem Schmuck, 
sondern auch mit größeren Gegenständen, mit Prunkgefäßen verschiedener 
Art. Die Menge des würtembergischen Silbergeräthes größerer Art ver- 
lässt durchaus nicht den gewöhnlichen, herkömmlichen Stand des Ge- 
schmackes und der Formenbildung. In ihm ist die Richtung zur deut- 
schen Renaissance, welche in den vorhin besprochenen Gemächern bereits 
rnit solcher Entschiedenheit auftritt, noch nicht zur Entscheidung ge- 
kommen. Eine Anzahl Arbeiter bei Föhr bilden eine Ausnahme. Föhr 
hatte eine Reihe wirklicher Künstler herbeigezogen zur Erfindung wie zur 
Ausführung, und wir erblicken mit Vergnügenunter ihnen Namen, die 
mitdem Oesterr. Museum in engster Verbindung standen oder noch stehen. 
So der Ciseleur May er, der einst Schüler der Museumschule war, und 
H. Her'dtle, Professor an dieser unserer Schule. Von Herdtle ist Erfin- 
dung und Zeichnung einer mit vergoldetem Silber und Email in reichster 
Arbeit montirten Krystallglasvase, welche mit den kostbarsten Krystall- 
gefäßen des sechzehnten Jahrhunderts zu rivalisiren bestimmt ist. Von 
Mayer und seinem Schüler Ofterdinger sind auch für die "Würtem- 
bergische Metallwaarenfabrik Geislingenn einige sehr schöne Arbeiten mit 
getriebenen und ciselirten Figuren und Ornamenten ausgeführt, die nur 
zum Theil durch Einführung von Schwärze in den Tiefen eine falsche 
malerische Wirkung in die zarte und edle Plastik hineinbringcn. 
Wie hier, so tritt die Verbindung des Gewerbes mit wirklichen 
Künstlern auch sonst mannigfach auf der Stuttgarter Ausstellung hervor, 
nur dass mitunter der Architekt sich allzuwenig verleugnet. Dies zeigt 
sich z. B. bei den ziemlich zahlreichen Cemenh, Terracotta- und Holz- 
pavillons im Garten, wogegen das Schmiedehandwerk in Eisen manche 
gute und bedeutende Arbeit unter dem Einfluss und der Mitwirkung der 
Architekten geliefert hat. Wir nennen hier die mannigfaltigen Arbeiten 
von Eichbcrger 8c Leuthi in Stuttgart, bei deren Fabricaten wir 
auch wieder guten österreichischen Namen begegnen, so Hasenauer 
und Gugitz; ferner den blumengeschmückten eisernen Pavillbu von H. 
Herrenberger in Ulm. Auch ein Fabrikant von Messinggeräth und 
Bronzewaaren, A. Stotz in Stuttgart, verleugnet in seinen Uhren, Lustern, 
Leuchtern nicht seine Herkunft aus dem Atelier Hollenbach in Wien.
	        
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