und die losen Haare auffangen und zerren, ein Umstand, der leichtgee
eignet ist, die gute {künstlerische Absicht zu verderben. Wir sollten daher
glauben, dass derselbe bei dem Entwerfen solcher Gegenstände wohl zu
berücksichtigen wäre. Außerdem - und auch das sei noch bemerkt --
erscheinen diese Gegenstände, wenn in oxydirtem Silber ausgeführt, wie
viele auf der Stuttgarter Ausstellung, für ihre Bestimmung als Schmuck
viel zu wirkungslos. Der Schmuck darf nie vergessen, dass er schmücken
und glänzen soll.
Noch einen höheren Standpunkt in künstlerischer Richtung nimmt
Föhr in Stuttgart ein, und nicht blos mit echtem und kostbarem Schmuck,
sondern auch mit größeren Gegenständen, mit Prunkgefäßen verschiedener
Art. Die Menge des würtembergischen Silbergeräthes größerer Art ver-
lässt durchaus nicht den gewöhnlichen, herkömmlichen Stand des Ge-
schmackes und der Formenbildung. In ihm ist die Richtung zur deut-
schen Renaissance, welche in den vorhin besprochenen Gemächern bereits
rnit solcher Entschiedenheit auftritt, noch nicht zur Entscheidung ge-
kommen. Eine Anzahl Arbeiter bei Föhr bilden eine Ausnahme. Föhr
hatte eine Reihe wirklicher Künstler herbeigezogen zur Erfindung wie zur
Ausführung, und wir erblicken mit Vergnügenunter ihnen Namen, die
mitdem Oesterr. Museum in engster Verbindung standen oder noch stehen.
So der Ciseleur May er, der einst Schüler der Museumschule war, und
H. Her'dtle, Professor an dieser unserer Schule. Von Herdtle ist Erfin-
dung und Zeichnung einer mit vergoldetem Silber und Email in reichster
Arbeit montirten Krystallglasvase, welche mit den kostbarsten Krystall-
gefäßen des sechzehnten Jahrhunderts zu rivalisiren bestimmt ist. Von
Mayer und seinem Schüler Ofterdinger sind auch für die "Würtem-
bergische Metallwaarenfabrik Geislingenn einige sehr schöne Arbeiten mit
getriebenen und ciselirten Figuren und Ornamenten ausgeführt, die nur
zum Theil durch Einführung von Schwärze in den Tiefen eine falsche
malerische Wirkung in die zarte und edle Plastik hineinbringcn.
Wie hier, so tritt die Verbindung des Gewerbes mit wirklichen
Künstlern auch sonst mannigfach auf der Stuttgarter Ausstellung hervor,
nur dass mitunter der Architekt sich allzuwenig verleugnet. Dies zeigt
sich z. B. bei den ziemlich zahlreichen Cemenh, Terracotta- und Holz-
pavillons im Garten, wogegen das Schmiedehandwerk in Eisen manche
gute und bedeutende Arbeit unter dem Einfluss und der Mitwirkung der
Architekten geliefert hat. Wir nennen hier die mannigfaltigen Arbeiten
von Eichbcrger 8c Leuthi in Stuttgart, bei deren Fabricaten wir
auch wieder guten österreichischen Namen begegnen, so Hasenauer
und Gugitz; ferner den blumengeschmückten eisernen Pavillbu von H.
Herrenberger in Ulm. Auch ein Fabrikant von Messinggeräth und
Bronzewaaren, A. Stotz in Stuttgart, verleugnet in seinen Uhren, Lustern,
Leuchtern nicht seine Herkunft aus dem Atelier Hollenbach in Wien.