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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 197)

speciell auf die in Sicilien erhaltenen Reste derselben, welche den Um- 
ständen gemäß den Olympischen verwandt sind, zu richten. Die For- 
schungen in Sicilien haben auch dort jene Bekleidungsstücke von Thon 
für Geisa aus Stein und mit den im wesentlichen ganz gleichen decora-. 
tiven Motiven wie in Olympia, zu Tage gefördert. 
Auf den der Abhandlung angefügten vier Tafeln wurden in Farben- 
druck Fragmente vom Schatzhause der Geloer in Olympia und zum Ver- 
gleiche solche aus Selinus, Syrakus, Gela, Akrae und Metapont vorgeführt. 
Als zweiter Theil der Abhandlung folgt eine Besprechung des Ziegel- 
materials und der Construction des antiken Daches im Allgemeinen, als 
dritter eine systematische Uebersicht der dabei verwendeten Ornament- 
formen, deren Entwicklung und technische Herstellung. 
Jeder Fachmann, der sich für die antike Architektur interessirt, wird die 
sachlichen Mittheilungen mit Freude begrüßen und die große Bedeutung 
derselben nicht verkennen können, er wird sich aber auch angeregt fühlen, 
der von den Verfassern, wie sie selbst sagen, nur berührten Frage, welchen 
Grund die Griechen für die technisch höchst seltsame Anordnung gehabt 
haben mögen und der historischen Erklärung derselben, näher zu treten. 
Die Verfasser sagen, dass der gebrannte Thon den Angriffen der 
Witterung besser widersteht als der bei den meisten griechischen Tempeln 
verwendete Kalkstein, und dass der Gedanke, den Stein durch Terracotten 
zu schützen, deshalb - scheinbar - nicht so ferneliegend wäre, und 
weiters: Jedoch besaßen die Griechen zu diesem Zwecke ein viel ein- 
facheres bei vielen Bauten mit bestem Erfolge angewendetes Mittel; sie 
schützten die Oberfläche des Steines durch einen feinen Marmorstuck, der 
gerade bei sehr alten Bauten von guter Qualität ist. Auch der Umstand, 
dass die Verkleidung der Steingeisa mit Terracotten während der Blüthe- 
zeit der griechischen Kunst nicht mehr angewendet wird, sondern aus- 
nahmslos der einfachen Verputzung des Steines Platz gemacht hat, beweist 
schlagend, dass eine technische Nothwendigkeit für eine solche Incrustation 
beim Steinbau nicht vorlag. 
So überraschend nun das Verkleiden von Stein mit Terracotta seiner 
Neuheit halber für den ersten Augenblick erscheinen mag, so kann es 
doch, wie wir glauben, als nichts Widersinniges und der Technik Wider- 
sprechendes bezeichnet werden, besonders wenn man ins Auge fasst, dass 
es sich hier um den Schutz jener Theile eines aus schlechtem Stein- 
materiale errichteten Gebäudes handelt, welche der Einwirkung des Wassers 
am Meisten ausgesetzt waren. 
Wie die gefundenen Reste erweisen, war nur das Geison ganz oder 
zum Theil mit Terracotta bekleidet, während für alle übrigen Bautheile 
keine verwandten Stücke gefunden wurden. Terracotta auf schlechten 
Stein befestigen, kann im gegebenen Falle nur als eine vortreffliche Con- 
struction angesehen werden und erscheint uns durchaus schon deshalb 
nicht widersinnig weil ja auch das Dach selbst mit seiner Terracotta-
	        
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