Weise des Plafonds (selbst der besten Renaissance) auf den Fußboden und
seine farbige Bedeckung zu übertragen.
Was die deutschen Teppiche von den englischen unterschied , das
war nicht sowohl der andere Charakter in der Zeichnung als im Colorit.
Die Zeichnung erwies sich durchgängig Hach und stilvoll, aber die Farbe
entbehrte jeglichen Reizes. Die Farben traten wie Flecke heraus, nicht
wie Theile einer Harmonie. Ein großer Teppich von Paatz in Berlin
war in dieser Beziehung sehr lehrreich; er war matt und gedämpft ge-
halten und doch unruhig; die weißen Contouren verwirrten das Auge.
So auch die anderen Teppiche desselben Fabrikanten und die der übrigen.
Nicht einer, der wirklichen Reiz darbot.
Und wie die Teppiche, so dasjenige was die deutschen Fabrikanten
sonst an Möbel- und Decorationsstoffen oder an anderen Wollgeweben,
wie Bett- und Reisedecken gesendet hatten. Die Möbelstolfe von dem-
selben Paatz in Berlin waren stilvoll in der Zeichnung und enthielten
zum Theil hübsche Farben, aber diese waren so vertheilt und durchein-
andergebracht, dass die Wirkung für das Auge durchaus unruhig und i
flimmernd erschien. Blankets und sonstige Decken von Greve 8a Uhl in
Oesterode am Harz oder von Paul Förster in Glauchau waren wiederum
sehr farbig, blitzend in Blau, Roth und Weiß, aber auch eben bunt und
grell, wie es sonst und überall deutscher Farbengeschmack gewesen. Die-
selbe Wahrnehmung, die wir in Stuttgart bei den reich ausgestatteten
Gemächern gemacht haben, erwies sich hier in London in Allem, was
Deutschland gesendet hatte, vollauf bestätigt.
Ganz von anderer Art waren wiederum die englischen Wand- und
Möbelstotfe, deren Maple in einem seiner bereits erwähnten Gemächer
eine gute Collection ausgestellt hatte. Sie waren bei weitem blumiger in
Zeichnung und Farbe als die deutschen, folgend etwa den blumigen Stollen
des siebzehnten Jahrhunderts, daher auch farbiger, und dennoch waren
sie ruhiger, und weil ruhiger, auch edler und vornehmer.
Zwar nicht alle die reichen, zum Theil ausserordentlich kostbaren
Gemächer, welche das große Fabriks- und DecorationsEtablissement von
Maple 8t Co. zur Ausstellung gebracht hatte, trugen diesen Charakter
edler Vornehmheit. Widersprüche und Bizarrerien ließen den englischen
Geschmack. der sich sonst in eigenen Wegen bewegt, doch Irrthümern
und Unklarheiten verfallen erscheinen. So eines der beiden Schlafzimmer,
dessen Wände mit breitgestreiften Stoffen bedeckt waren. Obwohl nun
die Farben dieser Streifen stark gebrochen waren, konnte ein ästhetisch
emptindendes Auge doch über die allgemeine Unschönheit solcher Streifen-
decoration nicht hinwegsehen. Ein zweites Schlafzimmer, in welchem
man von lichtblauer Seide umleuchtet war, legte ebenfalls kein gutes
Zeugniss für den Farbensinn der englischen Decorateure ab.
Weniger konnte man diesen Vorwurf dem eigentlichen Salon machen,
der selbst viel Schönes und auch coloristisch Feines enthielt, trotzdem er